Preise schnellen in die Höhe Wie sich Trumps Zölle auf fünf heimische Branchen auswirken

dpa

3.2.2025 - 11:55

Trump erhöht US-Importzölle auf Waren aus Kanada, Mexiko und China

Trump erhöht US-Importzölle auf Waren aus Kanada, Mexiko und China

US-Präsident Donald Trump hat wie angekündigt Importe aus Mexiko, Kanada und China mit neuen Zöllen belegt. In drei Verordnungen verfügte Trump am Samstag, dass alle Einfuhren aus Mexiko und Kanada mit einer 25-prozentigen Gebühr belastet werden sollen, auf Waren aus China werden zehn Prozent zu den schon geltenden Zöllen aufgeschlagen.

03.02.2025

Nicht alle Folgen von Trumps Zollentscheidung werden rasch zu spüren sein, sagen US-Unternehmen. Aber sie würden kommen – und Preise in die Höhe treiben.

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DPA, Philipp Dahm

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Donald Trumps Handelskriege könnten US-Konsumierende einen Kaufkraft-Verlust von bis zu 1200 Dollar bescheren.
  • Die Inflation werde um zusätzliche 0,4 Prozent in die Höhe getrieben, warnen Experten. Die Zölle werden zudem das Wachstum bremsen.
  • So wirken sich die Zölle konkret auf fünf Branchen aus: das Glacé-Geschäft, das Gesundheitsunternehmen, die Textil-Importeuerin, die Baubranche und die Landwirtschaft.

Ein Glacé-Geschäft in Kalifornien, ein Unternehmen für medizinische Ausrüstung in North Carolina, eine T-Shirt-Händlerin in Michigan, ein Obst- und Gemüseanbieter in Arizona: In allen Teilen der USA bereiten sich Firmen auf die Folgen der Zölle vor, die Präsident Donald Trump auf Importe aus Mexiko, Kanada sowie China erhoben hat.

Die am 1. Februar per Dekret verkündeten Gebühren – 25 Prozent auf die meisten Waren aus den US-Nachbarländern und zehn Prozent auf sämtliche Importe aus China – treten am morgigen Dienstag in Kraft. Für kanadische Energieprodukte wie Öl, Erdgas und Strom setzte Trump eine niedrigere Zollabgabe von ebenfalls zehn Prozent fest.

Kaufkraft-Verlust von bis zu 1200 Dollar 

Mexiko und Kanada kündigten postwendend Vergeltungszölle an, im letzteren Fall 25 Prozent auf Importe im Umfang von bis zu 155 Milliarden Dollar (etwa 142 Milliarden Franken). Auch China will mit «notwendigen Gegenmassnahmen» reagieren und Klage bei der Welthandelsorganisation (WTO) einreichen.

Nach Schätzungen des Budget Lab, eines Forschungszentrums der Yale-Universität, dürften die US-Haushalte aufgrund zu erwartender Preissteigerungen durch die Zölle jährlich 1000 bis 1200 Dollar an Kaufkraft einbüssen.

Gregory Daco, Chefökonom der Steuer- und Beraterfirma EY, erwartet, dass Trumps Zölle die Inflation, die im Dezember auf Jahresbasis 2,9 Prozent betrug, in diesem Jahr um 0,4 Prozentpunkte in die Höhe treiben werden.

Er sagt ausserdem voraus, dass die US-Wirtschaft, die 2024 um 2,8 Prozent wuchs, in diesem Jahr um 1,5 Prozent und 2026 um 2,1 Prozent zurückgehen wird, da sich höhere Importkosten dämpfend auf Verbraucherausgaben und Firmeninvestitionen auswirken würden.

Das Glacé-Geschäft

Die Penny Ice Creamery im kalifornischen Santa Cruz musste in den vergangenen Jahren schon wiederholt ihre Preise anheben, da ein Anstieg der Inflation Zulieferungen teurer machte. Diese ständigen Preiserhöhungen täten ihm leid, sagte Miteigentümer Zach Davis. «Wir haben uns darauf gefreut, dass die Inflation 2025 herunterkommt. Jetzt, mit den Zöllen, könnten wir wieder einen Rückfall erleben.»

Davis befürchtet insbesondere, dass die Zölle die Kosten für zumeist in China hergestellte Kühl- und Gefrierschränke sowie Mixgeräte antreiben werden – Ausrüstung, die er braucht, wenn die Penny Ice Creamery ihren Plan für einen siebten Laden umsetzt.

Die neuen Zölle werden sogar den Preis für beliebte bunte Streusel auf dem Eis erhöhen, die der Shop aus Kanada importiert. Das mag läppisch klingen, aber kann einem Kleinunternehmen wie diesem schaden. «Die Gewinnspannen sind so gering», sagt Davis.

Das Gesundheitsunternehmen 

Casey Hite ist CEO von Aeroflow Health in Asheville um US-Bundesstaat North Carolina. Er erwartet einen Schlag für sein Unternehmen, denn es stützt sich zu mehr als 50 Prozent auf Waren chinesischer Hersteller wie etwa Milchpumpen.

Er versorgt dann amerikanische Patienten damit, über deren Krankenversicherungen, die Aeroflow Health bezahlen. Der Haken: Die Raten wurden vor Trumps Zollentscheidung ausgehandelt.

