«Es lebt und zappelt»Acht Zentimeter langer Wurm aus Gehirn von Patientin entfernt
phi
28.8.2023
Lebender Wurm aus Gehirn von Frau herausoperiert
Ein acht Zentimeter langer Wurm ist in Australien lebend aus dem Gehirn einer Frau herausoperiert worden. Die 64-Jährige hatte über Gedächtnisprobleme geklagt. Die Ärzte gingen zunächst von einer «atypischen Verletzung» aus.
29.08.2023
Zum ersten Mal überhaupt haben Ärzte erfolgreich einen Ophidascaris robertsi aus dem Gehirn einer Patientin entfernt. Natürlich in Australien – wo sonst? Der Wurm hatte eine Länge von acht Zentimetern erreicht.
phi
28.08.2023, 21:09
29.08.2023, 08:48
phi
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Eine 64-jährige Australierin hat sich im Januar 2021 mit diversen Symptomen in ärztliche Obhut begeben.
Bei einer Magnetresonanztomografie wurde ein Problem im Gehirn diagnostiziert.
Bei der Operation haben die Ärzte einen 8 Zentimeter langen Wurm entfernt.
Erst externe Experten haben ihn als Ophidascaris robertsi identifiziert, ein Spulwurm, der noch nie im Menschen festgestellt worden ist.
Die Patientin könnte sich über Schlangenkot infiziert haben. Sie ist auf dem Weg der Besserung.
«Oh mein Gott, Sie werden nicht glauben, was ich gerade im Gehirn dieser Dame gefunden habe – und es lebt und zappelt.»
Mit diesen Worten hat Dr. Hari Priya Bandi ihren Kollegen Dr. Sanjaya Senanayake aufgeschreckt. Bandi ist Neurochirurgin im Spital der australischen Stadt Canberra, ihr Kollege Senanayake ist Spezialist für infektiöse Krankheiten im selben Haus.
Ihre 64-jährige Patientin hatte sich zuerst im Januar 2021 in einem lokalen Spital in ihrem Heimat-Bundesstaat New South Wales gemeldet und über Bauchweh und Durchfall geklagt, auf die ein trockener Husten, Fieber und nächtliche Schweissausbrüche gefolgt seien.
Die dortige Ärzteschaft konnte jedoch die Ursache nicht finden. Weil die Probleme nicht nur anhielten, sondern auch noch Vergesslichkeit und Depression dazukamen, wurde sie 2022 an das grössere Spital in Canberra überwiesen.
«Niemand hat erwartet, das zu finden»
Bei einer Magnetresonanztomografie wurden im Gehirn der Patientin Probleme festgestellt, die eine Operation erforderlich machten. «Aber die Neurochirurgen haben sicherlich nicht einen zappelnden Wurm erwartet», erklärt Senanayake dem britischen «Guardian».
Der Mediziner führt aus: «Normalerweise haben es Neurochirurgen mit Infektionen im Gehirn zu tun, aber das war ein Fund, den man nur einmal in der Karriere macht. Niemand hat erwartet, das zu finden.» Das war in diesem Fall ein acht Zentimeter langer Spulwurm, der allen im Operationssaal ein Fragezeichen ins Gesicht zauberte.
«Wir haben direkt in die Lehrbücher geschaut und sind die verschiedenen Typen von Spulwürmern durchgegangen, die eine neurologische Krankheit auslösen können», so Senanayake. Weil sie nicht fündig wurden, mussten externe Experten zurate gezogen werden.
«Meine Güte, das ist Ophidascaris robertsi»
«Canberra ist klein», sagt Senanayake, «also haben wir den Wurm, der noch lebte, direkt zum Labor eines Spezialisten der Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation geschickt, der sich mit Parasiten auskennt. Er hat das Viech angesehen und sagte: ‹Meine Güte, das ist Ophidascaris robertsi.›»
Ophidascaris robertsi kam bisher ausschliesslich in Schlangen vor: Es ist das erste Mal, dass der Parasit im Menschen nachgewiesen worden ist. Die Patientin lebt in einer Gegend, in der die Rautenpython heimisch ist. Sie hatte zwar keinen direkten Kontakt mit den Tieren, aber immer wieder wild wachsenden Neuseeländer Spinat zum Kochen gesammelt.
Sie könnte sich über den Kot der Rautenpython im Gras angesteckt haben, spekulieren nun die Ärzte. «Die arme Patientin», sagt Senanayake, «sie war so mutig und wundervoll. Man will nicht die erste Patientin weltweit sein, in deren Gehirn dieser Spulwurm gefunden wird.»
Obendrein habe die Frau auch noch wegen Larven behandelt werden müssen, die sich in der Leber festgesetzt haben könnten, erhole sich aber angeblich gut. Eine Ansteckung anderer Menschen sei übrigens nicht möglich, schliesst der «Guardian».