Bin-Laden-Tötung Als Amerika seinen Erzfeind ausschaltete

Philipp Dahm

2.5.2021

Zehn Jahre haben die USA ihn gejagt – und vor zehn Jahren schlägt Uncle Sam dann zu: Am 2. Mai 2011 tötet ein Kommando Osama bin Laden, den meistgesuchten Mann der Welt.

Philipp Dahm

Es ist zehn Jahre her, dass Präsident Barack Obama vor die TV-Kameras tritt – und den Tod des Staatsfeindes Nummer eins vermeldet: Die USA haben Osama bin Laden in Pakistan aufgespürt und ausgeschaltet.

Die Jagd selbst hat zehn Jahre gedauert – wie Washington den Terroristen gefunden hat, erzählt obige Bildergalerie. Bei der anfänglichen Observierung seines Verstecks zieht die CIA alle Register.

Agenten geben sich unter anderem als Ärzte aus, die Hepatitis-Impfungen durchführen wollen, um DNA-Proben der Bewohner des Hauses zu bekommen, in dem sie den Saudi vermuten. Sie erweisen wahren Helfern einen Bärendienst: Echte Ärzte beklagen fortan grosses Misstrauen, wenn sie in Pakistan impfen wollen.

Möglich ist der CIA-Einsatz nur, weil ein pakistanischer Arzt die falsche Impfkampagne initiiert: Doktor Shakeel Afridi. Die pakistanischen Behörden, denen die ganze bin-Laden-Sache mehr als unangenehm ist, nehmen ihn einige Wochen nach dem Einsatz fest.

Bauernopfer: Seit zehn Jahren in Einzelhaft

Obwohl es keine offizielle Anklage gegen Afridi in Zusammenhang mit der Tötung gibt, kommt der Mann vor ein Stammesgericht, das ihn nach einem Gesetz aus der Kolonialzeit verurteilt, das die Zusammenarbeit mit fremden Aufwieglern verbietet. Das Urteil: 33 Jahre Haft. Seit dem Prozess sitzt der Arzt im Hochsicherheitsgefängnis von Sahiwal in Einzelhaft.

Er hat einen hohen Preis gezahlt: Doktor Shakeel Afridi im Juli 2010.
Er hat einen hohen Preis gezahlt: Doktor Shakeel Afridi im Juli 2010.
AFP

Die USA haben gegen seine Verurteilung protestiert, geschehen ist bisher aber nichts. «Er wird nur deshalb im Gefängnis behalten, um jedem Pakistani beizubringen, dass man nicht mit westlichen Geheimdiensten kooperiert», sagte Husain Haqqani, der einst pakistanischer Botschafter in den USA war, der Nachrichtenagentur AFP. «Statt bin Ladens Präsenz einzuräumen, wurde Dr. Afridi zum Sündenbock gemacht.»

Die Hydra des Extremismus

Joe Biden hat inzwischen den Abzug aus Afghanistan verkündet – nach 20 Jahren Krieg. Was mit dem Land passiert, wenn die Nato im September nicht mehr da ist, steht in den Sternen.

Bin Ladens Al-Kaida ist zwar deutlich geschwächt, doch andere Radikale wie der sogenannte Islamische Staat haben das Vakuum prompt gefüllt. Der Kampf gegen Extremismus ist noch immer nicht vorbei – der Einsatz vor zehn Jahren bleibt ein Etappensieg.