«Bahnbrechende Entdeckung» 3300 Jahre altes Schiff weit vor der Küste Israels gefunden

dpa/AP/toko

20.6.2024 - 23:07

Der Kontrollraum des Schiffes Energean Star, das eine Operation zur Bergung der Ladung des ältesten bekannten Tiefseeschiffes der Welt durchführte.
Der Kontrollraum des Schiffes Energean Star, das eine Operation zur Bergung der Ladung des ältesten bekannten Tiefseeschiffes der Welt durchführte.
Emil Aladjem/ Israel Antiquities Authority via AP/Keystone

Der Roboter eines Erdgasförderers untersucht den Meeresborden – und stösst auf eine ungewöhnliche Ansammlung. Israels Altertumsbehörde leitet aus der «bahnbrechenden Entdeckung» auch Erkenntnisse ab.

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  • Die israelische Altertumsbehörde spricht von einer «bahnbrechenden Entdeckung»: Weit vor der Küste Israels ist ein rund 3300 Jahre altes Schiff voller Vorratsgefässe entdeckt worden.
  • Zwei der Krüge sind nun geborgen worden. Sie stammen nach Einschätzung der Behörde aus dem späten Bronzezeitalter und gehörten den Kanaanitern.
  • Aus dem späten Bronzezeitalter sind bislang nur zwei Schiffswracks mit Ladung entdeckt worden.
  • Die Entdeckung ist laut der Behörde auch ein Beweis dafür, dass die Seefahrer damals das Meer durchquerten, ohne dabei die Küste sehen zu können.

Bei Erdgasbohrungen vor der Küste von Nordisrael ist ein 3300 Jahre altes Schiff entdeckt worden, zusammen mit hunderten intakten antiken Amphoren. Die Vorratsgefässe sind rund 3300 bis 3400 Jahre alt, wie die israelische Altertumsbehörde am Donnerstag mitteilte. Sie sprach von einer «bahnbrechenden Entdeckung».

Zwei der Krüge seien kürzlich geborgen worden. Sie stammen nach Einschätzung der Behörde aus dem späten Bronzezeitalter und gehörten den Kanaanitern. Diese lebten vor den Israeliten in dem Gebiet, das dem heutigen Israel und Libanon sowie Teilen von Jordanien und Syrien entspricht.

Öl, Wein und Obst an Bord

Es handele sich um eines der ältesten bekannten Beispiele für ein Schiff, das weit weg von der Küste unterwegs gewesen sei, heisst es weiter.

In den Krügen seien unter anderem Öl, Wein und Obst aufbewahrt worden. Die grosse Menge der Amphoren an Bord eines einzigen Schiffs ist laut dem Direktor der Abteilung für Meeresarchäologie, Jacob Sharvit, ein Beleg für die bedeutenden Handelsbeziehungen mit den altorientalischen Ländern an der Mittelmeerküste.

90 Kilometer von der Küste

Noch nie sei ein Schiff aus dieser Zeit in der Tiefsee gefunden worden, hiess es in einer Erklärung der israelischen Altertumsbehörde weiter. Es sei rund 90 Kilometer entfernt vom Ufer gesunken – womöglich aufgrund eines Sturms oder eines Piratenangriffs.

Aus dem späten Bronzezeitalter seien bislang nur zwei Schiffswracks mit Ladung entdeckt worden. Beide befinden sich den Angaben nach vor der türkischen Küste – allerdings nah am Ufer.

Ein kanaanitischer Krug wird von einem Roboter aus einer Tiefe von 1,8 Kilometern geborgen.
Ein kanaanitischer Krug wird von einem Roboter aus einer Tiefe von 1,8 Kilometern geborgen.
Energean/ Israel Antiquities Authority via AP/Keystone

Die Entdeckung ist laut der Behörde auch ein Beweis dafür, dass die Seefahrer damals das Meer durchquerten, ohne dabei die Küste sehen zu können. «Dieser Fund offenbart uns wie nie zuvor die Navigationsfähigkeiten der antiken Seefahrer», sagte Sharvit. Er schätzt demnach, dass sie zur Navigation die Sonne und anderer Sterne nutzten.

Das britisch-griechische Unternehmen Energean habe vor rund einem Jahr eine Standarduntersuchung des Meeresbodens per Tauchroboter durchgeführt und sei in einer Tiefe von 1,8 Kilometern auf eine Ansammlung von Krügen gestossen, hiess es von der Altertumsbehörde weiter. Energean fördert Gas unter anderem aus dem Karisch-Feld vor der Küste Israels.

Unter Schlamm begraben

Mitarbeiter des Unternehmens und der Altertumsbehörde hätten den Fundort schliesslich mithilfe eines für Tiefseearbeiten ausgestatteten Schiffs untersucht und festgestellt, dass es sich um die Fracht eines rund 12 bis 14 Meter langen, gesunkenen Schiffs gehandelt haben muss. Viele der Artefakte und womöglich auch Holzbalken des Schiffswracks seien vom schlammigen Boden bedeckt.

Die zwei Krüge wurden laut der israelischen Zeitung «Haaretz» vor rund zwei Wochen nach monatelanger Planung sowie der Entwicklung von Spezialausrüstung geborgen. Die Amphoren sollen nach Angaben der Altertumsbehörde noch in diesem Sommer ausgestellt werden. Ob auch der Rest der Ladung sowie mögliche Überreste des Schiffs geborgen werden sollen, teilte die Behörde nicht mit. Laut «Haaretz» sind die Balken des Schiffs, die sich über dem Boden befanden, verschwunden.