Archäologie Ausgrabungen an jungsteinzeitlicher Fundstelle in Naters gestartet

hkl, sda

29.4.2021 - 23:30

In Naters VS haben die archäologischen Untersuchungen einer fast 6000 Jahre alten, jungsteinzeitlichen Siedlung begonnen. Für die Wissenschaft ist die 2004 entdeckte, gut erhaltene Stätte auf dem Gelände, wo ein Seniorenzentrum gebaut werden soll, ein Glücksfall.

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«Dies ist eine einzigartige Gelegenheit, die Überreste des Mittelneolithikums auf einer grossen Fläche und nicht nur in kleinen Stücken zu untersuchen», sagte Kantonsarchäologin Caroline Brunetti vor den Medien. Das Besondere ist, dass es sich bei diesen Überresten um eine Überlagerung mehrerer Dörfer aus der Zeit von 4700 bis 3500 vor Christus handelt und nicht um Gräber, wie sie bereits an verschiedenen Stellen im Kanton entdeckt wurden.

Die Arbeiten, an denen sich rund 20 Spezialistinnen und Spezialisten beteiligen, werden sich über rund 20 Monate erstrecken. In mühseliger Kleinarbeit tragen diese auf dem Boden kniend Schicht für Schicht des Erdreichs ab.

«Jede Schicht ist von Bedeutung», erklärt Brunetti. «Einmal im Labor, «werden wir in der Lage sein, die Geschichte zurückzuverfolgen und mit Präzision sagen, zu können, ob eine Schicht älter ist als eine andere. Wir tragen den Boden langsam ab, aber zwischen zwei Schichten kann es manchmal einen Sprung von 1000 Jahren geben.

Anfänge des sesshaften Lebens

Brunetti bezeichnet die Fundstelle in Naters als exemplarisch für diese frühgeschichtliche Periode, in der Menschen erstmals sesshaft wurden, obwohl das nomadische Leben weiter fortbestand.

Die Dörfer waren auf dem Schwemmkegel des Kelchbachs angesiedelt», erklärt Samuel van Willigen, Chef der vom Kanton mit den Ausgrabungen betrauten Firma Insitu Archéologie. Im vergangenen Jahr wurde bereits ein kleine Fläche ausgegraben. Zu den ersten Funden gehörten Werkzeuge aus Bergkristall und Feuerstein sowie Keramikobjekte, ein Glücksfall für die Archäologen angesichts der «sehr langen Lebensdauer dieser Materialien».



Im Boden können wir Abdrücke von Holz, Feuerstellen zum Kochen, Vorratsgruben für Lebensmittel, Abfalldepots und Spuren vom Pflügen entdecken. «Es liegt nun an uns, diese Strukturen zu finden und den Aufbau dieser Dörfer zu verstehen und langfristig vielleicht auch die Gründe für ihr Verschwinden», sagte van Willigen.

Der Bau des Seniorenzentrums verlangt nach einer Grabung auf etwa 3500 Quadratmetern. Der Zeitplan der archäologischen Arbeiten wurde mit dem der Bauarbeiten für das Seniorenzentrum abgestimmt, um diese so wenig wie möglich zu verzögern. Die Kosten der archäologischen Untersuchungen werden vom Kanton auf 8 Millionen Franken geschätzt.