Blick ins Lager von Aeroflow Health in Asheville, North Carolina.
Blick ins Lager von Aeroflow Health in Asheville, North Carolina.
YouTube/Aeroflow Health

Davis befürchtet, dass sein Unternehmen entweder gezwungen sein wird, irgendwo billiger einzukaufen, Produkte mit geringerer Qualität, oder die Mehrkosten in der Form höherer Krankenversicherungsbeiträge an die Verbraucher weiterzugeben.

Sogar die in den USA hergestellten Inkontinenzeinlagen, die das Unternehmen einkauft, sind nicht sicher vor Trumps Importzöllen. Denn sie enthalten wohl Papierbrei aus Kanada und Plastik sowie Verpackungsmaterial aus China, wie Aeroflow Health sagt.

Die Textil-Importeurin

«Wird sich [die Zölle] auf unser Unternehmen auswirken? Darauf kannst du wetten», sagt auch Linda Schlesinger-Wagner, Eigentümerin von Skinnytees, einer Frauenbekleidungsfirma in Birmingham nördlich von Detroit im US-Staat Michigan.

Die Website von Skinnytees.
Die Website von Skinnytees.
skinnytees.com

Sie importiert Ware aus China und geht von höheren Kosten durch die zehn Prozent Zollgebühr aus, aber will die Extraausgaben absorbieren anstatt sie auf die Kunden zu verlagern.

«Ich mag nicht, was da vor sich geht», sagt die Geschäftsfrau allgemein über die Zölle. «Ich glaube, Leute werden wirklich geschockt sein über die Preisgestaltung, die sie bei Autos, beim Holz, bei der Kleidung und beim Essen erleben werden.»

Die Baubranche

Viele Firmen haben sich zwar vorsorglich Vorräte an importierten Waren angelegt, von denen sie erst einmal zehren können, wie William Reinsch, ein ehemaliger Handelsbeamter, sagt. Das gilt zum Beispiel für die Bauindustrie, hier hätten Firmen in Erwartung von Trumps Zolldekret Material angehäuft, schildert George Carillo vom Hispanic Construction Council.

Bauarbeiten an einer Brücke in Miami, Florida.
Bauarbeiten an einer Brücke in Miami, Florida.
KEYSTONE

Aber er sorgt sich, dass die Inflation in drei bis sechs Monaten in die Höhe schiessen könnte. Wenn die Lagerbestände niedrig würden, «werden wir anfangen, die Auswirkungen zu spüren». Und dann kommt Trumps Vorgehen gegen illegal eingereiste Migranten hinzu.

Ein Mangel an Arbeitskräften infolge von Abschiebungen zusammen mit höheren Preisen könnte zu grösseren Verzögerungen von Bauprojekten führen, warnt Carillo.

Die Landwirtschaft

Es gibt zudem Branchen, die keine Warenvorräte anlegen können, Supermärkte zum Beispiel, deren Agrarprodukte verderben würden. Somit werden die Auswirkungen der Zölle binnen Tagen auf den Ladenregalen zu sehen sein. «Du hortest keine Avocados. Du hortest keine Schnittblumen. Du hortest keine Bananen», sagt Reinsch.

Donald Trump News

Nach seinem Sieg am 5. November 2024 ist Donald Trump erneut als US-Präsident für vier Jahre im Weissen Haus. blue News begleitet die zweite Amtszeit von Trump eng mit: Mit dem Blick aus der Schweiz und Berichten direkt aus den USA.

Donald Trump verlangt höhere Verteidigungsausgaben der Nato-Partner. (Archivbild)
Allison Robbert/AFP Pool via AP/dpa

Im Tomatenhandelszentrum Nogales in Arizona blickt der Obst- und Gemüseanbieter Rod Sbragia sorgenvoll in die Zukunft. Er glaubt, dass die Importzölle einige Vertriebsfirmen aus dem Geschäft zwingen könnten, was «nachteilig für die amerikanischen Verbraucher, für die Auswahl wäre, die sie im Supermarkt haben».

Sbragia hat bei den letzten drei Wahlen für Trump gestimmt, nennt sich einen «standhaften Republikaner», aber in diesem Fall, so sagt er, müsse der Präsident wohl nicht angemessen beraten worden sein.

Preisanstieg befürchtet: Eine Konsumentin kauft Obst und Gemüse in einer Filiale von Walmart in Austin, Texas.
Preisanstieg befürchtet: Eine Konsumentin kauft Obst und Gemüse in einer Filiale von Walmart in Austin, Texas.
KEYSTONE

US-Bauern werden wahrscheinlich auch die Auswirkungen der Zölle zu spüren bekommen. Die Unterstützer von Trump in ländlichen Gebieten stellen ein verlockendes Ziel für Vergeltungszölle dar. So wie in Trumps erster Amtszeit, als sich von seinerzeitigen Zöllen betroffene Länder mit eigenen Importzöllen auf Waren wie Sojabohnen und Schweinefleisch rächten.

Damals gab Trump Milliarden Dollar an Steuergeldern aus, um US-Landwirte für Verluste zu entschädigen – und viele von ihnen bauen darauf, dass er auch diesmal für sie sorgen wird.