Geschichtsbücher umschreiben?Forscher finden uralten Schädel, der alles auf den Kopf stellt
phi
13.8.2023
Wie sich der Mensch vom Homo erectus zu Homo sapiens entwickelt hat, wird immer noch erforscht. Ein Fund aus China führt nun dazu, dass die Lehrbücher mal wieder umgeschrieben werden müssen.
phi
13.08.2023, 12:50
14.08.2023, 10:32
phi
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Wissenschaftler haben im Osten Chinas Schädelknochen entdeckt, wie sie zuvor noch nie gesehen worden sind.
Sie gehören einem 12 bis 13 Jahre alten Buben, der vor 300'000 Jahren gelebt hat.
Der HLD 6 getaufte Fund weist archaische Merkmale, aber auch Merkmale des modernen Menschen auf.
Um zu bestimmen, auf welcher Evolutionsstufe der Fund einzuordnen ist, sind weitere Untersuchungen nötig.
Ein internationales Forscher-Team hat in China die Reste eines Schädels entdeckt, der rund 300'000 Jahre alt sein soll und sich völlig von dem unterscheidet, was bisher an ähnlichen Fundstücken entdeckt worden war.
Die Wissenschaftler aus China, Spanien und Grossbritannien haben die Knochen bereits 2015 in der Region Hualongdong aufgespürt, berichtet CNN. Sie sollen alle aus dem späten Mittleren Pleistozän stammen und somit rund 300'000 Jahre alt sein.
Ein Schädel, der zu einem fast vollständig erhaltenen Unterkiefer passt, haben die Forscher HLD 6 getauft. Er gehört einem Hominin, einem Echten Menschen, der von einer Menchenaffenart abstammt. Er ist anders als alle anderen Köpfe von frühen Menschen, die wir kennen.
«Unerwartete» Merkmale des modernen Menschen
«Die Kombination sowohl von archaischen Merkmalen als auch von Merkmalen moderner Menschen, die in HLD 6 nachgewiesen wurden, ist unerwartet», schreibt das Team im «Journal of Human Evolution». Derartige Muster seien noch nie bei Fossilien aus dem Pleistozän bemerkt worden.
In China seien bereits zuvor immer wieder Überreste aus dem Pleistozän entdeckt worden, die nicht ins gängige Evolutionsmuster passten, heisst es in der Studie. Sie seien als Anomalien abgetan worden. Die jüngste Entdeckung wie auch neuere Forschung würden das aber ändern.
Der Kieferknochen gleiche dem des Homo sapiens, zeige aber auch Charakteristika eines anderen Wesens, das sich wie der Homo sapiens aus dem Homo erectus entwickelt habe: des sogenannten Denisova-Menschen.
«HLD 6 hat kein echtes Kinn»
«HLD 6 hat kein echtes Kinn, aber ein paar schwach ausgeprägte Eigenschaften, die dieses typische Merkmal des Homo sapiens vorwegnehmen», erklärt María Martinón-Torres bei CNN, die als Direktorin des spanischen National Research Center on Human Evolution an der Studie beteiligt war.
Die nun untersuchten Fossilien gehörten zu der frühesten asiatischen Population, die deartige Merkmale des Homo sapiens aufweise. HLD 6 müsse daher zu einer neuen Klasse von Menschen gehören. Der Schädel soll übrigens einem 12 bis 13 Jahre alten Buben gehört haben.
Nun gelte es, die Thesen durch Wissenschaft zu überprüfen. «Mehr Fossilien und Untersuchungen sind nötig, um ihre präzise Position im Stammbaum des Menschen zu bestimmen», weiss María Martinón-Torres.