Das Labor, das Omikron entdeckte «In unseren PCR-Tests war etwas anders»

SDA/uri

11.12.2021 - 10:50

WHO-Chef: Risiko erneuter Ansteckung bei Omikron vermutlich höher

WHO-Chef: Risiko erneuter Ansteckung bei Omikron vermutlich höher

Die Omikron-Variante des Coronavirus könnte nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu einer höheren Reinfektionsrate, aber milderen Krankheitsverläufen führen. Das sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus in Genf.

09.12.2021

Das Privatlabor Lancet in Johannesburg analysiert täglich Tausende PCR-Tests. Im November bemerkte man hier auffällige 22 Proben – und stiess so auf die neue Corona-Variante Omikron. 

SDA/uri

Kein Zutritt, hohe Ansteckungsgefahr: Dutzende Biochemiker, Virologen und Techniker analysieren in einem Gebäude des Privatlabors Lancet in Johannesburg täglich 18'000 PCR-Tests – und sie haben dabei die neue Coronavirus-Variante Omikron entdeckt.

Anfang November machten sie ihre die Welt aufschreckende Entdeckung. Diese löste die Furcht vor einer noch schlimmeren Phase der Pandemie aus. 22 positive Tests, hauptsächlich aus der Hauptstadt Pretoria, erregten die Aufmerksamkeit von Chef-Virologin Eftyxia Vardas und ihrem Team. «Wir stellten fest, dass etwas in unseren PCR-Tests anders war», erklärt Vardas in weissem Kittel und Maske. Die gebräuchlichsten Tests zum Nachweis des Coronavirus zielen auf drei Gene ab.



Gen tauchte nicht mehr auf

Vor einem Monat stellten die Wissenschaftler jedoch zu ihrer Überraschung fest, dass eines der drei Gene in den positiven Ergebnissen nicht mehr auftauchte. «Wir waren zunächst nicht ganz sicher, was es war, ob es sich um eine bestehende oder eine neue Variante handelte», sagt die Virologin.

Sequenzierung von Corona-Proben: Im Labor Lancet in Johannesburg entdeckte man die Coronavirus-Variante Omikron (Symbolbild)
Sequenzierung von Corona-Proben: Im Labor Lancet in Johannesburg entdeckte man die Coronavirus-Variante Omikron (Symbolbild)
Bild: dpa

Zu diesem Zeitpunkt gab es vier als «besorgniserregend» eingestufte Virusvarianten: Delta, die derzeit weltweit dominiert, Alpha, Beta und Gamma. Das Wissenschaftlerteam wollte keinen falschen Alarm auslösen. «Wir brauchten etwa eine Woche, um weitere Proben zu sammeln, und dann noch eine Woche, um sie zu sequenzieren», sagt Vardas. Die Sequenzierung ist ein kostspieliger und langwieriger Prozess, der es den Wissenschaftlern ermöglicht, das Genom des Virus zu entschlüsseln.

«Etwas stimmt nicht»

«Dann aber waren wir ziemlich sicher, dass etwas nicht stimmt», erzählt die Wissenschaftlerin weiter. «Es zeigte sich, dass es sich um ein völlig anderes Virus handelte.» Vardas war überzeugt, das das veränderte Virus der Grund für den exponentiellen Anstieg der Infektionen in Südafrika war und schickte ihre Ergebnisse und Proben an die Gesundheitsbehörden.

Das Nationale Institut für übertragbare Krankheiten (NICD) und das renommierte Genomforschungsinstitut Krisp setzten die Untersuchungen fort. Am 25. November gab Südafrika offiziell das Auftauchen einer neuen Variante des Coronavirus mit ungewöhnlich vielen Mutationen bekannt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stufte den Erreger mit der wissenschaftlichen Bezeichnung B.1.1.529 einen Tag später als «besorgniserregend» ein – und gab ihm den Namen Omikron.

Corona-Impfung in Südafrika. (Archiv)
Corona-Impfung in Südafrika. (Archiv)
Bild: Jerome Delay/AP/dpa