Treibhausgase Emissionen der Schweiz höher als angenommen

sda/toko

10.2.2020

Die Lonza-Werke in Visp. 
Die Lonza-Werke in Visp. 
Bild: KEYSTONE/OLIVIER MAIRE (Archivbild)

Aufgrund einer bisher unbekannten Lachgasquelle liegen die Treibhausgasemissionen des Schweizer Industriesektors um rund 600'000 Tonnen CO2-Äquivalente höher als bisher angenommen.

Die Treibhausgasemissionen des Schweizer Industriesektors liegen gemäss Bundesamt für Umwelt (Bafu) jährlich um rund 600'000 Tonnen CO2-Äquivalente höher als bisher angenommen. Grund sei eine bisher unbekannte Lachgasquelle. Sie wirke sich negativ auf die Erreichung der Klimaziele der Schweiz aus.

Das Lachgas stammt aus der Produktion des Chemie- und Pharmaunternehmens Lonza AG, wie das Bafu am Montag mitteilte. Das klimaschädliche Gas entstehe bei der Produktion des Vitamins Niacin. Die Produktionsanlage der Lonza sei seit 1971 in Betrieb.

Lachgasemissionen seien aber nicht in der Luftreinhalte-Verordnung geregelt. Aus diesem Grund habe die Lonza diese im Rahmen der Vitamin-Produktion auch nicht untersucht.

Das Unternehmen habe die Emissionen im Frühjahr 2018 bei einer Kontrollmessung am Produktionsstandort in Visp VS festgestellt und anschliessend dem Bafu gemeldet. Das Bafu habe daraufhin in einem unabhängigen Gutachten die Quelle des Lachgases nachweisen können.

Lonza habe sich verpflichtet, bis spätestens Ende 2021 einen Katalysator einzubauen, der die Emissionen um mindestens 98 Prozent vermindere. Das Unternehmen habe die dafür notwendigen Schritte eingeleitet.

Die Lonza sei in das Schweizer Emissionshandelssystem eingebunden und müsse dem Bund neu auch für diese Emissionen die nötigen Emissionsrechte oder, in begrenztem Umfang, ausländische Zertifikate abgeben.

Negativer Einfluss auf Klimaziele

Die Lachgasquelle hat auch Auswirkungen auf die Klimaziele der Schweiz. International hat sich die Schweiz unter dem Kyoto-Protokoll verpflichtet, ihre Emissionen im Durchschnitt zwischen 2013 und 2020 um 15,8 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 zu senken. Aufgrund internationaler Regeln könne der Ausgangswert für 1990 nicht rückwirkend angepasst werden.

Die zusätzlichen 600'000 CO2-Äquivalente pro Jahr müssten deshalb während der gesamten Verpflichtungsperiode ausgewiesen werden und wirkten sich negativ auf die Erreichung der Klimaziele aus.

Um das Kyoto-Protokoll dennoch zu erreichen, werde die Stiftung Klimarappen ausländische Zertifikate im Umfang von fünf Millionen Tonnen CO2 erwerben und dem Bund übertragen. Die Stiftung werde dafür einen Teil des nach Erfüllung ihrer vertraglichen Pflichten verbleibenden Stiftungsvermögens verwenden.

Das nationale Verminderungsziel im CO2-Gesetz beträgt im Jahr 2020 20 Prozent gegenüber 1990. Dieses Ziel, das ausschliesslich mit Massnahmen im Inland erreicht werden muss, verschärft sich nun um die festgestellten Lachgasemissionen.


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