Fünf Punkte Das musst du über den Einbruch des russischen Rubels wissen

Philipp Dahm

28.11.2024

Beziehungen mit USA: Putin zu Normalisierung bereit

Beziehungen mit USA: Putin zu Normalisierung bereit

Der russische Präsident Wladimir Putin ist offenbar unter Bedingungen zu einer Verbesserung der Beziehungen zu den USA bereit. Das sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Staatsagentur Tass. Er verwies darauf, dass nicht Russland das «Sanktions-Rennen» begonnen habe. Das habe Washington initiiert. Die Beziehungen zwischen Moskau und Washington sind seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die benachbarte Ukraine auf einen Tiefpunkt gesunken. Die USA haben eine Reihe von Sanktionen gegen Russland verhängt und unterstützen Kiew massiv mit Waffen. Moskau hofft auf eine Wende in den Beziehungen mit der Amtsübernahme des designierten US-Präsidenten Donald Trump im Januar.

19.11.2024

Nach aussen hin scheint es gut um die russische Wirtschaft bestellt zu sein. Doch die Schwäche des Rubels ruft Sorgen bei der Bevölkerung hervor. Was die Gründe und die Folgen sind, erfährst du hier in fünf Punkten.

Philipp Dahm

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Der russische Rubel ist seit Anfang August im Fall.
  • Die Zentralbank will keine Rubel mehr ausgeben, um Devisen zu kaufen. So soll die Geldmenge verringert und der Kurs gestützt werden, doch die Massnahme erreicht das Gegenteil.
  • Die Rubel-Schwäche kurbelt die Inflation an: Diese Produkte werden teurer und diese günstiger.
  • So kann Moskau gegensteuern und so wird auf die Causa reagiert.

«Die russische Wirtschaft befindet sich im Moment in einer Schieflage», hat der Russland-Experte Ulrich Schmid am 19. November im Interview mit blue News gesagt. Wenige Tage später zeigt sich, dass der Professor der Universität St. Gallen richtig liegt. Alle wichtigen Fragen und Antworten dazu findest du hier.

Was ist mit dem Rubel los?

Der Rubel bricht ein: Die russische Währung hat seit Anfang August fast ein Viertel ihres Wertes verloren. Die Gründe dafür sind der Krieg in der Ukraine und die daraus resultierenden Sanktionen des Westens, sind sich Experten einig.

Der Rubel-Rutsch hat sich am 27. November beschleunigt, nachdem die russische Zentralbank verkündet hat, sie werde ab Freitag bis zum Ende des Jahres keine ausländischen Währungen mehr kaufen. Das soll den Rubel stützen, weil weniger der Währung auf den Markt kommt.

Anschliessend sank der Kurs so stark ab wie seit März 2022 nicht mehr. Für einen Dollar gab es zuweilen 113 Rubel. Im Sommer waren es noch zwischen 80 und 90 Rubel. Am heutigen Donnerstag stieg der Kurs angesichts letzter Devisenankäufen der Zentralbank nur leicht an.

Welche Folgen hat die Rubel-Schwäche?

Grundsätzlich gilt: Waren und Dienstleistungen, die in Russland produziert werden, werden billiger. Importe werden sich dagegen verteuern. Allgemein sinkt Russlands Kaufkraft. Die Kursschwäche dürfte zudem die Inflation in Russland weiter befeuern.

Offiziell prognostiziert die Zentralbank eine Inflation von maximal 8,5 Prozent in diesem Jahr. Experten gehen jedoch davon aus, dass sie in Wahrheit deutlich höher liegt – und dieser Wert wird durch den schwachen Rubel nochmal steigen. Auch viele Verbraucher klagen über deutlich höhere Preissteigerungen bei Lebensmitteln und Waren des täglichen Bedarfs.

Was wird jetzt teurer?

Laut der Wirtschaftszeitung «Kommersant» haben die Produzenten elektronischer Haushaltsgeräte die Geschäfte schon über eine zehnprozentige Preissteigerung informiert. Doch das Problem betrifft alle Sparten, die auf Technik aus dem Ausland angewiesen sind.

Also dürfte auch das Verteidigungsministerium draufzahlen, wenn es elektronische Komponenten im Ausland kauft. Andere Produkte, die teurer werden, sind Computer, Autos und Maschinen. Andere Güter, die Russland importiert, sind pharmazeutische Produkte, Früchte und Gummi.

Was kann Moskau tun?

Wegen des Rubel-Rutsches erwägt die Zentralbank in Russland eine erneute Zinserhöhung. «Es gibt praktisch keine Zweifel, dass der Vorstand der Zentralbank bei der Sitzung im Dezember die Frage nach einer weiteren Erhöhung des Leitzinses beraten wird», sagt Zentralbankberater Kirill Tremassow.

Schon jetzt liegt der Zinssatz mit 21 Prozent auf dem höchsten Stand seit 2003. Die erneute Zinssteigerung soll die Inflation drosseln. Der Vizechef der staatlichen Grossbank VTB, Dmitri Pjanow, rechnet mit einem Anstieg des Leitzinssatzes auf 23 Prozent.

Die hohen Zinsen sind für alle Bürger schmerzhaft, die einen Kredit etwa zum Hochziehen eines Hauses brauchen – mit Folgen für die Bauwirtschaft. Sie sind aber vor allem für Unternehmen in Russland ein Problem, die für Ausbau, Expansion oder fürs Überleben Geld von der Bank brauchen.

Die durch Staatsaufträge prosperierende Rüstungswirtschaft dürfte hingegen weiter zulegen.

Was sind die Reaktionen?

Die Zinspolitik der Zentralbank macht einigen Oligarchen keine Freude: «Es ist, als wäre die Medizin schädlicher als die Krankheit», zitiert «Politico» den Milliardär Alexei Mordaschow, CEO des Metall-Riesen Severstal.

«Wir brauchen eine ernsthafte Diskussion über das Thema. Diese Situation gab es in der modernen Weltgeschichte wahrscheinlich noch nie. Die Rate der Zentralbank ist zweieinhalb mal grösser als die Inflation, und sie sinkt immer noch nicht», meint Mordaschow.

Sogar Präsident Wladimir Putin sah sich angesichts der Entwicklung des Rubels und der Inflation zu einem Kommentar genötigt: Grund zur Panik gebe es nicht, die Lage sei unter Kontrolle, versicherte er bei einer Pressekonferenz in der kasachischen Hauptstadt Astana.

Gleichzeitig nutzt der Kreml die Lage aus – und lockt Männer in die Armee, indem er ihnen günstige Hauskredite oder einen Schuldenerlass anbietet, wenn sie den Streitkräften beitreten.

Mit Agenturmaterial.


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