Baufirmen sponsern sein Triathlon-HobbyZürcher Unternehmer soll über 100'000 Franken Schmiergeld kassiert haben
Von Samuel Walder
22.10.2025
Am Mittwoch und am Donnerstag stehen sieben Personen die bestochen haben sollen und sich bestechen haben lassen, vor dem Bezirksgericht Zürich.
Bild:Keystone
Hat ein Zürcher Bauleiter über ein vermeintliches Sponsoring-System Schmiergelder kassiert? Vor dem Bezirksgericht Zürich müssen sich ein Immobilienunternehmer und sechs Baufirmen wegen Korruptionsvorwürfen verantworten.
In Zürich steht Immobilienunternehmer Luigi S. wegen Bestechlichkeit vor Gericht.
Er soll laut Anklage von sechs Bauunternehmen über ein angebliches «Sponsoring»-Konto mehr als 100’000 Franken erhalten haben.
Die Zahlungen erfolgten zwischen 2016 und 2019 unter dem Vorwand von Trikotwerbung für das Triathlon-Hobby von S., sollen aber als Gegenleistung für Bauaufträge gedient haben.
Die Staatsanwaltschaft fordert für S. eine Geldstrafe von 27’000 Franken plus 5000 Franken Busse; auch die beteiligten Firmen sollen gebüsst werden – es gilt die Unschuldsvermutung.
Luigi S. ist ein Immobilienunternehmer aus Zürich. 2015 übernimmt S. die Bauleitung eines Bauprojekts in Zürich. Es geht um ein modernes Mehrfamilien-Haus. Wie Recherchen zeigen, hat das Haus sogar einen Pool auf dem Dach.
Für die Fertigstellung und den Bau für das Haus schliesst Luigi S. mindestens sechs Verträge mit anderen Unternehmen ab. So soll ein Unternehmen die Fassade fertigstellen, ein anderes ist für die Lüftung angeheuert worden. Üblicherweise wird mit den sechs Unternehmen ein Werkvertrag eingegangen und die beteiligten Baufirmen haben diesen auch unterzeichnet.
Jetzt müssen sich sowohl die sechs Bauunternehmen als auch Luigi S. vor dem Bezirksgericht Zürich verantworten. Denn die sechs betroffenen Unternehmen sollen sich der Bestechung strafbar gemacht haben. Luigi S. steht wegen «sich bestechen lassen», wie es in der Anklage heisst, vor Gericht.
Die Immobilie soll sogar einen Pool auf dem Dach haben, wie eine Recherche zeigt.
Maps
100'000 Franken in vier Jahren
Was ist passiert? Nebst den gängigen Bauverträgen wurde noch mehr Geld im Zusammenhang mit Luigi S. hin und her geschoben. Laut Anklageschrift soll das Pauschalhonorar der Immobilienfirma von Luigi S. 470'000 Franken betragen haben. So viel Geld habe er also für die sechs Firmen ausgegeben. Im Nachhinein ist aber festzustellen, dass über 100'000 von 2016 bis 2019 wieder auf einem Konto bei Luigi S. landeten.
Die Überweisungen stammen von den sechs Beschuldigten, die auf ein sogenanntes «Sponsoring»-Konto gezahlt haben. Luigi S. sei laut Anklage ein «ambitionierter Hobby-Triathlet». Mit den Firmen ging er einen Sponsoring-Vertrag ein. Wenn diese ihm Geld bezahlen, lässt er die Logos für einen bestimmten Zeitraum auf sein Trikot drucken.
Über vier Jahre wurden 107'500 Franken auf das Sponsoring-Konto überwiesen. Dahinter sollen laut Anklage die sechs Unternehmen stecken.
Das Bauprojekt von diesem Haus habe Luigi S. 2015 übernommen.
Maps
27'000 Franken Strafe
Der Verdacht: Luigi S. habe sich durch die Sponsoring-Zahlungen bestechen lassen und so die Bauunternehmen für sein Bauprojekt angeheuert. Die anderen sechs Unternehmen haben laut Anklage die Anheuerung für das Bauprojekt durch Bestechung erschlichen.
Luigi S. soll mit einer Geldstrafe von 180 Tagesätzen zu 150 Franken (27'000 Franken) und einer Busse von 5000 Franken bestraft werden. Die sechs Unternehmen sollen ebenfalls zu einer Geldstrafe verurteilt werden; insgesamt zwischen 9600 und 25'200 Franken. Zusätzlich sollen die Angeklagten Bussen zwischen 2500 und 6000 Franken bezahlen. Der Prozess beginnt am Mittwoch und dauert bis Donnerstagabend an. Es gilt die Unschuldsvermutung.