Ehrgeizige Planung Kommt der Hyperloop wirklich schon in zehn Jahren?

tafi

10.7.2019

Die Zukunft des Reisens ist nur zehn Jahre entfernt, glaubt man den Pionieren der Hyperloop-Technologie. Schon 2029 soll die erste Strecke in Betrieb gehen.
Die Zukunft des Reisens ist nur zehn Jahre entfernt, glaubt man den Pionieren der Hyperloop-Technologie. Schon 2029 soll die erste Strecke in Betrieb gehen.
Hardt Hyperloop

Die Vorstellung, Passagiere per Hyperloop, also in einer Röhre mit Hochgeschwindigkeit, quer durch Europa zu befördern, beeindruckt. Nicht nur aus Umweltschutzgründen. Aber werden wir die neue Art des Reisens noch erleben?

Wir schreiben das Jahr 2030. Sie befinden sich in einer eleganten, stromlinienförmigen Kapsel, die durch ein Niederdruckstahlrohr schwebt und auf mehr als 1'000 km/h beschleunigt: Das ist der Hyperloop, die Vision einer futuristischen Transportmethode, für die der umstrittene US-Unternehmer Elon Musk vor sechs Jahren eine mehr als 100 Jahre alte Technolgie an die Möglichkeiten des 21. Jahrhunderts angepasst hat.

Reine Zukunftsmusik ist der Hyperloop nicht mehr. Grosse Unternehmen investieren viel Geld in Projekte, um den Hyperloop buchstäblich und im übertragenen Sinne auf den Weg zu bringen. Teststrecken werden in Dubais Wüsten errichtet und futuristische Kapseln in europäischen Lagerhäusern enthüllt.



Zuletzt hat die niederländische Firma Hardt Hyperloop in Delft die erste europäische Hyperloop-Teststrecke in Betrieb genommen. Die ist zwar nur 30 Meter lang, verfügt aber über alle notwendigen Komponenten, um die Technik zu testen. In zwei Jahren soll nach der Delfter Vorlage das Forschungszentrum European Hyperloop Centre entstehen. Langfristig planen die Niederländer ein 10'000 Kilometer langes Hyperlook-System durch ganz Europa.

Wie weit ist die Technik überhaupt?

Hyperloop-Befürworter weisen immer wieder darauf hin, dass die Technologie nachhaltiger als die Luftfahrt sei und deutlich schneller als Hochgeschwindigkeitszüge. Aber ist der Hyperloop wirklich zukunftsfähig? Wie hoch sind die technischen Hürden, die noch genommen werden müssen? Werden wir in greifbarer Zukunft wirklich in einer halben Stunde von Amsterdam nach Paris reisen können?

«CNN Travel» hat sich die Technologie genauer angeschaut. Neu ist sie jedenfalls nicht, wie der britische Experte Chris Duale erklärt. Schon im späten 19. Jahrhundert habe der britische Ingenieur Isambard Kingdom Brunel an einem ähnlichen System gearbeitet. Er wollte Transportwegen mit Druckluft transportieren.



Mehr als 100 Jahre später hat Elon Musk die Idee aufgegriffen und 2013 in einem White Paper seinen Traum vom Hyperloop als Mischung aus «einer Concorde, einer elektromagnetischen Schienenkanone und einem Airhockey-Tisch» beschrieben. Das System solle sicherer, schneller, nachhaltiger und effizienter als herkömmliche Transportmittel sein.

Musk hat die Vision, die Arbeit machen andere

Der Tesla- und SpaceX-Gründer lieferte die Vision, die viele andere seitdem umzusetzen versuchen. Beim «Hyperloop Pod Contest» etwa versuchen auch Schweizer Studierende, Geschwindigkeitsrekorde zu brechen. Einige Firmen hingegen arbeiten bereits an der konkreten Umsetzung. Dazu gehören Virgin Hyperloop One, eine US-Firma unter der Leitung von Richard Branson; Hyperloop Transportation Technologies (HyperloopTT), ein US-amerikanisches Start-up, das in China eine Vereinbarung zum Bau einer Teststrecke unterzeichnet hat; das kanadische Unternehmen TransPod; und eben die Niederländer von Hardt Hyperloop.

Allerdings: So umtriebig diese Firmen alle sind und so sehr sie auch jeden kleinen Erfolg feiern – den Hyperloop Wirklichkeit werden zu lassen und in ein reales Transportmittel zu verwandeln, dauert lange. Zu viele Unwägbarkeiten liegen noch vor den den Pionieren. Neben den technischen zum Beispiel auch klaustrophobische. Setzen sich Menschen wirklich in eine Kapsel, um damit bei 1'000 km/h durch einen Tunnel zu rasen, ohne nach draussen blicken zu können? Was, wenn doch mal etwas passiert? Wie werden Passagiere evakuiert? Und halten die Röhren Naturkatastrophen stand?

Viele Hindernisse, grosse Ziele

Dass es viele Hindernisse zu überwinden gibt, ist den Ingenieuren klar, die an der konkreten Umsetzung von Hyperloop-Projekten arbeiten. Grosse Ziele haben sie trotzdem. TransPod-CEO Sebastien Gendron etwa träumt von einem U-Bahn-System mit hoher Zugfrequenz zu erschwinglichen Preisen. Und Ryan Kelly von Virgin Hyperloop One betont: «Wir wissen dass die Physik stimmt, die Technologie funktioniert.»



Ob Hyperloop-Systeme Wirklichkeit werden, liege vor allem an der Politik. «Die wahre Herausforderung besteht eher darin, eine Regierung davon zu überzeugen, dass wenn es ihr ernst damit ist, echte Innovation zu unterstützen, auch Risiken eingegangen werden müssen.»

Überall auf der Welt entstehen derzeit Teststrecken für Hyperloop-Systeme.
Überall auf der Welt entstehen derzeit Teststrecken für Hyperloop-Systeme.
Bild: Virgin HyperloopOne

In Indien soll es 2029 konkret werden

In Indien jedenfalls steckt Virgin Hyperloop One bereits tief im Planungsprozess für eine Strecke zwischen den Städten Mumbai und Pune, die etwa 120 Kilometer voneinander entfernt liegen. Diese Route, sagt Kelly bei «CNN Travel», sei «weltweit die längste».

Er hofft, dass das Unternehmen die Zertifizierung bis 2023 abschliessen und bis 2029 den Betrieb aufnehmen kann. Experten sind sich einig, dass die Timeline in etwa realistisch sei. Und wenn erst eine Firma wirklich losschwebt, werden die anderen schnell folgen, ist sich der Londoner Experte Chris Dulake sicher.

Vielleicht können wir in zehn Jahren ja wirklich in einer Metallröhre über die Oberfläche des Planeten rasen. Kurzstreckenflüge wären dann nur noch eine Erinnerung aus der Vergangenheit.

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