Medizin-These Covid-19 täuscht unseren Körper, damit der das Gehirn angreift

phi

9.7.2020

Deutsche Ärzte glauben, dass Coronavirus kann den eigenen Körper dazu bringen, Gewebe im Gehirn anzugreifen.
Deutsche Ärzte glauben, dass Coronavirus kann den eigenen Körper dazu bringen, Gewebe im Gehirn anzugreifen.
Symbolbild: Keystone

SARS-CoV-2 kann das Gehirn schädigen, obwohl das Virus selber gar nicht bis ins Hirn von Erkrankten vordringt. Nun glauben Ärzte, dass das Virus körpereigene Antigene dazu anstiftet, im Kopf anzugreifen.

Dass Covid-19 nicht nur die Lunge angreift, sondern auch andere Organe wie das Gehirn, wird kaum mehr bezweifelt: Auch milde Krankheitsverläufe könnte schwerwiegende neurologische Schäden nach sich ziehen, warnten nun wieder Ärzte im britischen «Guardian».

Sie präsentierten ursprünglich im Fachmagazin «Brain» eine entsprechende Studie mit 40 Patienten, deren Symptome von Gehirnentzündungen über Psychosen und Nervenschäden bis zum Schlaganfall reichen. «Covid-19 hat Auswirkungen auf das Gehirn, wie wir sie noch bei keinem anderen Virus gesehen haben», verdeutlicht Michael Zandi, einer der Autoren der Studie.

Für Ärzte gebe es bei der Diagnose ein Problem: «Das Gehirn scheint gar nicht betroffen zu sein», warnt Zandi. Seine Kollegen sollten aber darauf achten, dass das Virus auch kognitive Auswirkungen haben kann und Benommenheit, Müdigkeit oder Schwächegefühle auslösen könne. Das Phänomen schlage sich in einem Leiden nieder, das Akute disserminierte Enzelphalomyelitis (Adem) heisst. Es handelt sich dabei um eine Autoimmun-Krankheit.

Ins selbe Horn stossen Ärzte der Berliner Universitätsklink Charité. Sie haben eine kleine Studie mit nur elf Patienten publiziert, die in Fachkreisen noch nicht diskutiert wurde – und somit bloss als Indiz gelten kann. Ihre These erklärt aber, warum sich bei betroffenen Neuro-Patienten keine Covid-19-Erreger im Gehirn nachweisen lassen: Das Coronavirus greift das Gehirngewebe nicht selber an, sondern überzeugt den Körper, es selbst zu tun.

«Bemerkenswerterweise gab es bei allen elf Patienten der gegenwärtigen Studie starke Autoantikörper, die das Gehirn angreifen und die man im [Gehirnwasser] gesunder Leute normalerweise nicht findet», sagte Mitautorin Christiana Franke der Nachrichtenagentur «Reuters». Nun müsse man herausfinden, wie das Virus es schafft, die Produktion der körpereigenen Antigene zu beeinflussen und ob es beim Angriff anderer Organe ähnlich vorgehe.

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