Kognitionspsychologie Aufmerksames Abwägen stärkt Vertrauen in eigene Entscheidungen

stsc, sda

12.1.2022 - 12:28

Eine Frau kauft Lebensmittel ein: Kauft man bewusst ein, sollte man der Wahl vertrauen. Gedankenlos getroffene Entscheidungen sollten Forschenden zufolge hingegen eher hinterfragt werden. (Themenbild)
Eine Frau kauft Lebensmittel ein: Kauft man bewusst ein, sollte man der Wahl vertrauen. Gedankenlos getroffene Entscheidungen sollten Forschenden zufolge hingegen eher hinterfragt werden. (Themenbild)
Keystone

Mit einem auf experimentellen Daten beruhenden Modell haben Zürcher Forschende gezeigt, dass gewissenhaftes Bewerten und Vergleichen von verschiedenen Optionen das Vertrauen in die getroffene Wahl stärkt.

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Manchmal trifft man Entscheidungen, die sich intuitiv richtig anfühlen. An anderen zweifelt man. Diese Fähigkeit, eigene Entscheidungen zu hinterfragen und zu bewerten, kann dazu genutzt werden, künftiges Verhalten zu steuern. Entscheiden wir uns in einem Restaurant beispielsweise für Pizza, stellen dann aber fest, dass dies eigentlich nicht das Gericht ist, dass wir essen möchten, kann man seine Wahl ändern.

Obwohl wir uns mit solchen Situationen alltäglich konfrontiert sehen, ist nur wenig über die zugrundeliegenden Mechanismen bekannt, die uns dazu bringen, eine Entscheidung zu revidieren.

Forschende der ETH und Universität Zürich unter Leitung von ETH-Professor Rafael Polanía berichten im Fachmagazin «Nature Communications» nun von einem inneren Prozess, der das Vertrauen in eigene Entscheidungen stärkt.

Demnach konnten sie anhand eines Modells zeigen, «dass sich Entscheidungen vor allem dann richtig anfühlen, wenn wir die unterschiedlichen Optionen besonders aufmerksam verglichen haben und uns darüber auch bewusst sind», erklärte Polanía gemäss einer Mitteilung seiner Hochschule.

Muffin oder Banane?

In das von den Forschenden entwickelte Modell floss unter anderem ein Experiment mit 35 Probandinnen und Probanden ein, die auf einem Bildschirm eine Auswahl von 64 Lebensmitteln präsentiert bekamen. Anschliessend mussten sie sich jeweils zwischen zwei dieser Produkte, die sie real vorgesetzt bekamen, entscheiden. Zudem gaben sie an, wie stark sie ihrer Entscheidung vertrauten. Während des Experiments wurden ihre Augenbewegungen aufgezeichnet.

«Wir haben erkannt, dass sich eine Entscheidung vor allem dann schlecht anfühlt, wenn wir bemerken, dass wir unterschiedliche Optionen nachlässig miteinander verglichen haben», sagte Polanía. Nachlässig bedeutet demnach, wenn sich der Blick einer Person vor allem auf ein Produkt fixierte, das andere hingegen kaum beachtet wurde.

Selbstbeobachtung als Schlüssel

Laut den Forschenden spielt die Fähigkeit zur Introspektion eine entscheidende Rolle, um die Qualität der eigenen Entscheidungen zu bewerten. «Nur wenn uns nach einer Entscheidung überhaupt auffällt, dass wir nicht aufmerksam verglichen haben, können wir dieser misstrauen und sie rückgängig machen», so Polanía.

Obwohl diese Fähigkeit mit Achtsamkeitsübungen und Meditation trainiert werden kann, wittert der Forscher noch einen originelleren Einsatz des Modells, nämlich für intelligente Brillen. Solche Brillen würden «auf Basis des Modells erkennen, wie aufmerksam wir sind und uns mitteilen, wann wir eine Entscheidung hinterfragen sollten.»

https://doi.org/10.1038/s41467-021-27618-5