Madagaskar Der grösste Vogel der Welt wurde Opfer eines Superräubers

uri

26.9.2018

Drei Meter hoch und bis zu einer halben Tonne schwer, gelten sie als die grössten Vögel der Erdgeschichte. Womöglich noch im 17. Jahrhundert wurden Elefantenvögel gesichtet. Spätestens seit dann müssen sie als ausgestorben gelten. Forscher haben nun neue Hinweise gefunden, wer die gefiederten Giganten auf dem Gewissen hat.

Die zufällige Entdeckung eines Eis des ehemals grössten Vogels der Welt sorgte im April für Schlagzeilen: Im Fundus des Naturkundemuseums in Boston, USA, identifizierte eine Mitarbeiterin ein nur für einen Abguss gehaltenes 30 Zentimeter hohes und ein Kilogramm schweres Gelege als Original.

Die Eier der ausgestorbenen Laufvogelart sind eine extreme Rarität. Weltweit existieren in Museen schätzungsweise nur noch rund 40 Stück. Entsprechend hoch sind die Preise, die für die Eier aufgerufen werden. Im Jahr 2015 etwa wurde ein teilweise fossiliertes Exemplar bei Christie’s für 56'250 Pfund, umgerechnet 71'000 Franken versteigert. Zwei Jahre zuvor waren es in einer anderen Auktion sogar 66'675 Pfund (gut 84'000 Franken) gewesen.

Die Art kam schon vor rund 10'000 Jahren unter Druck

Auf Madagaskar, der Heimat der gefiederten Giganten, haben Forscher nun neue Spuren entdeckt, warum die rund drei Meter grossen und bis zu annähernd 500 Kilogramm schweren Vögel von der Erde verschwanden. Klimatische Veränderungen, wie manche Wissenschaftler vermuten, könnten zwar auch eine Rolle gespielt haben, den Garaus machte den Tieren allerdings wohl ein «Superräuber».

Die Wissenschaftler um James Hansford von der University of Southampton können anhand von Spuren auf Knochen von Elefantenvögeln nämlich zeigen, dass die mit den heutigen Emus in Afrika und den Kiwis in Neuseeland verwandten Vögel bereits sehr früh von Menschen gejagt und verzehrt wurden.

Wie die Forscher im Wissenschaftsmagazin Science Advances schreiben, beweisen Schnittspuren von Steinklingenwerkzeugen an einem Unterschenkelknochen, dass Elefantenvögel bereits vor rund 10'000 Jahren auf dem Speiseplan des Homo sapiens standen.

Der Befund ist vor allem auch deshalb bemerkenswert, weil man bisher davon ausging, dass Menschen frühestens vor etwa 4000 Jahren auf Madagaskar ankamen und eine systematische Besiedlung zwischen 200 und 500 n. Chr. stattfand. Die nun gefundenen Spuren beweisen, dass die Tiere der Megafauna der Insel – darunter befanden sich ausserdem Riesenlemuren, madagassische Flusspferde und das Raubtier Riesenfossa – noch viel früher unter Druck durch den Menschen gerieten als bisher angenommen.

Sie waren eine leichte Beute

Die flugunfähigen Elefantenvögel waren für den Homo sapiens dabei eine leichte Beute. Und hatte der Mensch erstmal einen der brütenden Vögel erlegt, konnte er sich auch gleich noch dessen Eier einverleiben, die sich – etwa hundert Mal so gross wie ein Hühnerei – als nahrhafte Proteinbomben herausstellten.

Allerdings wurden durch einem solchen Jagderfolg auch sogleich zwei Generationen an Elefantenvögeln ausgelöscht. Ein Umstand, der umso schwerer wiegen dürfte, als man davon ausgeht, dass die Tiere nur sehr langsam wuchsen und wohl nicht mehr als zwei Eier im Gelege hatten.

Anhand der Analyse von Spuren des Pilzes Sporormiella, der vor allem im Kot grosser Tiere vorkommt, konnten Wissenschaftler der Fordham University in New York bereits im Jahr 2003 zeigen, dass auf Madagaskar eine Menge der Pilzsporen existieren, die über 2000 Jahre alt sind. Um 200 n. Chr. wurde der Pilz indes schlagartig weniger. Just in jener Zeit begann die Besiedlung Madagaskars durch Seefahrer aus Südostasien.

Die meisten Wissenschaftler gehen heute davon aus, dass die Elefantenvögel bereits um das Jahr 1300 durch den Menschen endgültig ausgerottet worden waren. Der französische Naturforscher, Historiker und Geograph Étienne de Flacourt will angeblich noch 1658 im Süden Madagaskars einen dem Strauss ähnlichen Riesenvogel gesehen haben. Belegen liess sich die Sichtung jedoch nicht. 

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