Schock-Studie 40 Prozent der Infizierten spüren Long-Covid-Symptome

dpa/phi

20.12.2021

Patienten mit Long-Covid-Symptomen werden im Mai 2021 in Lugano durch Arzt Pietro Antonini behandelt. 
Patienten mit Long-Covid-Symptomen werden im Mai 2021 in Lugano durch Arzt Pietro Antonini behandelt. 
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Die Spätfolgen einer Corona-Infektion sind sehr unterschiedlich und auch unspezifisch. Manche davon spüren sogar Nicht-Infizierte. Eine Studie soll Klarheit und Behandlungsansätze bringen.

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Rund 40 Prozent der mit dem Coronavirus infizierten Menschen haben nach einer Studie der Mainzer Universitätsmedizin mehr als ein halbes Jahr Long-Covid-artige Symptone. Dies treffe nicht nur Menschen mit schweren Krankheitsverläufen, berichtete der Sprecher der Studienleitung der Gutenberg Covid-19 Studie, Philipp Wild.

Auch solche Personen aus der viel grösseren Zahl Infizierter mit milderen oder sogar asymptomatischen Verläufen kennen das, auch wenn diese in der akuten Erkrankungsphase nicht medizinisch behandelt werden mussten. 35 Prozent war die Infektion gar nicht bewusst. Wer länger als sechs Monate nach einer Corona-Infektion noch Symptome hat, leidet nach der Definition der Mainzer Wissenschaftler an Long-Covid.

Jeder Dritte berichte, nach einer Infektion mit Sars-CoV-2 nicht wieder so leistungsfähig zu sein wie vorher, sagte Wild. Andere der zahlreichen Symptome «ohne klares klinisches Muster» seien etwa Abgeschlagenheit, Geruchs- und Geschmacksstörungen, Gedächtnisstörungen, Atemnot oder Kurzatmigkeit, Gelenkschmerzen sowie Schlafstörungen.

Frauen häufiger als Männer betroffen

Frauen sind häufiger betroffen als Männer, das Alter spielte hingegen keine Rolle. Die Zahl der Long-Covid-Symptome nahm mit der Zeit ab. Allerdings berichteten auch rund 40 Prozent der gar nicht-infizierten Menschen von einigen ähnlichen Symptomen während der Pandemie, wie Schlaf-Störungen und Stimmungsschwankungen, die mindestens sechs Monate anhielten, sagte Wild.

Ein Patient lässt in einem Spital, in dem Long-Covid-Patienten behandelt werden, seine Lungenfunktion überprüfen.
Ein Patient lässt in einem Spital, in dem Long-Covid-Patienten behandelt werden, seine Lungenfunktion überprüfen.
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«Es ist aber falsch zu sagen, das Krankheitsbild Long-Covid gibt es nicht», betonte der Wissenschaftliche Vorstand der Universitätsmedizin. Diese Ergebnisse zeigten vielmehr, wie wenig spezifisch das Krankheitsbild sei und wie gross der Forschungsbedarf. Der Vorstandsvorsitzende der Unimedizin, Norbert Pfeiffer, sagte: «Das ist möglicherweise auch Ausdruck der Situation der Belastung.»

Zwölf Einrichtungen der Universitätsmedizin forschen jetzt interdisziplinär über Long-Covid – von Herz-Kreislauf über die Psyche bis zu den Zähnen. Ziele sind klinische und noch nicht klinische Veränderungen der Organe, die zu Beschwerden führen können, sowie die richtige Versorgung und Behandlung der Betroffenen.

Grundlagen der Studie

Dafür sollen 600 Menschen mit nachgewiesener Infektion und allen Schweregraden der Erkrankung untersucht werden. Die Long-Covid-Untersuchung hängt mit der Gutenberg Covid-19 Studie zusammen, die mit mehr als drei Millionen Euro von Rheinland-Pfalz und der EU unterstützt wird und schon verschiedene Ergebnisse erbracht hat.

Die Covid-19-Studie basiert auf den Daten von 10'250 Menschen aus Mainz und dem Kreis Mainz-Bingen. Insgesamt waren das bis Juli 2021 rund 500 mit dem Coronavirus infizierte Menschen. Viele der 10 250 Menschen geben bereits seit 2007 – lange vor der Pandemie – regelmässig Daten für eine umfassende Gesundheitsstudie ab.

Die Datengrundlage beruhe auf einer repräsentativen Bevölkerungsstichprobe und bilde das gesamte Spektrum der von Sars-CoV-2-Infizierten ab, darunter auch die Menschen, die von ihrer Infektion gar nichts wussten, wie Wild sagte.