Dritte Welle Experte erklärt Personen über 50 zur Risikogruppe

uri

18.3.2021

Ärzte und Pflegende kümmern sich auf der Covid-19-Intensivabteilung im Stadtspital Triemli in Zürich um einen Patienten. (Archiv)
Ärzte und Pflegende kümmern sich auf der Covid-19-Intensivabteilung im Stadtspital Triemli in Zürich um einen Patienten. (Archiv)
Bild: Keystone

Viele ältere Menschen sind inzwischen gegen eine Covid-19-Infektion geimpft. Dafür steigen die Risiken für Personen ab 50. Ein Virologe meint, für diese werde es nun «brenzlig».

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Die dritte Corona-Welle steht womöglich auch in der Schweiz bereits vor der Tür. Die hochansteckende britische Variante dominierte bereits am 8. März zu fast 80 Prozent das Pandemiegeschehen. Zugleich nahm die Zahl der laborbestätigten Ansteckungen zwischen dem 8. und 14. März um fast 16 Prozent zu. Auch die Zahl der Hospitalisierungen und der Todesfälle stieg laut dem letzten Wochenbericht des BAG wieder an.

Wie das BAG auch berichtet, sind nun vor allem auch die jüngeren Altersklassen betroffen. In der ersten Phase der Pandemie waren die meisten Fälle noch bei den 80-Jährigen und drüber gezählt worden, nun ist das anders. Seit Woche 10 ist die Zahl der gemeldeten Fälle vor allem in der Altersklasse zwischen 0 und 50 Jahren gestiegen – und zwar um mehr als 10 Prozent. Auch sank der Altersmedian bei den laborbestätigten Fällen von damals 52 Jahre inzwischen auf 38 Jahre.

Die nächsten mit Vorerkrankungen

Verblüffend kommt das nicht, denn gerade viele der älteren Schweizerinnen und Schweizer sind inzwischen gegen das Coronavirus geimpft worden. Das zeigt auch einen positiven Effekt bei den Todeszahlen und den Einweisungen in Spitäler, die im Verhältnis noch relativ niedrig bleiben.

Allerdings kommt das Coronavirus damit auch den nächsten Altersgruppen mit vielen verschiedenen Vorerkrankungen wie Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Krebs oder chronischen Lungen- und Atemwegserkrankungen näher. Für Deutschland erklärt das Robert-Koch-Institut etwa, dass bei den 50- bis 54-Jährigen rund 40 Prozent als Risikogruppe zu werten sind, bei 55- bis 59-Jährigen seien es sogar über 50 Prozent. In der Schweiz dürften die Zahlen tendenziell in eine ähnliche Richtung gehen.



Erst am gestrigen Mittwoch wies Bundesrat Alain Berset vor dem Nationalrat auf die Risiken durch weitere Öffnungen bei steigenden Fallzahlen hin. Er meinte, hinsichtlich weiterer Öffnungen sehe es momentan nicht gut aus, denn drei von vier relevanten Kriterien seien derzeit nicht erfüllt. Auch sei noch unklar, ob die dritte Welle stärker sein werde und länger dauern werde als die letzte und ob man die Situation unter Kontrolle halten könne.

Es wird «brenzlig» für die ungeimpften Jahrgänge ab 50

Schon Anfang des Jahres skizzierte der Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité dem «Spiegel» das nun mögliche Szenario: Der Druck, die Corona-Massnahmen zu beenden, werde nach der Impfung von Älteren und Personen aus Risikogruppen steigen.



Nun, so Drosten, würden sich dann wegen der Lockerungen viel mehr Menschen infizieren, wobei vor allem die Jüngeren betroffen seien. Diese hätten dann zwar seltener schwere Covid-Verläufe, doch «wenn sich ganz viele junge Menschen infizieren, dann sind die Intensivstationen trotzdem wieder voll, und es gibt trotzdem viele Tote», sagte der Virologe.

In seinem Podcast «Coronavirus-Update» beim Norddeutschen Rundfunk NDR bestätigte Drosten in dieser Woche seine damalige Aussage. Die Situation werde sich im Verlauf der Pandemie aufgrund der britischen Variante «drastisch erschweren», so der Virologe. Besonders «brenzlig» werde es dabei für die weitestgehend noch ungeimpften Jahrgänge ab 50 Jahren. Ein Befund, den die entsprechende Altersgruppe auch in der Schweiz hellhörig machen dürfte.