Medienhaus schreibt rote ZahlenTX Group will rigoros sparen
SDA/jen/gbi
25.8.2020 - 07:29
Corona hat das Mediengeschäft und damit auch die TX Group schwer getroffen. Der rückläufige Umsatz sowie massive Goodwill-Wertberichtungen führten im Halbjahr zu einem grossen Verlust.
Der Umsatz des grössten privaten Schweizer Medienhauses sank in den ersten sechs Monaten 2020 um 17,7 Prozent auf 431,2 Millionen Franken, wie die TX Group am Dienstag mitteilte. Damit lag das Minus in etwa im Rahmen der Mitte Juli vorab publizierten Erwartung von rund einem Fünftel.
«Nach einem guten Start der neu aufgestellten TX Group ins Jahr 2020 wurden die Monate ab März in besonderem Masse von der Coronakrise überschattet», lässt sich Verwaltungsratspräsident und Verleger Pietro Supino zitieren.
Die TX Group («TagesAnzeiger», «20 Minuten») gibt im stark betroffenen Geschäftsbereich Bezahlzeitungen nun mit einem umfassenden Sparprogramm Gegensteuer.
Ringier: Umbau bei «Izzy»-Magazin
Die roten Zahlen der TX Group waren am Dienstag nicht die einzigen Nachrichten aus der Medienbranche. Der Medienkonzern Ringier stellt das Social-Media-Magazin «Izzy» neu auf. Ab Oktober soll ein neues Team mit «frischem Konzept», teilte Ringier am Dienstag mit. Wie viele Personen der bisher zwölfköpfigen Redaktion weiterbeschäftigt werden, ist noch nicht bekannt – einzelne Entlassungen seien unvermeidlich. Das digitale Medienangebot werde zudem um neue Kanäle und Erlösquellen erweitert. Mit diesen Massnahmen begegne man auch dem durch die Coronakrise bedingten drastischen Rückgang der Werbeeinnahmen. (sda)
Operativ rutschte die Gruppe, wie ebenfalls bereits vorgewarnt, in die rote Zahlen. So betrug der Betriebsverlust auf Stufe EBIT 107,5 Millionen nach einem Gewinn von 41 Millionen im Vorjahr. Neben dem Umsatzrückgang belasteten Wertminderungen auf dem Goodwill beim Unternehmensbereich Tamedia im Umfang von 85 Millionen das Ergebnis. Der um Effekte aus Unternehmenszusammenschlüssen bereinigte EBIT wird auf 12,3 Millionen nach 71,1 Millionen beziffert. Unter dem Strich resultierte ein Minus von 109,4 Millionen nach einem Gewinn von 53,6 Millionen.
70 Millionen Einsparungen im Bereich Bezahlzeitungen
Das weiterhin umsatzstärkste Segment «Tamedia», in dem die Bezahlmedien zusammengefasst sind, verlor im ersten Semester 18,6 Prozent an Umsatz und rutschte bereits auf Stufe EBITDA in die roten Zahlen. Die Corona-Krise beschleunige den grundlegenden Strukturwandel der Medien, weshalb mit Blick nach vorne von tieferen Cashflows auszugehen sei. Als Folge davon verbuchte die TX Group bei den Bezahlmedien zusätzlich eine Wertminderung auf dem Goodwill im Umfang von 85 Millionen Franken.
Um für die Zukunft eine nachhaltige Geschäftsbasis zu schaffen, will das Tamedia-Management in den nächsten drei Jahren nun 70 Millionen an Kosten einsparen. Die dafür nötigen Massnahmen sollen in den nächsten Monaten mit den betroffenen Bereichen und unter Einbezug der Sozialpartner erarbeitet werden, so die Mitteilung.
Pendlermedien und Werbevermarktung litten am stärksten
Am stärksten traf der coronabedingte Lockdown indes das Pendlermedium «20 Minuten» sowie die Werbevermarktung. Im Unternehmensbereich «20 Minuten» brach der Umsatz im Halbjahr um 43,5 Prozent ein und das traditionell margenstarke Segment schrieb einen operativen Verlust. Bei Goldbach ging der Umsatz um knapp 22 Prozent und auch hier resultierte ein betrieblicher Verlust. Seit Juni habe sich der Markt indes beruhigt und für das zweite Halbjahr wird mit einer deutlichen Belebung gerechnet.
Doch nicht nur die publizistischen und werbeorientieren Geschäftsbereiche mussten Einbussen hinnehmen. Auch TX Markets mit den grossen Rubrikenplattformen und Marktplätzen wie Jobcloud, Homegate oder Ricardo verlor knapp 7 Prozent an Umsatz und weist eine deutlich geringere Rentabilität als gewohnt aus.
Kritik an «katastrophale Sparmassnahmen»
Auf die Mitteilung der TX Group ein umfassendes Sparprogramm lancieren zu wollen, reagierte der Schweizer Journalistenverband Impressum prompt. Obwohl Journalismus wichtig sei, wolle die TX Group den Einbruch der Einnahmen infolge der Covid-19-Krise mit «katastrophalen Sparmassnahmen ausgleichen», schrieb Impressum am Dienstag in einer Mitteilung.
Man werde zusammen mit den Redaktionen versuchen, den Schaden der angekündigten Sparziele so weitgehend wie möglich zu begrenzen. Bereits 2017 habe Tamedia, die zur TX Group gehört, die Redaktion zentralisiert und journalistische Arbeitsplätze abgebaut.
Entscheid über langfristige Unterstützung
Der Verband weist darauf hin, dass Tamedia 46 Prozent mehr digitale Abonnemente verkauft habe als in der gleichen Periode des Vorjahres. Das zeige, dass die Bevölkerung nach verifizierten journalistischen Informationen verlange.
Vom Bund fordert Impressum, dass er öffentliche Hilfe nur an Unternehmen ausschüttet, die auf Entlassungen von Personal verzichten. Das Parlament entscheidet demnächst über die langfristige Unterstützung von Informationsmedien wegen der Coronakrise.
Begrüsst wird von Impressum hingegen, dass die TX Group die Sozialpartner für die Ausgestaltung der Strategie mit einbeziehen will. Dass dieser Einbezug von Personal und Sozialpartnern zu guten Lösungen führen könne, habe sich nach der Einstellung der gedruckten Ausgabe von «Le Matin» gezeigt.