Fragen und Antworten Das musst du zur Booster-Impfung wissen

Von Lukas Meyer und Uz Rieger

12.12.2021

Die Booster-Impfung ist in diesen Tagen ein heissbegehrtes Gut. Doch wie gut schützt sie gegen die Omikron-Variante und welche Nebenwirkungen sind zu erwarten? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Von Lukas Meyer und Uz Rieger

12.12.2021

Seit November wird in der Schweiz geboostert, die Kantone kommen bei der grossen Nachfrage kaum nach. Doch welcher Impfstoff wird mir eigentlich verimpft? Und auf welche Nebenwirkungen muss ich mich einstellen? Wir beginnen mit den Basics:

Was ist eine Auffrischimpfung überhaupt?

Bei der Auffrischimpfung handelt es sich um eine weitere Impfdosis, die gespritzt wird, nachdem die ursprünglich empfohlene Dosierung eines Covid-Vakzins bereits verabreicht worden ist. Bei den meisten Corona-Impfstoffen ist der Booster folglich eine dritte Impfdosis, beim Impfstoff von Johnson & Johnson eine zweite Dosis.

Wozu braucht es die Auffrischung?

Die Auffrischimpfung wird verabreicht, um bei bereits geimpften Personen das immunologische Gedächtnis wieder aufzufrischen und so schwere Krankheitsverläufe zu verhindern. Denn: Auch bei doppelt Geimpften gibt es immer mehr Impfdurchbrüche.

«Neueste Studiendaten weisen darauf hin, dass eine zusätzliche Dosis die Fähigkeit zur Bildung von Antikörpern gegen das Coronavirus erhöhen kann, insbesondere bei Patientinnen und Patienten mit geschwächtem Immunsystem», schreibt Swissmedic.

Mit der Booster-Impfung könnten bis zu 20'000 Hospitalisierungen vermieden werden, sagte Taskforce-Präsidentin Tanja Stadler dazu bereits Ende Oktober.

Vor den Festtagen jedoch ist die Bilanz ernüchternd: Die Schweiz habe im Hinblick auf die Auffrischimpfung im europäischen Vergleich die «rote Laterne», sagte Berset im Rahmen der Medienkonferenz des Bundes am Freitag.

Ein Blick nach Israel lässt auf einen positiven Effekt hoffen: Zwischen Juli und Mitte November haben dort bereits mehr als vier Millionen von insgesamt 9,4 Millionen Israelis eine Booster-Impfung erhalten. Das hat einen positiven Effekt auf die Inzidenzen: Die Zahl der Corona-Neuinfektionen sinkt wieder deutlich. Momentan liegen sie unter 600 – Anfang September waren es noch mehr als 11'000. 

Wer kann sich impfen lassen?

Die Booster-Impfung können sich alle ab 16 Jahren holen, deren zweiter Piks (oder erste Piks, bei Personen, die sich nach der Genesung nur einmal impfen lassen haben) länger als sechs Monate zurückliegt. 

Prioritär werden Personen ab 65 Jahren und solche mit Vorerkrankungen behandelt. Der Schutz bis sechs Monate nach der Impfung sei nach wie vor gut, sagte Patrick Mathys am Freitag bei der Medienkonferenz des Bundes, gerade bei Jüngeren. Ob es zu einer Verkürzung komme, sei offen, aber grundsätzlich möglich.

Für schwer immundefiziente Personen ab 12 Jahren, welche bereits 3 Dosen eines mRNA-Impfstoffs zur Grundimmunisierung erhalten haben, empfiehlt das BAG aktuell keine Auffrischimpfung, «bis mehr Daten zur Indikation und Sicherheit für eine Auffrischimpfung zur Verfügung stehen und der optimale Zeitpunkt für eine Auffrischimpfung festgelegt werden kann», schreibt das BAG.

