Von der Zollkeule zur Kursrakete Spielt Trump an der Börse ein abgekartetes Spiel?

Samuel Walder

11.4.2025

Trump lenkt bei Zollstreit ein – aber nicht für China

Trump lenkt bei Zollstreit ein – aber nicht für China

US-Präsident fährt wirtschaftspolitischen Schlingerkurs: Donald Trump rudert im internationalen Handelskonflikt zurück und setzt bestimmte gerade in Kraft getretene Zölle für 90 Tage aus.

09.04.2025

Donald Trump kündigt Zölle an – und zieht sie kurz darauf wieder zurück. Parallel steigen die Aktienkurse rasant. Zufall oder Kalkül? Ein Experte schätzt die Situation ein.

Samuel Walder

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • US-Präsident Trump stoppte seine Zollpläne kurzfristig, woraufhin die Aktienmärkte stark anzogen.
  • Jetzt wird vermutet, er könnte gezielt den Kaufdruck gesteigert haben.
  • Aussagen auf Trumps Plattform Truth Social animierten offenbar viele zum Aktienkauf, was laut ZKB-Experte Simon Lustenberger zu einem Marktimpuls führte.
  • Zwar beruhigte sich der Markt etwas, doch laut Lustenberger bleibt die Lage wegen verbleibender Basiszölle und geopolitischer Unsicherheiten weiterhin volatil.

Hat US-Präsident Donald Trump überhaupt einen Plan? Mal schlägt er mit dem Zoll-Hammer, mal krebst er zurück. Mal verhandelt er mit Ländern, dann wieder nicht. 

Nun hat Trump seinen Zoll-Hammer vorerst wieder gestoppt. Das hat Auswirkungen: Seit Mittwoch steigen die Aktienkurse rasant an.

Stunden vor dem Zoll-Stopp schrieb Trump auf Truth Social, dass jetzt der richtige Zeitpunkt sei, um Aktien zu kaufen. Das nährt Gerüchte: Hat Trump den Aktienmarkt manipuliert?  Ob der Vorfall untersucht wird, bleibt abzuwarten. Denn viele Mitarbeitende der US-Börsenaufsicht SEC sind entlassen worden.

Laut Simon Lustenberger, Leiter Anlagestrategie bei der ZKB, habe Trump wohl tatsächlich die Kauflust antreiben wollen. Es steckt aber noch mehr dahinter.

Trump animiert zum Aktienkauf

«Es ist relativ schwierig abzuschätzen, wie viel wirklich geplant war», erklärt Lustenberger gegenüber blue News. «Am Sonntag zuvor haben Trump und seine Berater noch darüber diskutiert, wie der Zoll-Plan aussehen soll.» Ob Trump zu diesem Zeitpunkt bereits gewusst habe, dass er seinen Plan zurückzieht oder er am Ende vom Marktdruck überwältigt worden sei, wisse man wohl nie genau. 

Was man nicht vergessen dürfe: «Viele haben wohl auf die Aussage von Trump auf Truth Social reagiert und Aktien gekauft», sagt Lustenberger. «Trump musste also schon im Vorfeld gewusst haben, dass er die Zölle zurückzieht», schätzt Lustenberger.

Tatsächlich haben Experten mittlerweile analysiert, dass die Nachfrage nach Aktien just wenige Minuten vor der Bekanntgabe in die Höhe schnellte. Ausserdem sei die Nachfrage nach Call-Optionen angestiegen.

Keine Anlageberatung

Dieser Beitrag dient ausschliesslich der Information und stellt keine Finanzberatung dar. Die enthaltenen Analysen und Einschätzungen basieren auf gründlicher Recherche, ersetzen jedoch nicht die individuelle Beurteilung durch Fachleute. Die Entwicklung der Finanzmärkte wird von zahlreichen, teils unvorhersehbaren Faktoren beeinflusst. Investitionen in Aktien, Kryptowährungen und andere Finanzprodukte sind mit Risiken verbunden, einschliesslich eines möglichen Kapitalverlusts.

Damit wettet ein Anleger quasi darauf, dass der Markt noch am gleichen Tag sprunghaft ansteigen wird. Wer vor der Bekanntgabe einige tausend Dollar investierte, könnte so innert Minuten zum Millionär geworden sein. 

Wurde hier Insiderhandel betrieben? Lustenberger sagt: «Es ist unmöglich zu sagen, wer Aktien gekauft hat in diesem Moment.» Es leuchte ein, dass Trump etwas steuern wollte, doch ob das so geplant war, wisse man wohl nie genau.

Wie sieht die Lage jetzt aus?

Und wo steht der Markt jetzt? «Was man am Mittwoch in den USA gesehen hat, war eine Erleichterungsreaktion. Der Markt hat sich etwas beruhigt. Es zeigte uns, dass doch eine gewisse Kompromissbereitschaft vonseiten der USA da ist.» Dass die Märkte sich etwas stabilisiert haben und wieder angestiegen sind, sei ein gutes Zeichen.

Man dürfe aber nicht vergessen: Die reziproken Zölle sind zwar im Moment aufgehoben, doch es herrscht immer noch der Basiszoll von 10 Prozent. «Was in den Verhandlungen effektiv rauskommt, weiss man am Ende nicht», sagt Lustenberger.

Laut dem Experten bleiben die Märkte sehr volatil. «Das Umfeld wird sich dann erst beruhigen, wenn Ergebnisse feststehen, dass Unternehmen und Länder sich auf den Markt besser einstellen können und besser abschätzen können.» 

Der nächste Schritt steht fest: «Die Staaten werden jetzt mal abwarten. Man wird sich mit einzelnen Ländern austauschen und vielleicht haben wir dann schon ein Ergebnis», sagt Lustenberger. Je früher ein Ergebnis erzielt würde, desto früher könne man sich auf die Situation einstellen. Das bringe Sicherheit.

Donald Trump setzte ein Zoll-Stopp durch. Danach stiegen dir Aktien rasant.
Donald Trump setzte ein Zoll-Stopp durch. Danach stiegen dir Aktien rasant.
Bild: Keystone/AP/Mark Schiefelbein

Ist damit das Schlimmste überstanden? Der Anlagestratege glaubt, dass nun unmittelbar keine globale Rezession droht und sich die Börsenkurse wieder erholen, aber schiebt nach: «An der Börse kann man sich im aktuellen politischen Umfeld nicht zu hundert Prozent sicher sein.»