Luxus-Sportwagen unter dem HammerFerrari, Millionen, Diskretion – was hinter der exklusivsten Auktion in Zürich steckt
Samuel Walder
10.10.2025
Am Samstag werden in Zürich 42 Luxus-Sportwagen versteigert.
Sotheby's
Eine Ferrari-Rarität, stille Bieter und die Kunst der Anonymität: In Zürich steigt eine Auktion, bei der nicht nur der Preis hoch ist, sondern auch der Anspruch an Diskretion – ein Blick hinter die Kulissen des Luxusmarkts.
Im Zürcher Dolder Grand versteigert Sotheby’s unter dem Titel «The Tailored for Speed Collection» 42 Luxusautos, darunter einen seltenen Ferrari 333 SP im Wert von bis zu fünf Millionen Franken.
Diskretion spielt im Luxusautohandel eine zentrale Rolle: Käufer und Verkäufer bleiben anonym, obwohl ihre Identitäten gegenüber Händlern und Auktionshäusern transparent offengelegt werden müssen.
Anonymität schützt vor Gerüchten, Image-Schäden und unerwünschter Öffentlichkeit – sie gilt als Zeichen von Seriosität, nicht von Intransparenz.
Die wohl atemberaubendste Auktion, die Zürich je gesehen hat, findet am Samstag im Dolder Grand statt. Denn die Exemplare, die versteigert werden, lassen das Herz von jedem Autoliebhaber höher schlagen. Sotheby's versteigert unter dem Titel «The Tailored for Speed Collection» eine Sammlung von 42 Luxusautos in Zürich. Eine Sensation für Motorsport-Fans, denn eines der herausragendsten Fahrzeuge – und mitunter auch das teuerste – ist ein Ferrari 333 SP (Baujahr 1998). Nur 40 Exemplare gibt es weltweit. Kostenpunkt: 4,5 bis 5 Millionen Franken.
Ein echter Rennwagen: der Ferrari 333 SP wird auf 4,5 bis 5, Millionen Franken geschätzt.
Der Besitzer der Sammlung ist unbekannt. Und das ist auch gewollt. In Händlerkreisen wird gemunkelt, dass es sich um die Sammlung einer französischen Rennfahrerin und Unternehmerin handeln könnte. Offiziell bestätigt ist das jedoch nicht.
Aus den gleichen Kreisen hört man: «Bei so einer Rarität ist Diskretion geboten.» Aber wieso eigentlich? Ein Luxusautohändler und ein Auktionshausbesitzer geben einen Einblick.
Ab 500'000 Franken wirds anonymer
Im exklusiven Autohandel spielt Diskretion eine zentrale Rolle. Christian Wenger, Geschäftsführer der Caldara AG, kennt die feinen Grenzen zwischen Prestige und Privatsphäre: «Es gibt mehrere Faktoren, wieso man lieber unerkannt bleibt», sagt der Autohändler. «Kunden überlegen sich genau, wo sie ihr Auto kaufen. Da spielen Beziehungen und seriöses Vertrauen eine grosse Rolle.» Diskretion helfe, denn es gebe Händler, die weniger diskret vorgehen. «Die Kunden wünschen sich jemanden, der ohne Gestürm und mit Vertrauen auf sie zukommt», sagt Wenger. Der Eindruck soll nicht entstehen, dass es ums Geldverdienen geht, sondern die Beziehung zwischen Händler und Kunden steht im Vordergrund.
Ein weiteres Fahrzeug aus der Sammlung ist der Ferrari Daytona SP3. Kostenpuntk: 3,7 bis 4,2 Millionen Franken.
Besonders im Luxussegment gelte: je teurer das Fahrzeug, desto stiller der Handel. «Die Anonymität verändert sich je nach Preisschwellen», erklärt Wenger. «Bei Fahrzeugen über 500'000 Franken ist es in der Regel diskreter, als bei einem Auto, welches beispielsweise 250'000 Franken kostet.»
«Sie wollen sich nicht abmühen mit Gesprächen»
Viele Käufer ziehen die Anonymität bewusst vor. «Sie wollen sich mit Gesprächen nicht abmühen und überlassen das meistens dem Händler.» Die meisten wollen laut Wenger nach dem Kauf oder auch Verkauf eines Wagens in Ruhe gelassen werden. Auch Unternehmen schätzten diesen Schutz: «Es gibt Firmen, die begrüssen das Anonyme», sagt Wenger.
