7000 Jahre alte Kinderleichen Diese Mumien sind viel älter als die ägyptischen

jfk

2.5.2019

Über die steinzeitliche Chinchorro-Kultur in der Atacama-Wüste weiss man nicht viel. Doch die aufwendig präparierten Kindermumien der einfachen Nomaden geben der Wissenschaft Rätsel auf. Chile möchte mehr aus dem geheimnisvollen Erbe machen.

Die Chinchorro siedelten vor etwa 9000 Jahren rund um Wasserlöcher und Küstenabschnitte der Atacama-Wüste zwischen Chile und Peru. Das Jäger- und Sammlervolk ernährte sich hauptsächlich vom Fischfang. 

Der älteste künstlich mumifizierte Mensch, der dort gefunden wurde, ist eine Kinderleiche aus dem Valle de Camarones und konnte auf ungefähr 5050 v. Chr. datiert werden. Die Alten Ägypter entwickelten ihren Mumienkult frühestens ab dem Jahr 4000 v. Chr.

Knapp 300 Mumien

Gefunden wurden die ersten Chinchorro-Mumien bereits Anfang des 20. Jahrhunderts in der Atacama-Wüste, bei der es sich um die trockenste Wüste der Erde handelt, von den Polargebieten abgesehen.

Weltweite Aufmerksamkeit erlangte das Phänomen allerdings erst nach der Entdeckung von 96 Mumien am Fusse eines Felsmassivs im Jahr 1983 bei Arica, der nördlichsten Stadt Chiles an der Grenze zu Peru.



In den nächsten Jahren konnten in der Atacama-Wüste insgesamt 282 Chinchorro-Mumien aus Begräbnisstätten geborgen werden, wobei 149 absichtlich mumifiziert wurden, während die übrigen 133 durch die Trockenheit auf natürliche Weise erhalten blieben.

Erhöhte Konzentration von Arsen

Der Kult der Mumifizierung unter den Chinchorro kam etwa um 1500 v. Chr. zum Erliegen, wobei sich in den vorherigen Jahrtausenden die Praxis und der Stil der Mumien gewandelt hatte.

Bis heute konnte die Forschung nicht klären, warum die ansonsten recht primitiven Chinchorro-Nomaden einen so aufwendigen und hochentwickelten Totenkult in Form der Mumifizierung zelebrierten.

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Heute ist bekannt, dass im Norden Chiles das Trinkwasser aufgrund bestimmter natürlicher Bedingungen eine hohe Konzentration von Arsen im Trinkwasser aufweist. Möglicherweise hat eine dadurch bedingte erhöhte Kindersterblichkeit den Kult angeschoben.

Antrag bei der Unesco

In der Anfangsperiode wurden die Kinderleichen lediglich mit Lehm bedeckt und in der Sonne getrocknet. Später wurden ihnen die Eingeweide entnommen, worin auch die Alten Ägypter einen Vorteil bei der Konservierung erkannten, und die Körper wurden mit Pflanzen gefüllt und verziert.



Obwohl der Kult und die Mumien selbst innerhalb von Chile nur wenig bekannt sind, will der südamerikanische Staat dieses rätselhafte Erbe besser bewahren und öffentlichkeitswirksamer präsentieren.

Deswegen wurde bei der Unesco beantragt, archäologische Stätten der Chinchorro zum Weltkulturerbe zu erklären. Davon erhofft man sich, die teilweise vernachlässigten Mumien vor dem Verfall zu bewahren – wie es dem steinzeitlichen Nomadenvolk auch einst gelang.

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