Sommer-PrognoseBriten und Deutsche leiden unter schwerer Dürre – und wie ist die Lage in der Schweiz?
Philipp Dahm
30.5.2025
Trockenheit in der Schweiz: Seit Mitte April hat sich die Lage entspannt. Im Bild: der Klöntalersee im Kanton Glarus am 25. April 2025.
Bild:Keystone
In Grossbritannien bahnt sich die schwerste Dürre seit 1852 an – und auch in Deutschland und Belgien regnet es nicht. In der Schweiz hat sich die Lage etwa entspannt. Meteonews wagt gar eine grobe Sommer-Prognose.
Grossbritannien ist für sein Regenwetter berüchtigt, doch in diesem Jahr ist alles anders: «Der Frühling ist bisher der trockenste seit mehr als einem Jahrhundert», bestätigt der meteorologische Dienst Met Office der Nachrichtenagentur AFP. Der Stand der Wasserspeicher sei «aussergewöhnlich niedrig», heisst es weiter.
Niedriger Pegel: das Woodhead Reservoir in Derbyshire am 13. Mai.
Bild:Keystone
Noch sei es zu früh, ein abschliessendes Fazit zu ziehen, den der Frühling beinhaltet die Monate März, April und Mai. Bisher seien in diesem Zeitraum 80,6 Milliliter Niederschlag gefallen. Der Negativrekord sei 1852 aufgestellt worden – mit 100,7 Millilitern. Er könnte nun geknackt werden, wenn es in den letzten Mai-Tagen nicht noch kräftig regnet.
Für die britischen Landwirte käme auch das wohl zu spät. In Peterborough, das rund 90 Kilometer nördlich von London liegt, gab es seit März gar keine Niederschläge. Die Folge: Die Zuckerrüben auf dem Hof von Luke Abblitt sind nur halb so gross, wie sie sein wollten.
Auch seine Kartoffeln drohen, nicht gross genug zu werden: Das Wetter gehe «von einem Extrem ins andere», klagt der verzweifelte Bauer: «Ich bete einfach für Regen.»
Greenwich Park in London während der Hitzewelle 2022, als in Grossbritanniens erstmals Temperaturen von mehr als 40 Grad gemessen worden sind.
Bild:Commons/Alisdare Hickson
Bisher hat Grossbritannien alle 16 Jahre eine schwere Dürre erlebt. «In diesem Jahrzehnt ist das auf alle fünf Jahre angestiegen, und in den nächsten paar Jahrzehnten werden es alle drei Jahren sein», warnt Liz Bentley von der Royal Meteorological Society. Die Trockenzeit werde zudem länger dauern.
Deutschland: «Eines der trockensten Frühjahre»
Ein ähnliches Bild zeigt sich in Deutschland: In manchen Regionen hat es seit Februar nicht mehr geregnet, meldet die «Tagesschau». Die Dürre sei ungewöhnlich, ordnet Bernd Madlener ein: «Es ist eines der trockensten Frühjahre seit Beginn der flächendeckenden Wetter-Aufzeichnungen.»
Hier wird die Dürreintensität in der Vegetationsperiode April bis Oktober für den Gesamt- und Oberboden gezeigt.
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung
Grund dafür seien laut dem Meteorologen immer häufiger auftretende hartnäckige Hochdruckgebiete, die die feuchten Tiefdruckgebiete blockierten. Der Klimawandel sorge weltweit für geringe Temperatur- und Druckunterschiede, was weniger Wind produziere, der das Wetter bewegt.
Nicht nur im März, April und Mai habe es zu wenig Niederschlage gegeben. Auch im Februar sei nur die Hälfte der sonst üblichen Menge gefallen – und der Winter sei diesbezüglich auch schlecht gewesen. Das Problem: Das Minus summiert sich, schreibt das «Redaktionsnetzwerk Deutschland».
Trockener Acker in Boddin in Mecklenburg-Vorpommern: Ein Traktor zieht am 20. Mai beim Ausbringen von Maissaat eine grosse Staubwolke hinter sich her.