Auch in der Schweiz werden seit November Auffrischimpfungen im grösseren Rahmen möglich. (Symbolbild) 
Auch in der Schweiz werden seit November Auffrischimpfungen im grösseren Rahmen möglich. (Symbolbild) 
Bild: Getty Images

Welche Impfstoffe kommen für die Booster-Impfung zum Einsatz?

Obwohl in der Schweiz bislang drei Impfstoffe zugelassen sind, werden für Auffrischimpfungen nur die beiden mRNA-Impfstoffe von Moderna und Biontech/Pfizer zum Einsatz kommen. 

Wie steht es um die Dosierung?

Beim mRNA-Impfstoff von Moderna soll für die Auffrischung eine halbe Dosis gespritzt werden, bei Pfizer/Biontech eine ganze Dosis. Swissmedic hat die Arzneimittelinformationen entsprechend angepasst.

Mit welchem Impfstoff werde ich geimpft?

Das Bundesamt für Gesundheit empfiehlt grundsätzlich, sich mit dem gleichen Impfstoff, der bereits bei den vorigen Impfungen zum Einsatz kam, immunisieren zu lassen.

Es sei jedoch möglich, den anderen mRNA-Impfstoff zu nutzen. So empfiehlt das BAG den Personen unter 30 Jahren ausdrücklich, sich mit Comirnaty, dem Impfstoff von Biontech/Pfizer boostern zu lassen. Dies, weil gemäss Studien in dieser Altersgruppe das Risiko an einer Herzmuskelentzündung zu erkranken zwei bis dreimal kleiner sei als bei einer Impfung mit Moderna. 

Personen von 16 bis 18 Jahren haben zurzeit keine andere Wahl: Nur dieser Impfstoff ist für sie zugelassen, Ausnahmen gelten für besonders gefährdete Personen ab 14 Jahren.

Was, wenn ich mich mit dem Vektor-Impfstoff impfen lassen habe?

Aktuell empfiehlt das BAG den Personen, die den Janssen-Impfstoff erhalten haben, keine Auffrischimpfung – auch nicht mit einem mRNA-Impfstoff. Für eine Empfehlung der Booster-Impfung mit demselben Impfstoff fehle die Zulassung von Swissmedic, für die Kreuz-Impfung mit einem mRNA-Impfstoff sei die Datenlage unzureichend.

Ich hab mich nach der Impfung mit Corona angesteckt, kann ich mich boostern lassen?

Ja, hast du dich innerhalb von sechs Monaten nach der Grundimmunisierung infiziert, dann kannst du dich trotzdem sechs Monate nach der zweiten Impfung boostern lassen.

Fand die Ansteckung jedoch mehr als ein halbes Jahr nach deiner zweiten Impfung statt, dann hat diese laut BAG eine Booster-Wirkung, eine Auffrisch-Impfung ist nicht nötig.  

Mit welchen Nebenwirkungen muss ich rechnen?

Zuerst zum Impfstoff von Biontech/Pfizer: Laut einer klinischen Studie aus den USA mit 300 Probandinnen und Probanden ähneln die Impfreaktionen in Häufigkeit und Schweregrad den bereits bekannten Nebenwirkungen, die nach den ersten zwei Impfungen auftreten können. Am häufigsten traten neben Schmerzen an der Injektionsstelle (83 Prozent), Müdigkeit (64 Prozent) und Kopfschmerzen (49 Prozent) auf. Weniger häufig kam es zu Muskel- oder Gelenkschmerzen sowie Schüttelfrost. Die Impfreaktionen traten innerhalb der ersten drei Tage nach der Impfung auf und klangen innerhalb von zwei bis acht Tagen wieder ab.

Bei der Booster-Impfung mit der Moderna-Vakzin treten laut einer klinischen Studie der  Europäischen Arzneimittel-Agentur (Ema) ebenfalls ähnliche Impfreaktionen auf wie bei der zweiten Impfung. 86 Prozent der 171 Teilnehmenden (zwischen 18 und 65 Jahren alt) klagten über Schmerzen an der Injektionsstelle, 62 Prozent über Müdigkeit und 59 Prozent über Kopfschmerzen. Auch hier kam es zudem zu Muskel- und Gelenkschmerzen und Schüttelfrost.

