«Und am Ende zahlen die Kunden»Jetzt zittert auch die Schweizer Wirtschaft vor Trump
Samuel Walder
11.2.2025
Trump kündigt Zölle von 25 Prozent auf Stahl- und Aluminiumimporte an
STORY: US-Präsident Donald Trump hat eine weitere Eskalation in seiner Handelspolitik angekündigt. Er werde Zölle in Höhe von 25 Prozent auf alle Stahl- und Aluminium-Einfuhren in die USA ankündigen, sagte er vor Reportern an Bord der Regierungsmaschine Air Force One. Ausserdem werde er jedes Land, das Zölle auf US-Waren erhebt, mit Gegenzöllen belegen. «Ich werde wahrscheinlich Dienstag oder Mittwoch auf einer Pressekonferenz gegenseitige Zölle verkünden. Und ganz einfach: Wenn sie uns etwas berechnen, berechnen wir ihnen etwas.» Trump hatte während seiner ersten Amtszeit Zölle in Höhe von 25 Prozent auf Stahl und 10 Prozent auf Aluminium verhängt. Später wurden aber mehreren Handelspartnern zollfreie Kontingente gewährt, darunter der Europäischen Union. Nach Angaben der Regierung und des American Iron and Steel Institute sind die grössten Stahleinfuhrländer der USA Kanada, Brasilien und Mexiko, gefolgt von Südkorea und Vietnam. Kanada ist mit grossem Abstand der grösste Lieferant von Primäraluminium in die USA. Aus kanadischen Regierungskreisen hiess es bereits, dass Ottawa nicht auf Trumps Ankündigung von Stahl- und Aluminiumzöllen reagieren werde, solange es nicht über mehr Informationen verfüge. Trump sagte auch, dass die US-Regierung dem japanischen Unternehmen Nippon Steel zwar gestatten werde, in US Steel zu investieren, dass sie aber nicht zulassen werde, dass dies zu einer Mehrheitsbeteiligung werde. «Die Zölle werden das Unternehmen wieder sehr erfolgreich machen und ich denke, es hat ein gutes Management», sagte Trump über US Steel.
11.02.2025
Es geht weiter im Zoll-Krimi von Donald Trump. Vergangene Woche verhängte er Strafzölle an China. Die EU und die Schweiz könnten folgen. Was bedeutet das für Schweizer Unternehmen und für die Bevölkerung? Experten gehen von einer Teuerung aus.
Am Montag verhängte Donald Trump Strafzölle gegen China. Auch Kanada und Mexiko sind tangiert.
Die EU und auch die Schweiz könnte es treffen.
Vor allem die Schweizer Pharmaindustrie würde die Auswirkungen spüren. Trump möchte Unternehmen dazu bewegen, ihre Produktion in die USA zu verlagern, anstatt Waren zu importieren.
Würde die Schweiz Gegenmassnahmen erheben, würde das eine deutliche Inflation und teurere Preise für alle Produkte bedeuten.
Spielt Donald Trump verrückt? Diese Frage stellen sich wohl einige, die in den letzten Wochen das Vorgehen des Präsidenten der USA verfolgt haben. Zu Beginn der Woche verkündet Trump Strafzölle für Kanada, Mexiko und China. Die EU und die Schweiz könnten folgen.
Für Schweizer Unternehmen und für den Handel mit den USA könnten düstere Zeiten anbrechen. Vor allem die Inflation wird nicht nur die Firmen, sondern auch die Bevölkerung stark zu spüren bekommen.
US-Präsident Donald Trump droht mit hohen Zöllen auf Importe aus Europa (Archivbild)
Bild:Keystone/AP/Alex Brandon
Experte findet klare Worte
Kaspar Engeli, Direktor von Handel Schweiz, warnt: «Trump setzt Zölle ein, um Macht zu demonstrieren und ein bestimmtes Verhalten zu erzwingen. Doch was er vor allem schafft, ist Unsicherheit.»
Noch ist unklar, ob und wie die Schweiz reagieren wird. Denn wenn die EU Gegenmassnahmen ergreift, wäre die Schweiz indirekt betroffen. «Das bedeutet: Alles wird teurer.»
Noch schlimmer wäre es, wenn die Schweiz Gegenmassnahmen ergreifen würde. «Falls es so weit kommen sollte, wird jedes Produkt, das aus den USA in die Schweiz geliefert wird, teurer», erklärt Engeli. Zum Beispiel Fahrzeuge und Maschinen. Aber auch Alltagsprodukte wie Kleider, Alkohol und Nahrungsmittel würden einen Preiszuschlag erfahren.
Welche Branchen trifft es besonders?
Pharmaindustrie – 40 Prozent der Schweizer Exporte gehen in die USA, der wichtigste Absatzmarkt.
Maschinenbau und Fahrzeugindustrie – höhere Kosten durch Strafzölle bedeuten weniger Exporte.
Luftfahrt – Flugzeuge und Ersatzteile könnten deutlich teurer werden, wenn die Schweiz Gegenmassnahmen erhebt.
