Raumstationen im All Russland will seinen eigenen Aussenposten

dpa/tgab

30.7.2022

Computerillustration der IInternationalen Raumstation ISS.
Computerillustration der IInternationalen Raumstation ISS.
Getty Images/Science Photo Library RF

Der Traum vom Leben im Weltall wurde mit ihnen zur Wirklichkeit: Seit mehr als einem halben Jahrhundert sind Raumstationen Aussenposten der Menschheit und ein Symbol der Völkerverständigung. Russland geht nun eigene Wege.

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Russland will nach 2024 aus der Internationalen Raumstation ISS aussteigen. Der Chef der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos sagte, dass bis zum Ausstieg mit dem Bau einer russischen Raumfahrtstation begonnen werden solle.

Überraschend kam die Mitteilung aus Moskau nicht. Die 400 Kilometer über der Erde schwebende ISS war zuletzt in die Jahre gekommen und sorgte immer wieder wegen Pannen für Aufsehen. Nach der von Putin befohlenen Invasion in die Ukraine haben westliche Länder auch Sanktionen gegen die russische Raumfahrtindustrie verhängt, weshalb Roskosmos über massive Technik-Probleme klagt.

ISS kann ohne Russland nicht weiterbetrieben werden

An der ISS beteiligt sind die USA, Russland, Kanada, Japan und Mitgliedstaaten der europäischen Raumfahrtagentur Esa. Ohne die Mitarbeit von Russland kann die Station jedoch so nicht weiterbetrieben werden. Was mit dem mehr als 20 Jahre alten und inzwischen pannenanfälligen Aussenposten der Menschheit nach 2024 passieren wird, ist aber unklar.

Zuletzt hatte Russland 2001 seine Raumstation Mir nach 15 Jahren Betrieb im Pazifik versenkt. Seit mehr als einem halben Jahrhundert sind Raumstationen Aussenposten der Menschheit.

Saljut

Im Rennen um die Vorherrschaft im All errichtet die Sowjetunion im April 1971 mit Saljut-1 die erste bemannte Raumstation. Sie befindet sich gut 200 Kilometer über der Erde. Letzte Station des Programms ist Saljut-7, die 1982 in den Orbit startet und 1991 beim Eintritt in die Erdatmosphäre verglüht.

Skylab

Die Antwort der USA lässt nicht lange auf sich warten: 1973 geht die einzige rein amerikanische Raumstation in Betrieb, das «Himmelslabor» Skylab. Bei drei Missionen beobachten je drei Astronauten Sonne und Erde und führen Experimente durch, unter anderem zur Schwerelosigkeit. Die Station verglüht 1979.

MIR

Nach ihrem Start 1986 bleibt die russische Raumstation 15 Jahre lang das größte künstliche Objekt in der Umlaufbahn. Wurde Saljut-7 vollständig auf der Erde zusammengebaut, werden bei der Mir mehrere Module erst im Weltraum montiert. Unter russischer Führung wird die Station international für wissenschaftliche Zwecke genutzt. Nach mehr als 86 000 Erdumrundungen kommt es 2001 zum kontrollierten Absturz.

ISS

Die Internationale Raumstation ISS kreist in rund 400 Kilometern Höhe um die Erde - eine Umrundung in 90 Minuten. Ihr schrittweiser Aufbau beginnt 1998. Beteiligt sind die USA, Russland, Kanada, Japan und Mitgliedsstaaten der europäischen Raumfahrtagentur Esa. Erster Deutscher an Bord ist 2006 Thomas Reiter. Hans Schlegel bringt 2008 das Esa-Labor Columbus zur ISS. Alexander Gerst ist 2014 und 2018 dort. Matthias Maurer kommt im Mai 2022 von der ISS zurück. Russland hat diesen Dienstag angekündigt nach 2024 aus der ISS auszusteigen.

Tiangong

Chinas Raumstation Tiangong (Himmelspalast) soll Ende 2022 fertig sein und etwa ein Sechstel so groß wie die ISS werden. Sie hatte zwei Vorgänger: Raumlabor Tiangong 1 war 2011 gestartet, Tiangong 2 im Jahr 2016. Beide verglühten in der Atmosphäre. Im April 2021 beginnt der Bau der eigentlichen Raumstation, zunächst wird das Hauptmodul Tianhe (Himmlischer Frieden) in den Orbit gebracht. Im Juli 2022 folgt das zweite Modul, im Oktober soll das dritte Modul angebaut werden.