GenetikForschende entschlüsseln die Vielfalt des Weizens
sda/toko
25.11.2020 - 18:20
In einem Mammutprojekt haben mehr als 100 Forschende aus neun Ländern das Erbgut von zehn Weizensorten entschlüsselt. Dies könnte dazu beitragen, die Nutzpflanze in Zukunft gezielt zu züchten, um den Nahrungsbedarf für die wachsende Weltbevölkerung sicherzustellen.
Das Genom des Weizens zu entschlüsseln ist eine Herkulesaufgabe: Mit rund 100'000 Genen auf 21 Chromosomen ist das Weizengenom etwa fünfmal grösser als das menschliche Erbgut. Seit die Nutzpflanze vor 8000 Jahren erstmals angebaut wurde, sind weltweit 560'000 Sorten entstanden. Während einige gut mit Trockenheit zurechtkommen, sind andere auf die Abwehr von lokal vorkommenden Schädlingen spezialisiert.
Das Forschungsteam unter Beteiligung der Universität Zürich (UZH) präsentierte nun die Genome von zehn Brotweizensorten aus Nordamerika, Asien, Australien und Europa im Fachmagazin «Nature». Diese Sorten, unter denen sich die Schweizer Weizensorte namens «ArinaLrFor» befindet, machen laut den Forschenden einen bedeutenden Teil der weltweiten Weizenvielfalt aus.
Demnach steckt das Geheimnis ihrer Anpassungsfähigkeit in ihren Genen: «Wir konnten zahlreiche Unterschiede in der Genom-Struktur der untersuchten Weizensorten finden», sagte Thomas Wicker von der Uni Zürich gemäss einer Mitteilung des Forschungsinstituts. «Sie unterscheiden sich insbesondere durch grosse Chromosomen-Fragmente, die irgendwann in der Vergangenheit aus Wildgräsern eingekreuzt wurden.»
Exemplarisch sind die grossen Unterschiede in Art und Anzahl der Immunrezeptoren, die die Forschenden in den Genomsequenzen entdeckten. «Diese Variabilität zeigt, dass sich die verschiedenen Sorten an regional unterschiedliche Pflanzenkrankheiten wie Viren und Pilze oder Schädlinge wie Insekten angepasst haben», sagte Wicker.
Weizen behalten «Backup"-Gene bei
Der dreifache Chromosomensatz des Weizens verleiht ihm laut den Forschenden einen weiteren evolutionären Vorteil: «Einzelne Gene können sich verändern, während andere Kopien derselben Gene ihre ursprüngliche Funktion behalten. Die Pflanze hat somit ein grösseres Repertoire an Möglichkeiten und ist anpassungsfähiger», sagte der UZH-Professor Kentaro Shimizu.