Amerikanische Produkte in der Schweiz – Auch hier könnten Preise steigen, wenn die Schweiz selbst Zölle erhebt.
«Das Problem ist: Sollten wir mit Zöllen reagieren, würden auch Produkte in der Schweiz teurer. Es gibt keinen Gewinner, nur höhere Preise.» Die Inflation würde somit auf der ganzen Welt angekurbelt werden. Ware, die in die USA kommt, wird höher verzollt. Unter Umständen würden Schweizer Unternehmen weniger in die USA verkaufen können. Erhebt die Schweiz Zölle gegen US-Ware, gilt dasselbe Prinzip. Die Folge: Schweizer Firmen müssen mit sinkenden Verkaufszahlen rechnen.
Ein entscheidender Faktor ist: Wer trägt die Kosten der Zölle? Engeli ist sich sicher: «Am Ende zahlen sie die Kunden.» Ein Beispiel: «Eine Uhr aus der Schweiz würde im Schaufenster in den USA deutlich teurer angeboten werden als bisher», sagt Engeli.
Laut Engeli gibt es derzeit nur eine Strategie: Abwarten. «Kein Ökonom sieht etwas Positives an Zöllen. Sie treiben die Inflation an, verteuern den Handel und bremsen Investitionen.»
Mathias Bopp, Leiter Indirekte Steuern von KPMG Schweiz, erläutert gegenüber blue News die Hintergründe und möglichen Auswirkungen der Zoll-Politik der USA.
Bopp betont, dass die USA zwischen verschiedenen Ländern und Sektoren differenzieren. Die Zölle auf Importe aus China (10 %), Mexiko und Kanada (25 %, bis 4.3. suspendiert) werden mit der aktuellen Gesundheitskrise durch Fentanyl begründet.
Mexiko und Kanada haben bereits zugesagt, ihre Grenzüberwachung zu intensivieren, um den Schmuggel von Fentanyl einzudämmen.
Fokus auf die Europäische Union
Anders gestaltet sich die Situation mit der Europäischen Union. «Hier plant die US-Regierung, zusätzliche Zölle zu erheben, falls sie feststellt, dass Länder mit Handelsüberschüssen gegenüber den USA unfaire Praktiken anwenden», erklärt Bopp.
In solchen Fällen wollen die USA untersuchen, ob beispielsweise Währungsmanipulationen vorliegen oder staatliche Subventionen gewährt werden, die den Handel verzerren. «Sollten solche Praktiken nachgewiesen werden, wäre Trump ermächtigt, zusätzliche Zölle gegen die EU oder andere Handelspartner zu verhängen», sagt Bopp.
Auswirkungen auf die Schweiz
Für die Schweiz könnten solche Massnahmen ebenfalls Konsequenzen haben. Insbesondere die Pharma- und Chemiebranche, aber auch kleinere Sektoren wie die Uhrenindustrie, könnten von Strafzöllen betroffen sein.
«Zusätzliche Zölle könnten zu einer Dämpfung des Exports führen, was auch beabsichtigt ist, um Unternehmen dazu zu bewegen, ihre Produktion in die USA zu verlagern.» Bopp weist jedoch darauf hin, dass die Schweiz als einer der grössten Finanzinvestoren überhaupt in den USA tätig ist, dort für eine signifikante Anzahl von Arbeitsplätzen in Forschung und Entwicklung verantwortlich ist und selbst keine Industriezölle auf Waren aus den USA erhebt.
So beurteilt die Pharmaindustrie die Lage
Auf Anfrage von blue News nimmt Novartis Stellung zu den drohenden Strafzöllen: «Novartis prüft die vom Präsidenten der Vereinigten Staaten erlassene Exekutive. Wir sind bestrebt, mit der neuen Regierung und dem Kongress zusammenzuarbeiten, um sicherzustellen, dass Massnahmen ergriffen werden, die die Entwicklung der nächsten Generation von Arzneimitteln ermöglichen und einen angemessenen Zugang für Patienten unterstützen.»
Auch Roche könnte von den Zöllen betroffen sein. Auf Anfrage von blue News möchte das Unternehmen aber noch keine Aussagen zur Situation in den USA machen.
Schoggi-Industrie sollte kein Problem haben
Doch wie sieht es bei anderen Schweizer Unternehmen aus? Ein Mediensprecher von Lindt und Sprüngli sagt gegenüber blue News: «Bis dato hat US-Präsident Trump keine Strafzölle auf EU- und Schweizer Firmen verhängt. Somit können wir nicht abschätzen, wie die Lindt & Sprüngli Gruppe betroffen wäre.»
Allerdings erwarte das Unternehmen, dass etwaige negative Effekte von potenziellen US-Zöllen auf Lindt & Sprüngli sehr begrenzt ausfallen würden. Der Mediensprecher erklärt: «Die grosse Mehrheit der Produkte, die wir in den USA verkaufen, stellen wir auch dort her.»
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