F-35 aufgeflogen Radarsystem enttarnt Tarnkappen-Jet der Amerikaner

uri

1.10.2019

Die Schweiz will Kampfjets für sechs Milliarden Franken kaufen. Im Rennen für den Grossauftrag ist auch der Tarnkappen-Flieger F-35. Womöglich ist das Flugzeug aber längst nicht so unsichtbar, wie oft behauptet wird.

Als extrem teuer gilt der Stealth-Kampfjet F-35. Allein das US-Militär will zu Kosten von 1,5 Billiarden Dollar 2'700 der Maschinen anschaffen. Hersteller Lockheed Martin präsentiert den Flieger als Hightech-Waffe der Zukunft. Von besonderer Bedeutung ist dabei die Stealth-Funktion der F-35: Dadurch soll das Mehrzweckkampfflugzeug für die feindliche Flugabwehr nahezu unsichtbar bleiben.

Zweifel an den Tarnfähigkeiten des Kampfjets gibt es schon lange. Inzwischen ist es einem deutschen Rüstungsunternehmen offenbar sogar geglückt, eine F-35 über eine Strecke von 150 Kilometer zu orten. Und zwar von einem speziellen Fahrzeug aus, das auf einem Pferdehof vor Berlin abgestellt wurde.

Im April 2018 präsentierte der US-Rüstungskonzern Lockheed Martin zwei seiner Tarnkappen-Jets vom Typ F-35 auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung ILA in Berlin. Nicht zuletzt wollte das Rüstungsunternehmen damals schlagkräftige Kaufargumente für den Flieger liefern, denn die deutsche Bundeswehr dachte über neue Maschinen nach, um die in die Jahre gekommenen «Tornado»-Jets zu ersetzen. Auch etliche andere Länder haben bereits ein Auge auf den US-Flieger geworfen. So ist der F-35 etwa auch nach wie vor beim Evaluationsverfahren für neue Kampfflugzeuge für die Schweiz im Rennen.



Beim Rückflug aus Berlin geortet

Obwohl die zwei F-35-Maschinen in einem elfstündigen Mammutflug in die deutsche Hauptstadt überführt wurden, blieben sie bei der ILA überraschenderweise am Boden. Wie der «Spiegel» schreibt, ging bereits auf der Messe das Gerücht um, dass die Flugzeuge nicht abhoben, weil der deutsche Rüstungstechnikhersteller Hensoldt ebenfalls mit seinem neuen Luftüberwachungssystem «Twinvis» auf der ILA präsent war. Und mit «Twinvis» solle es möglich sein, den Tarnkappen-Jet am Himmel zu verfolgen.

Laut einem Bericht des Journals «Defense News» gelang es Hensoldt dann aber doch, die amerikanischen Jets zu orten. Und zwar bei ihrem Rückflug in die Heimat. Demnach hätten sich Mitarbeiter des aus der Airbus-Gruppe hervorgegangenen Unternehmens mit dem Passivradarsystem «Twinvis» rechtzeitig auf einem Pferdehof vor Berlin in Stellung gebracht.

Wie Hensoldt dem «Spiegel» bestätigte, habe man die Tarnkappenjets in der Folge über 150 Kilometer weit am Himmel verfolgen können. Dafür nutzt «Twinvis» eine andere Technik als herkömmliche Radarsysteme, die einen starken Suchstrahl ausschicken, der von Flugzeugen in der Luft reflektiert wird.

Auf diese herkömmliche Radartechnik baut die Tarnkappeneigenschaft des F-35 auf. Durch das Design und die Oberflächenbeschaffenheit des Flugzeugs werden die elektromagnetischen Wellen des Radars so reflektiert, dass bei der Empfängerantenne fast kein Echo mehr ankommt.

Andere Radar-Technik

Das «Twinvis»-System arbeitet dagegen mit einer anderen Technik. Es nutzt die elektromagnetischen Wellen zahlreicher ziviler Quellen – das können etwa die Funkwellen von Radio- und Fernsehsendern, aber auch Handysignale sein –, um Flugobjekte zu orten. Sobald diese Wellen auf unnatürliche Art in der Luft abprallen, werden sie von «Twinvis» erfasst.

Wie der Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrindustrie erklärt, verarbeite das Passivradar auf diese Art «Signalechos, die Milliarden Mal schwächer sind als die ursprünglichen Signale.» Deshalb könnten mit einem einzigen «Twinvis» auch «bis zu 200 Flugzeuge in einem Umkreis von 250 Kilometern in 3D überwacht werden.»

Im Gegenzug hat das «Twinvis»-System aber den Nachteil, dass es in bevölkerungsarmen Regionen mit entsprechend wenigen Signalechos nur schlecht funktioniert, da hier nur wenige zivile Signale existieren. Das allerdings gilt natürlich nicht für den Luftraum in Berlin, wo es von entsprechenden Signalen nur so wimmelt.

Gegenüber «Defense News» erklärte ein Sprecher von Lockheed, dass die zwei Stealth-Flugzeuge wohl nur deshalb geortet wurden, weil sie für den Hin- und Rückflug spezielle Reflektoren hatten, mit denen man sie aus Sicherheitsgründen extra für Radar sichtbar gemacht habe. Hensoldt hält dem jedoch entgegen, dass das eigene System ganz anders funktioniere. Es erfasse das gesamte Flugzeug und reagiere überhaupt nicht auf einzelne Merkmale wie Reflektoren.

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