Mit Sprengstoff beladenDonau gibt Schiffswracks aus dem Zweiten Weltkrieg frei
tgab
11.9.2024
Die von Dürre heimgesuchte Donau bringt versenkte deutsche Schiffe aus dem Zweiten Weltkrieg zum Vorschein. Das Problem: Sie sind häufig mit Sprengstoff beladen und behindern die Schifffahrt.
tgab
11.09.2024, 23:18
11.09.2024, 23:25
Gabriela Beck
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Die Donau ist voller Schiffswracks, die bei gesunkenem Wasserpegel im Sommer freigelegt werden – darunter viele aus dem Zweiten Weltkrieg.
Sie behindern die Schifffahrt so stark, dass die Donau dieses Jahr als zum Teil nicht mehr schiffbar deklariert wurde.
Nun sollen 21 Schiffe der Nazi-Schwarzmeerflotte geborgen werden.
Das Problem: sie sind mit Minen, Granaten und Munition beladen.
Die Sommerdürre hat mit sinkendem Wasserstand in den Flüssen so einiges ans Tageslicht gebracht, was lange unter der Wasseroberfläche verborgen war. In der Donau zum Beispiel ist in der Nähe der serbischen Flusshafen-Stadt Prahovo eine neue Schar versunkener Nazi-Schiffe aus dem Zweiten Weltkrieg aufgetaucht, die mit Sprengstoff beladen sind.
Es ist nicht das erste Mal, dass Schiffswracks in der Donau freigelegt werden. Wiederkehrende Dürren und Hitzewellen führen jedes Jahr zu einem drastischen Absinken des Wasserspiegels auf dem mit 2857 Kilometern zweitlängsten Fluss Europas.
Nachdem der Wasserstand ein Rekordtief erreicht hatte, tauchten bereits im Jahr 2022 Dutzende versunkene Schiffe der Schwarzmeerflotte Nazi-Deutschlands in der Nähe von Prahovo auf.
Teile der Donau dieses Jahr nicht mehr schiffbar
Das Problem ist immer das gleiche: die Wracks behindern die Schifffahrt. «Kapitäne müssen äusserst vorsichtig sein und es kommt häufig zu Vorfällen wie dem Festlaufen», sagte Damir Vladic, Manager des Hafens von Prahovo, gegenüber der Nachrichtenagentur «AFP».
In diesem Jahr dokumentierte das von der Europäischen Kommission verwaltete Copernicus-Programm die Wasserknappheit entlang der Donau und erklärte, dass bestimmte Teile des Flusses in Westeuropa nicht mehr schiffbar seien.
The wrecks of explosives-laden Nazi ships sunk in the River Danube during World War Two have emerged near Serbia's river port town of Prahovo, after a drought in July and August that saw the river's water level drop https://t.co/ChbmfhvvR3pic.twitter.com/2dbUUkH6hZ
Die bei Prahovo entdeckten Schiffe gehören zu Hunderten, die 1944 von den Nazi-Truppen auf dem Rückzug vor den vorrückenden sowjetischen Streitkräften auf der Donau versenkt wurden. Ziel war es, die Rote Armee durch Verstopfung des Flusses zu bremsen, aber auch zu verhindern, dass die Schiffe in sowjetische Hände fielen.
«Die Nazis versenkten auf ihrem Rückzug fast 200 Schiffe, darunter Transportfähren, Lastkähne und Torpedoboote», sagt der Historiker Velimir Miki Trailovic der «CBS».
Einige der über das Flussbett verstreuten Wracks haben noch Türme, Kommandobrücken, kaputte Masten und verdrehte Rümpfe, während andere grösstenteils unter Sandbänken begraben liegen.
Minen und Munition machen Bergung gefährlich
80 Jahre lang blieben die Schiffe weitgehend ungestört auf dem Grund der Donau. Doch nun soll der Fluss freigeräumt werden. «Die Schiffe sind voller Minen, Granaten und nicht explodierter Kampfmittel, die bei einer Explosion katastrophale Probleme verursachen könnten», sagt Trailovic.
VIDEO: 🇷🇸 Serbia tackles sunken Nazi fleet in Danube
An operation to clear a fleet of sunken Nazi warships from the River Danube in Serbia is underway. For decades, local vessels have struggled to navigate around the ships when water levels drop in the summer#AFPVerticalpic.twitter.com/a6pasVqJQl
Eine von der Europäischen Investitionsbank und dem Western Balkans Investment Framework finanzierte Initiative hatte 2022 fast 30 Millionen Euro für eine Bergungsaktion von 21 Schiffen bereitgestellt.
Das erste Schiff – ein Minensuchboot – wurde im August aus der Donau gezogen. Das Entfernen der Schiffe wird jedoch durch die mit ihnen vergrabene Munition erschwert, die sorgfältiges Manövrieren erfordert, um jegliches Risiko einer Detonation zu vermeiden. Serbische Beamte schätzen, dass die Bergung der Schiffe eineinhalb Jahre dauern wird.