Mega-Projekt China will in Xinjiang 11'100 Meter tief in die Erde bohren

phi

2.6.2023

Am 30. Mai fällt in der chinesischen Provinz Xinjiag der Startschuss für die Bohrung eines mehr als elf Kilometer tiefen Bohrlochs.
Am 30. Mai fällt in der chinesischen Provinz Xinjiag der Startschuss für die Bohrung eines mehr als elf Kilometer tiefen Bohrlochs.
EPA

Es reicht zwar nicht, um dem Rekord-Loch auf der Halbinsel Kola Konkurrenz zu machen, aber ehrgeizig ist das Projekt dennoch: PetroChina will in der Provinz Xinjiang ein mehr als elf Kilometer tiefes Loch bohren.

P. Dahm

2.6.2023

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • China will in der Provinz Xinjiang ein 11'100 Kilometer tiefes Loch bohren, das zehn Gesteinsschichten durchstossen soll.
  • Das Projekt von PetroChina dient der Erforschung tiefer Öl- und Gasvorkommen, soll technische Erkenntnisse liefern und die Forschung unterstützen.
  • Die bisher tiefsten Bohrlöcher liegen auf der Halbinsel Kola, in Katar und bei der Pazifikinsel Sachalin.

Einerseits schaut die Menschheit mit einem James-Webb-Teleskop an die Anfänge unseres Universums zurück, andererseits weiss die Welt erstaunlich wenig darüber, wie es um das Innere unseres eigenen Planeten bestellt ist.

Was Bohrungen in die Erde angeht, ist die Pionierin die Sowjetunion: Auf der Halbinsel Kola unweit der kurzen Grenze zu Norwegen wird ab 1970 in die Tiefe gestochen. Nach neun Jahren werden 12'262 Meter erreicht – ein Rekord. Eine zweite Bohrung erreicht immerhin noch 8200 Meter, bevor die Finanzierung – zusammen mit dem Sowjet-Staat – zusammenbricht.

Bohrturm auf der Halbinsel Kola im Jahr 2007.
Bohrturm auf der Halbinsel Kola im Jahr 2007.
Commons/Andre Belozeroff

Auch die Bohrlöcher verfallen seither, das Projekt ist abgewickelt. Was damals eine aussergewöhnliche Leistung im Dienste der Wissenschaft war, sticht heutzutage nicht mehr so sehr heraus. Selbst im deutschen Windischeschenbach – rund 300 Kilometer von der Schweizer Grenze entfernt – entsteht 1994 ein 9101 Meter tiefes Loch.

2008 wird zudem der Sowjet-Rekord in Katar eingestellt: Der dänische Konzern Maersk Oil lässt im Ölfeld Al Shaheen 12'289 Meter tief graben – 27 Meter weiter als auf der Kola-Halbinsel. Russland zieht nach: Sachalin I bei der gleichnamigen Insel im Pazifik sticht 2011 auf 12'443 Meter und 2014 über 13'000 Meter tief.

Bis in die Kreidezeit: China will 11'100 Meter tief bohren

Wie in Katar geht es dabei nicht um die Forschung, sondern Öl und Gas. Und nun will auch China jene Vorkommen in grosser Tiefe anzapfen: Am 30. Mai fällt der Startschuss für eine Bohrung, die elf Kilometer tief in die Erde gehen soll, berichtet «Bloomberg».

Karte des Tarimbeckens im äussersten Westen Chinas.
Karte des Tarimbeckens im äussersten Westen Chinas.
Commons/Kmusser

Dabei sollen nicht weniger als zehn Gesteinsschichten durchstossen werden, um am Ende im Material aus der Kreidezeit zu landen. Gebohrt wird im Tarimbecken in der autonomen Region Xinjiang im Westen Chinas, wo Peking das Volk der Uiguren grausam unterdrückt.

Das Projekt habe zwei Ziele, erklärt Lyu Xiaogang laut New China TV: Es gehe um wissenschaftliche Forschung, aber auch um Öl- und Gas-Vorkommen. Und nicht zuletzt räumt der Ingenieur ein, dass der Konzern PetroChina technisches Know-how aufbauen wolle, um entsprechende Ausrüstung herzustellen und tiefe Lagerstätten auszubeuten.