Experten: Besser wird’s nicht Weltwirtschaft hat Höhepunkt erreicht

SDA

16.7.2018 - 18:21

Aufziehende Wolken: Die Weltwirtschaft hat vermutlich den Zenit überschritten. (Symbolbild)
Aufziehende Wolken: Die Weltwirtschaft hat vermutlich den Zenit überschritten. (Symbolbild)
Source: dpa/Daniel Reinhardt

Die Wolken über der Weltwirtschaft werden wegen des erbitterten Handelsstreits zwischen den grossen Wirtschaftsmächten immer dunkler.

Zwar beliess der Internationale Währungsfonds (IWF) in seiner neuen Prognose vom Montag die Wachstumsschätzung für die globale Wirtschaft bei jeweils 3,9 Prozent in diesem und im nächsten Jahr. Auch die Erwartungen an die beiden grössten Wirtschaftsmächte USA und China blieben unverändert. Skeptischer ist der IWF jedoch bei anderen wichtigen Ländern wie der Euro-Zone mit Deutschland und Frankreich, sowie Grossbritannien, Japan und Indien. "Das Risiko, dass die aktuellen Spannungen im Handel weiter eskalieren, ist die grösste kurzfristige Bedrohung für das globale Wachstum", warnte IWF-Chefvolkswirt Maury Obstfeld.

Nach Obstfelds Worten hat das Wirtschaftswachstum gegenwärtig in etlichen für die globale Entwicklung wichtigen Industrieländern offenbar seinen Höhepunkt erreicht. "Das Wachstum wird ungleichmässiger und die Risiken für den Ausblick wachsen", heisst es in dem Bericht. Deshalb sei es wichtig, dass die Länder weniger nationale Wege verfolgten, sondern vielmehr Protektionismus bekämpfen und gemeinsame, mulilaterale Wege verfolgen sollten.

Zollspirale als Gefahr

Gefahr für die weltweite Produktion geht von einer möglichen Zollspirale aus. Sollten nach den bereits geltenden auch die von den USA und ihren Handelspartnern angekündigten neuen Abgaben in Kraft treten, könnte dies Obstfeld zufolge die globale Wirtschaftsleistung bis zum Jahr 2020 um rund einen halben Prozentpunkt drücken. Der IWF kappte bereits seine Prognosen für das Wachstum des Welthandels um 0,3 Prozentpunkte auf 4,8 Prozent in diesem und um 0,2 Punkte auf 4,5 Prozent im nächsten Jahr.

Die wachsende Skepsis des Fonds spiegelt sich noch nicht in allen Zahlen wider. Für die USA rechnet er weiter mit Wachstumsraten von 2,9 Prozent in diesem und 2,7 Prozent im nächsten Jahr. Für China geht der IWF unverändert von einem Plus von 6,6 Prozent in diesem und 6,4 Prozent im nächsten Jahr aus. Das Wachstum der Eurozone wird den Daten zufolge jedoch in diesem Jahr um 0,2 Prozentpunkte geringer bei 2,2 Prozent und im kommenden Jahr um 0,1 Punkte weniger bei 1,9 Prozent liegen. Für Deutschland hatte der Fonds kürzlich bereits seine Schätzung für 2018 fühlbar auf 2,2 Prozent zurückgenommen, für 2019 erwartet er mit 2,1 Prozent einen Tick mehr als bei der vorherigen Schätzung. Abwärtskorrekturen gab es zudem für Frankreich, Italien und das vor dem Austritt aus der Europäischen Union stehende Grossbritannien.

Auch andere politische Unsicherheiten wie etwa die Folgen der Flüchtlingsentwicklung in Europa haben dem IWF zufolge die Chancen und Risiken stärker zum Negativen verschoben. Noch seien die Finanzmarktbedingungen in den grossen Wirtschaftsländern günstig. Doch das könne sich rasch mit der Gefahr von Turbulenzen ändern. Eine entscheidende Rolle könnte dabei die Zinspolitik der US-Notenbank spielen. Trotz latenter Sorgen um die Wirtschaft hat die Fed für das zweite Halbjahr zwei Zinserhöhungen ins Auge gefasst. Die Zügel gestrafft hatten die Währungshüter bereits im März.

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