Böses ErwachenDeshalb solltest du den Finger von der Snooze-Taste lassen
uri
11.11.2022
Die Schlummerfunktion am Wecker ist verführerisch – und erfreut sich grosser Beliebtheit. Wer gut ausgeschlafen sein will, sollte sie aber besser rasch vergessen und lieber so spät wie möglich aufstehen.
uri
11.11.2022, 00:00
uri
Regelmässig mit der Zeitumstellung häufen sich die Berichte über Schlafprobleme. Und das, obwohl in der dunklen Jahreszeit die Hormone Serotonin und Dopamin ohnehin Mangelware im Körper sind und man deshalb auch eher müde ist.
Wer morgens entsprechend noch total gerädert im Bett liegt, für den dürfte die Schlummerfunktion des Weckers eine verlockende Alternative zum direkten Sprung aus dem Bett sein. Das jedoch ist laut einem Experten alles andere als eine gute Idee.
Eine Mehrheit snoozt
Die Snooze- oder Schlummer-Funktion, die viele Wecker und auch Smartphones bereithalten, wird gern von all jenen genutzt, die die Zeit im warmen Bett maximal ausdehnen wollen. Laut einer US-Untersuchung mit 450 Personen gehörte die Mehrheit zu den sogenannten Snoozern: 57 Prozent von ihnen versetzten sich nach dem ersten Alarm nochmals in den Schlummermodus – und verbrachten so im Schnitt 26,93 zusätzliche Minuten im Bett.
Wie die Macher der Studie berichten, hatten dabei Frauen, jüngere und abendaktive Menschen sowie Personen mit einer Schlafstörung oder einer geringeren Gewissenhaftigkeit eher die Tendenz zu snoozen. Sie waren in der Summe allerdings nicht weniger müde oder benötigten seltener ein Nickerchen als die Sofort-Aufsteher.
Indes hatten die Snoozer in der Zeit vor dem Aufwachen offenbar einen unruhigeren Schlaf, wie das Nachrichtenportal RND zu der Studie berichtet. Laut den Autorinnen sei es möglich, dass das Schlummerverhalten damit in Zusammenhang stehe. Allerdings seien hierzu noch weitere Untersuchungen nötig.
Chronischer Schlafmangel ist das Problem
Dass viele Menschen gern snoozen, verwundert den Experten Hans-Günter Weessauf Anfrage von RND nicht. Allerdings rät das Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) davon ab.
Das Hauptproblem sei, dass viele Menschen an einem chronischen Schlafmangel leiden würden, so der Experte. Sie würden deshalb nicht von selbst aufwachen, sondern bräuchten einen Wecker. «Das heisst, sie beenden das wichtigste Reparations- und Regenerationsprogramm des Organismus, bevor es seine Aufgabe erfüllt hat», sagte er RND.
Das Snoozing ändere daran gar nichts. Mehr noch: Die letzte Schlafphase werde oft künstlich mehrfach unterbrochen. Das Gefühl, dass man sich hier womöglich mehr Schlaf gönne, sei ein Trugschluss: Schliesslich müsse man den Wecker ja auf einen früheren Zeitpunkt stellen, um sich die Schlummerei überhaupt erlauben zu können.
Angesichts der Tatsache, dass viele ohnehin nicht zu genug Schlaf kämen, ergebe es mehr Sinn, den Wecker so spät wie möglich zu stellen und dann sofort aufzustehen, sagt Weess. Wem das schwerfalle, der solle sich austricksen und den Wecker in grösserer Distanz zum Bett aufstellen, sodass man in jedem Fall aufstehen müsse.