Das Coronavirus trifft auch den Schweizer Tourismus. Die chinesische Regierung hat am Wochenende Gruppenreisen ins In- und Ausland gestoppt. Aktuell halten sich die Auswirkungen laut Tourismusvertretern zwar noch in Grenzen. Doch das könnte sich bald ändern.
Um das Coronavirus einzudämmen, hat das chinesische Tourismusministerium ein Verbot für Gruppenreisen erlassen, wie am Wochenende bekannt wurde. Die direkten Auswirkungen auf den Schweizer Tourismus seien derzeit zwar noch begrenzt, sagte ein Sprecher von Hotellerie Schweiz gegenüber der Nachrichtenagentur AWP. Denn die Gäste, die während der Ferien für das chinesische Neujahrsfest in die Schweiz reisten, seien bereits angekommen.
Schweiz Tourismus erwartet aber, dass in den kommenden Wochen und Monaten die Gästezahlen aus China um 30 bis 50 Prozent zurückgehen. Darüber hinaus seien derzeit keine Prognosen möglich, so der Sprecher. Rund 40 bis 50 Prozent der Gäste reisten individuell von China in die Schweiz. Im Umkehrschluss heisst das also, dass ein grosser Teil immer noch über Gruppenreisen erfolgt.
Mehr Flug-Annullationen
Die Swiss verzeichnet bereits eine erhöhte Anzahl von Annullationen infolge des Coronavirus, wie eine Sprecherin sagte. Dabei handle es sich vor allem um Gruppenbuchungen. «Insgesamt bewegen sich die Annullationen Stand heute jedoch noch in kleinem Rahmen.» Konkrete Zahlen gab die Lufthansa-Tochter nicht bekannt.
Die Lufthansa-Gruppe bietet ihren Kunden im Rahmen einer Kulanzregelung kostenfreie Umbuchungen für Flüge nach Peking und Shanghai an, wie die Sprecherin weiter sagte. Laut der Nachrichtenagentur Reuters haben die chinesischen Behörden kostenfreie Umbuchungen für alle Flüge von und nach China angeordnet.
Kaum Stornierungen bei Bahnen
Bei den einzelnen Bahn- und Hotelbetreibern dagegen hat sich das Gruppenreise-Verbot noch kaum ausgewirkt. Die Jungfraubahn etwa hat noch keine Stornierungen aus China erhalten, wie eine Sprecherin sagte. Die Bahnbetreiberin hat denn auch noch keine Massnahmen eingeleitet. Gut jeder fünfte Besucher des Jungfraujochs stammt aus China. Davon seien 40 Prozent Einzelreisende und 60 Prozent Gruppenreisende.
Auch die Titlis-Bergbahnen spüren derzeit noch nichts. «Wir gehen aber von Rückgängen aus und rechnen mit Annullationen», sagte der stellvertretende Titlis-Chef Peter Reinle. Da die Monate Februar und März keine typischen Reisemonate der Chinesen seien, seien die unmittelbaren Auswirkungen beschränkt. Das könnte sich aber ändern, falls die Situation bis in die Sommermonate anhalte. In der Wintersaison stammen denn auch nur 5 Prozent der Gäste aus China, im Sommer sind es dagegen 20 Prozent.
Auch das Mövenpick Hotel & Casino Genf kann derzeit noch keinen spürbaren Einfluss erkennen, wie Geschäftsführer Nicolas Meylan sagte. Die Chinesen stellten 5 bis 6 Prozent der Hotelgäste, wobei ihre Zahl schnell wachse. Das Hotel empfängt hauptsächlich Gruppen.
Hauptreisezeit Sommer
Allerdings sei die Schweiz im Winter kein sehr beliebtes Reiseziel für die Chinesen, so auch Meylan. Diese reisten bevorzugt in der Sommersaison von Mai bis Oktober in die Schweiz. Laut Zahlen des Bundesamts für Statistik fallen denn auch rund zwei Drittel der Hotelübernachtungen chinesischer Gäste in diese Zeit.
Ähnlich klingt es beim Swiss Travel Centre (STC), einem Reisevermittler für Ferien in der Schweiz, der etwa Chinesen über chinesische Reiseveranstalter Gruppenreisen verkauft. «Die Reisezeit der Chinesen in der Schweiz beginnt meist erst so ab April richtig», sagte STC-Chef Michael Maeder. Der Gruppenreise-Stopp schmerze daher zurzeit nicht gross. Diese Woche seien zwei Gruppen geplant gewesen, die nun abgesagt worden seien.
Je nach Länge des Stopps werde dieser aber durchaus einen Einfluss haben, wenn die Kunden nicht buchen und reisen könnten, sagte Maeder. Möglicherweise hätten sie dann bei Aufhebung des Stopps schon andere Pläne oder verzichteten ganz auf eine Reise in diesem Jahr. Mit einem Anteil von 3 bis 4 Prozent am Gesamtumsatz sei das Geschäft aus dem Markt China für STC zwar wichtig, aber nicht existenzgefährdend.
Stark wachsende Gästegruppe
2018 buchten chinesische Gäste (inklusive Hongkong) rund 1,5 Millionen Hotelübernachtungen hierzulande, wie Zahlen des Bundesamts für Statistik (BFS) zeigen. Innert zehn Jahren hat sich diese Zahl fast versechsfacht. Inzwischen sind Chinesen für rund 4 Prozent aller Logiernächte verantwortlich. Bei der bei den chinesischen Gästen beliebtesten Tourismusregion Luzern stellen die Gäste aus Fernost gar über 10 Prozent der Übernachtungen.
Das neue Coronavirus ging Ende letzten Jahres im chinesischen Wuhan vermutlich von einem Tiermarkt der Stadt aus. Weltweit waren bis Montagmittag fast 2’800 Infektionen mit dem neuen Virus 2019-nCoV bestätigt, bis auf etwa 50 alle in China. Die Zahl der Toten stieg in China auf 81. Auch in der Schweiz sind Verdachtsfälle aufgetaucht. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat die Meldepflicht von Ärzten und Laboratorien verschärft.
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Zusätzlich sollen Waren aus China mit zehn Prozent Zoll belegt werden. Auch hier begründet Trump es mit der Einfuhr von Drogen, wie dem gefährlichen Fentanyl.
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