Bild:Keystone
«Das bundesweite Niederschlagsdefizit im Frühjahr 2025 und die resultierende Bodentrockenheit stellen eine hydrologische ‹Hypothek› für den Sommer dar, die in den nächsten Monaten ausgeglichen werden muss», warnt Katrin Drastig vom Leibniz-Institut für Agrartechnik.
Es muss also anhaltenden, flächendeckenden Regen geben, um die natürlichen Reserven wieder aufzufüllen und das Problem mit der Trockenheit zu lösen. Wie heftig der Sommer für Natur und Landwirtschaft werde, würden laut Expert*innen die nächsten Wochen entscheiden.
Niedrigwasser am Rheinknie in Düsseldorf am 21. Mai: Die Trockenheit macht nicht nur Natur und Landwirten, sondern auch der Binnenschifffahrt zu schaffen.
Bild:Keystone
Schweiz (noch) ohne grössere Probleme
Der Bund hat ein eigenes Portal zum Thema Trockenheit in der Schweiz aufgeschaltet und richtet ein nationales Bodenfeuchte-Messnetz ein. Ein Blick auf die aktuelle Karte zeigt, dass es hierzulande keine Probleme mit Trockenheit gibt.
Trockenheit in der Schweiz: alles im grünen Bereich.
Screenshot:Nationale Trockenheitsplattform
Doch auch hierzulande ist bis Mitte April im Norden teilweise deutlich zu wenig Regen gefallen, präzisiert Meteonews. Die Pegel der Flüsse und Seen hätten in diesem Zeitraum teils Rekordtief erreicht und die Speicherseen seien «ausserordentlich schlecht gefüllt» gewesen.
Immer noch zu viele rote Punkte (Flüsse) und Dreiecke (Seen): Abflüsse und Wasserstände in der Schweiz, Stand 28. Mai.
Screenshot:BAFU
Die Niederschläge kurz vor Ostern hätten dann aber die Lage insbesondere im Wallis und in der Westschweiz deutlich entspannt. Im Mai habe es vor allem im Bündnerland ausgiebiger geregnet, wo es zuvor besonders trocken gewesen sei. Die Folge: Bis zum 19. Mai hat es im Vergleich zum langjährigen Mittel 5,6 Prozent weniger Niederschlag gegeben.
Bis zum 19. war der Mai im Tessin und Graubünden zu nass und im Norden zu trocken.
Grafik:Meteonews, UBIMET
Und was bringt der nahende Sommer? Meteonews hat sich auch mit Langzeitmodellen beschäftigt, die aber nur als «grober Trend» verstanden werden dürften. Das Fazit: «Der Sommer wird wohl wie alle seit 2015 langfristig gesehen zu warm ausfallen, es werden Abweichungen um 1 Grad modelliert.» Vor allem im Norden könnte es trockener sein.
EU: Die kommenden Wochen entscheiden
Wenn es in Grossbritannien und Teilen Deutschlands eine Dürre gibt, ist es in den Ländern dazwischen – wie in Belgien – natürlich auch zu trocken, ...
Trockenheit in Belgien.
RMI
… weil zu wenig Regen fällt, wie das Beispiel der Niederlande zeigt.
Niederländischer Niederschlagsindex, Stand 27. Mai.
KNMI
Die EU-Kommission hat das Thema auf dem Schirm: Sie warnt im Mai vor der schwierigen Lage in Teilen der Mitgliedsländer.
Über ihre Crop-Monitoring-Agentur (MARS) hat die EU ihre Ernteprognose für 2025 veröffentlicht: Demnach nimmt das nimmt im Nordwesten Europas das Niederschlagsdefizit zu, schreibt das Landwirtschaftsmagazin «Agrarheute». Schwere Wassermangel könnte die Erträge der Bauern und Bäuerinnen gefährden: Die kommenden Wochen seien entscheidend.
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