Wie gut schützt das Vakzin gegen Omikron?

Zum jetzigen Zeitpunkt sind die für die Auffrischung vorgesehenen Impfstoffe identisch mit den bislang verabreichten.

Wie gut die Impfung gegen die neuste Variante Omikron schützt, ist noch nicht genau klar. Neuste Daten aus Südafrika würden jedoch zeigen, dass Immunreaktion auf die Omikron-Variante deutlich schlechter als bei den älteren sei, sagte Virologe Volker Thiel, Mitglied der wissenschaftlichen Taskforce, an einem Podium der Uni Bern diese Woche.

Können sich Ungeimpfte also nun auf die Schulter klopfen – unter dem Verweis, dass die anderen gegenüber Omikron keine Vorteile hätten?

Mitnichten. Wer doppelt geimpft ist und den Booster bekommen hat, hat einen Abfall in der Immunreaktion. Der ist bei «nur» doppelt Geimpften ähnlich gross – nur auf tieferem Niveau.

Soll ich zuvor noch einen Antikörper-Test machen?

Der Hintergedanke erscheint sinnvoll: Wissen, wie hoch der durch die bisherigen Corona-Schutzimpfungen aufgebaute Immunschutz ist. Und so abschätzen können, ob die Auffrischungsimpfung notwendig oder noch verzichtbar ist.

Das deutsche Robert Koch-Institut (RKI) hat indes eine klare Botschaft: Es sei nicht empfohlen, vor der Auffrischungsimpfung einen Antikörpertest zu machen, um zu prüfen, ob weiterhin Schutz vor Covid-19 bestehe. Ein Grund dafür sei, dass man noch gar nicht genau wisse, ab welchem Antikörperwert man von einem ausreichenden Schutz ausgehen kann.



Ist der Impfschutz dann hundertprozentig?

Auch mit einer Auffrischungsimpfung kann kein hundertprozentiger Impfschutz erreicht werden, sondern maximal ein Schutz von über 90 Prozent.

Kann man den Corona-Booster mit einer Grippeimpfung kombinieren?

Wie die Experten des Bundes auf ihrer Medienkonferenz am 9. November erklärten, lässt sich Grippe- und Coronaimpfung problemlos kombinieren. Josef Widler, Hausarzt und Präsident der Ärztegesellschaft des Kantons Zürich, sagte dem SRF: «Wir verimpfen beides, wenn das die Leute wollen». Demnach hätten sich auch mehr als die Hälfte jener, die für die Booster-Impfung bei ihm vorbeikämen, auch gleich für eine Grippeschutzimpfung angemeldet.

Was passiert mit dem Covid-Zertifikat?

Die Gültigkeit des Covid-Zertifikats wird durch eine Booster-Impfung verlängert. Dies sagte Christoph Berger von der Eidgenössischen Kommission für Impffragen, in der SRF-Sendung «10 vor 10» . Nach einer Booster-Impfung gelte das Zertifikat für weitere 365 Tage, so Berger.

Wo kann man sich impfen lassen?

Die Verabreichung der Booster-Impfungen wird kantonal organisiert. Die Impfung wird meist in den Impfzentren, aber auch in Apotheken oder beim Hausarzt angeboten. Hier findest du die Übersicht, wo du dich in deinem Kanton für die Impfung anmelden kannst.



Welcher Effekt wird erwartet? 

Nach Schätzung der wissenschaftlichen Taskforce des Bundes könnten die Auffrischimpfungen allein bei den über 65-Jährigen rund 10'000 bis 20'000 Hospitalisierungen in der Schweiz verhindern. 

Mit Material der Nachrichtenagentur Keystone-SDA, Teile dieses Artikels sind bereits am 16. November erschienen.

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