Zudem mache man sich angreifbar. Wenger macht ein Beispiel: «Bei der Auktion am Samstag werden nicht nur die Autos bewundert, sondern es wird auch geredet. Da fragt der ein oder andere schnell mal, ob der Besitzer Geld braucht, weil er nun seine Sammlung verkauft.» Das Image sei der Kundschaft wichtig. Auch hier macht Wenger ein Beispiel: «Wenn sich ein Firmeninhaber, der gerade einen Angestellten entlassen musste, eines dieser Autos im Millionenbereich kauft, kommt das bei der Belegschaft nicht gut an.» Durch die Anonymität nimmt er seine Firma in Schutz. Das könnte auch der Fall bei der Auktion am Samstag sein.
Ein echter hingucker ist der Pagani Utopia der erst letztes Jahr auf den Markt kam. Sotheby's setzt den Preis auf 2,4 bis 2,8 Millionen Franken.
Wichtig sei aber, dass die Händler die Personalien der Käufer und des Verkäufers kennen. Das schaffe bei der Administration Transparenz. «Wenn ein Geschäft anonym über die Bühne geht, bedeutet das auf gar keinen Fall, dass etwas krumm daran ist», sagt Wenger. In der Regel sei sogar das Gegenteil der Fall. Gerät ein Geschäft an die Öffentlichkeit, würden Gerüchte in alle Richtungen gestreut.
Dasselbe gilt im Auktionsgeschäft
Das bestätigt auch einer, der schon über 30 Jahre im Auktionsgeschäft dabei ist. Ein Experte, welcher ein Auktionshaus führt, der nicht namentlich genannt werden will, betont im Gespräch, dass Diskretion im Auktionsgeschäft zentral sei – sowohl für Verkäufer als auch für Käufer. Jedoch klärt er auf: Als Grundlage müsse man wissen, dass jeder, der etwas an die Auktion liefert, sich ausweisen müsse. Dann gebe es einen Vertrag zwischen dem Auktionshaus und dem Verkäufer. Da bestätigt er, dass ihm der Gegenstand gehört und dass kein Drittinteresse besteht. Das Auktionshaus weiss in jedem Fall, wer hinter den Objekten steckt.
Auch auf der Bieterseite herrscht Transparenz gegenüber dem Haus. Der Bieter müsse sich registrieren – mit Name, Adresse und Pass, erklärt der Experte. Jeder, der mitbietet, müsse das machen. Diese Informationen würden sorgfältig hinterlegt, um im Streitfall rechtlich abgesichert zu sein. Der Käufer bezahlt üblicherweise per Banküberweisung. Wenn er bar bezahlen will, muss man das ebenfalls überprüfen.
Privatsphäre schützt Kunden
Doch die Frage bleibt, warum Auktionen so anonym erscheinen. Das Geschäft gehe eigentlich nur das Auktionshaus, den Verkäufer und den Käufer etwas an, erläutert der Auktionshausbesitzer. Wenn man beispielsweise bei Erben die Namen publizieren würde, sei das ein Eingriff in die Privatsphäre. Als Auktionshaus habe man unter anderem zwei wichtige Aufgaben – die Wahrung der Privatsphäre und die Transparenz der Konditionen. Und abgesehen davon, stehe man ab einem gewissen Geldbetrag, nicht gerne in der Öffentlichkeit.
Auch bei sensiblen Themen wie gestohlenen Kunstwerken oder Restitutionen jüdischen Eigentums handle man strikt nach Vorschrift: Alle Objekte, die versteigert werden sollen, würden an das Art-Loss-Register geschickt – die Datenbank für gestohlene Gegenstände. Restitutionen von jüdischen Gegenständen, die vererbt sind, müssen das Auktionshaus ebenfalls überprüfen.
Das Auktionsgeschäft legt grossen Wert auf Transparenz zwischen den Verkäufern und dem Haus. Auch in einem schwierigen Fall könne man so die Privatsphäre schützen.
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