Medizin Berner Forscher erzeugen menschliche Hörzellen

SDA

2.10.2018

Hörgeräte und Implantate sind derzeit noch die einzigen Hilfen für Schwerhörige.
Hörgeräte und Implantate sind derzeit noch die einzigen Hilfen für Schwerhörige.
Bild: Keystone/Symbolbild

Berner Wissenschaftern ist es erstmals gelungen, menschliche Innenohr-Zellen im Labor zu erzeugen und deren Herkunft zu untersuchen. Laut Uni Bern ist damit der Weg frei, um neue Behandlungsmethoden für Hörbeeinträchtigung zu erforschen.

Rund fünf Prozent der Weltbevölkerung leiden an Schwerhörigkeit. Zwar kann die Hörfähigkeit mit Hörgeräten oder Implantaten verbessert werden, doch eine wirksame Ursachenbehandlung gibt es bis heute nicht.

Eine Forschergruppe der Universität und des Inselspitals Bern habe nun einen grossen Schritt in Richtung Ursachentherapie gemacht, teilte die Berner Hochschule am Dienstag mit. Erstmals wurde die Entwicklung von menschlichen "Haarzellen", die im Innenohr für die Geräuschrezeption zuständig sind, im Labor nachgeahmt.

Damit soll es künftig möglich sein, Behandlungsmethoden für Hörbeeinträchtigung direkt an menschlichen Zellen zu erproben. Die Studie wurde im Fachmagazin "Nature Communications" publiziert.

Hörzellen entstehen sehr früh in der fetalen Entwicklung, etwa in der zehnten bis elften Schwangerschaftswoche. Bereits in diesem Stadium erreichen sie ihre endgültige Zahl. "Wir werden mit rund 15'000 Haarzellen und 30'000 Spiralganglienzellen geboren", erklärte Forscherin Marta Roccio.

Laute Geräusche, Infektionen, Alterungsprozesse und auch die Belastung durch Giftstoffe setzen den Sinneszellen fortan zu. Da die Zellen bisher nicht ersetzt werden können, führt ihr Verlust zu einer dauerhaften Hörschädigung.

Die Ergebnisse der Studie liefern laut Uni Bern einen "Bauplan" für die Erzeugung von Cochlea-Haarzellen aus anderen, häufigeren Zellquellen. Das werde den Weg für Tests ebnen, die auf patienteneigenen Zelltypen basieren und eine individuellere Behandlung ermöglichen.

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