Heilung bei schweren Erkrankungen?Schweizer Forscher wollen tiefste Geheimnisse des Gehirns lüften
ceel, sda
14.7.2024 - 12:23
Ein internationales Forschungsteam mit Schweizer Beteiligung hat einen Zellatlas der Blutgefässe im menschlichen Gehirn erstellt. Dieser wirft er ein neues Licht auf diverse Hirnkrankheiten.
ceel, sda
14.07.2024, 12:23
SDA
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Ein neuer Zellatlas soll einen einzigartigen Einblick in das Gehirn ermöglichen.
Damit sollen auch Hirnkrankheiten erforscht werden können.
Ein internationales Forschungsteam mit Schweizer Beteiligung hat einen Zellatlas der Blutgefässe im menschlichen Gehirn erstellt. Dieser gibt laut den Forschenden einen einzigartigen, nie dagewesenen Einblick in die zelluläre und molekulare Architektur des humanen Hirngefässsystems. Damit wirf er ein neues Licht auf diverse Hirnkrankheiten.
«In Zukunft könnten basierend auf diesem hochauflösenden Hirngefäss-Zellatlas neue Therapien für bestimmte Hirnerkrankungen gefunden werden», sagte Thomas Wälchli von den Universitäten und Universitätsspitälern in Toronto und Zürich zur Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Der Hirnforscher ist Erstautor der Studie im Fachblatt «Nature», in welchem der Atlas vorgestellt wurde.
«Blutgefässe im Gehirn spielen zum Beispiel eine grosse Rolle für Hirntumoren wie das Glioblastom – eine der schlimmsten Krebsarten, die es gibt – oder auch für Hirnmetastasen», erklärte Wälchli. Der neue Atlas umfasst Zellen, Gene und Signalwege im menschlichen Gehirn. Die Forscherinnen und Forscher haben dafür mehr als 600'000 Zellen aus Blutgefässen von Gehirnen isoliert und analysiert, die sich von der frühen Hirn-Entwicklung bis zum Erwachsenenalter und über Krankheitsstadien wie Hirntumoren und Gefässfehlbildungen erstrecken.
Blutgefässe wachsen anders bei Tumoren
Dabei fanden die Forschenden heraus, dass sich Endothelzellen – die Zellen, die Blutgefässe auskleiden – in den verschiedenen Stadien der Gehirnentwicklung sowie bei Krankheiten unterschiedlich verhalten. «In einem erwachsenen, gesunden Gehirn wachsen Blutgefässe praktisch nicht mehr», erklärte Wälchli. In den Gehirnen von Menschen mit Tumoren ist das aber anders: Dort wird das Wachstum der Blutgefässe wieder aktiviert, ähnlich, wie es bei Föten passiert. «Das wurde zwar schon vermutet, gezeigt werden konnte das bisher aber nicht», sagte Wälchli.
In Zukunft soll dieser Atlas noch viele weitere Geheimnisse des Gehirns lüften. Bis daraus Therapien entstehen, wird es laut dem Forscher aber Jahre dauern.