Wrack vor der Antarktisküste Expedition entdeckt Shackletons legendäres Schiff «Endurance»

AFP/dpa/uri

9.3.2022 - 18:02

Meeresarchäologen machen sensationelle Entdeckung

Meeresarchäologen machen sensationelle Entdeckung

In einer Tiefe von mehr als 3000 Metern hat ein Expeditionsteam die «Endurance» des Polarforschers Shackleton gefunden und gefilmt.

09.03.2022

«Wir haben Polargeschichte geschrieben»: Mehr als ein Jahrhundert nach seinem Untergang haben Forscher das legendär gewordene Schiff des britischen Polarforschers Ernest Shackleton vor der Küste der Antarktis entdeckt.

9.3.2022 - 18:02

Lange wurde nach ihr gesucht – nun hat nach mehr als 100 Jahren ein Expeditionsteam im antarktischen Weddellmeer in 3008 Metern Tiefe das Wrack des britischen Schiffs «Endurance» gefunden. «Mit der Entdeckung der «Endurance» haben wir Polargeschichte geschrieben», sagte der Leiter der vom britischen Falklands Maritime Heritage Trust angeführten Expedition, John Shears, in einer Mitteilung.

«Das ist bei weitem das beste hölzerne Schiffswrack, das ich je gesehen habe», erklärte der Leiter der Expedition Mesnun Bound zu dem Fund. Man sei überwältigt vom Glück, die ‹Endurance› geortet und Bilder von ihr gemacht zu haben», so der britische Meeresarchäologe. Die «Endurance» liege aufrecht im Wasser und sei «in einem brillanten Erhaltungszustand.» Der Fundort liegt demnach rund sechseinhalb Kilometer von der Stelle entfernt, an der das Schiff 1915 langsam vom Packeis zerquetscht worden war.

Geborgen werden soll das Schiffswrack nicht, es ist im Antarktis-Vertrag als historische Stätte geschützt. Die Forscher wollen ihren spektakulären Fund mit Foto- und Videoaufnahmen dokumentieren, ohne das Wrack zu beschädigen, und heutigen und kommenden Generationen von seiner Geschichte berichten.

Shackleton brachte alle seine Männer lebend nachhause

Die etwa 44 Meter lange «Endurance» war an Shackletons Antarktis-Expedition in den Jahren 1914 bis 1917 beteiligt. Im unruhigen Weddellmeer fror sie östlich des Larsen-Schelfeises ein und war zehn Monate lang bewegungsunfähig, bevor sie 1915 schliesslich zerquetscht wurde und sank.

Die Expedition wurde legendär, weil es Shackleton und seinen Männern gelang, der lebensfeindlichen Antarktis zu Fuss und in Booten zu entkommen – und dabei keiner ums Leben kam. Dabei führten die Mannschaft einen fast aussichtslosen Kampf ums Überleben. Denn die nächste bewohnte Insel lag Hunderte von Kilometern entfernt. Wochenlang zogen die Männer auf Schlitten so viel Ausrüstung wie möglich über das Eis: Vorräte, Zelte, einen Ofen und sogar drei Beiboote, die sie vom Schiff gerettet hatten.

Bei manchen starben die Zehen ab

Als das Essen knapp wurde, jagten sie Tiere. Nachdem die Eisschollen, über die sie liefen, zu schmelzen begannen, stiegen sie in ihre Schiffe. Nach etlichen Tagen auf dem Eismeer erreichten die ausgezehrten Crew mit Mühe und Not eine unbewohnte Insel, die Elefanten-Insel.

Manch einer der Überlebenden hatte so unter der Kälte gelitten, dass seine Zehen abgestorben waren. Doch das Abenteuer war noch längst nicht vorbei: Erst mehrere Wochen später erreichten die Männer schliesslich auf der Insel Süd-Georgien den Hafen, von dem sie fast zwei Jahre zuvor zu ihrer Expedition aufgebrochen waren. Und obwohl sie ihr eigentliches Ziel nicht erreicht hatten, wurde Ernest Shackleton in seiner Heimat wie ein Held gefeiert, weil er seine Männer wieder lebend nach Hause gebracht hatte.

Shackleton schilderte, die «Endurance» sei «im schlimmsten Teil des schlimmsten Meeres der Welt» untergegangen. Bis heute zählt der Ort zu den am schwierigsten zu befahrenden Meeresgebieten der Welt. Bound und seine Kollegen setzten Unterwasser-Drohnen ein, um das «Endurance»-Wrack zu orten und zu fotografieren. Mittlerweile hat sich das Team auf den Rückweg nach Kapstadt gemacht.

AFP/dpa/uri