Vor 130 Jahren Als Telefonkunden vom Handynetz bloss träumen konnten

Von Philipp Dahm

4.1.2020

Als das Telefon in Mode kam, waren die Anschlüsse noch einzeln per Kabel mit der Zentrale verbunden, die sie weiterleitete. Die Telefontürme stiessen wie hier in Stockholm schnell an ihre Grenzen.

Wer heute über die Kommunikation vor Anbeginn der Handy-Ära nur den Kopf schütteln kann, muss mit Genickbruch rechnen, wenn man bis an die Anfänge der Telefonie zurückgeht: Als der Fernsprecher eingeführt wurde, haben Kabel jeden Haushalt einzeln mit einer Telefonzentrale verbunden, die den Anrufer mit seinem Ziel verbunden hat.

Die Kabel wurden dabei mühsam über Dächer bis zu ihrem Sammelpunkt geführt. In Stockholm war das vor 130 Jahren der «Telefontornet», bei dem die Drähte Tausender Haushalte zusammenliefen. Diese Verbindungsart stiess aber schnell an ihre Grenzen – nicht nur wegen des Wirrwarrs am Telefonturm, sondern, weil extremes Wetter die Überland-Verbindungen immer wieder zusammenbrechen liess.

Die Telefongesellschaften lernten aus ihren Anfängerfehlern – wie dem, die Zentrale anfangs mit Männern zu besetzen: Als sich zeigte, dass hohe Stimmen in den damaligen Leitungen verständlicher waren, wurden nur noch Frauen angestellt. Und auch beim Kabel verlegten sich die Anbieter schnell darauf, die Anschlüsse unterirdisch zu vernetzen.

Mit dem Aufkommen halbautomatisierter Telefonzentralen in Zürich-Hottingen 1917 und schliesslich vollautomatisierter Verbindungsknoten in Lausanne 1923 starb die Gattung der Telefonvermittler aus. Von denen hätte sich sicherlich keiner träumen lassen, dass nichts als Luft die Leitung der Zukunft sein wird.

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