Klimaforschung Gewaltiges Loch im antarktischen Eis gibt Forschern Rätsel auf

jfk

18.1.2019

Polynjas treten sowohl im Eis der nördlichen als auch der südlichen Hemisphäre auf. (Archiv)
Polynjas treten sowohl im Eis der nördlichen als auch der südlichen Hemisphäre auf. (Archiv)
Bild: Nasa

Immer wieder liefern Satelliten Bilder von einem gewaltigen Loch im Eis des Südpolarmeers. Das letzte war doppelt so gross wie die Schweiz. Forscher vermuten, dass die sogenannten Polynjas von grosser Bedeutung für das Weltklima sind.

1974 machten Wissenschaftler in der Antarktis eine verstörende Entdeckung. Satellitenbilder zeigten ein riesiges Loch in der eigentlich ewigen Eisdecke mit einer Fläche von 250'000 Quadratkilometern – so gross wie Rumänien. Die mysteriöse Öffnung im Weddell-Meer im Süden von Südamerika Ganze tat sich drei Winter nacheinander auf, danach nur noch vereinzelt. Seit 2016 klafft sie wieder, 2017 mit einer Grösse von 50'000 Quadratkilometern, wie die Welt berichtet.

Geowissenschenschaftlern vermuten, dass aus Gebirgen am Meeresgrund warme Strömungen nach oben gelangen und dort lokale Eisschmelzen herbeiführen. Polynjas wirkten demnach wie Ventile, über die Wärme des Meereswassers aus entfernten Regionen abgeleitet wird. Computermodelle belegen der «Welt» zufolge, dass die Löcher wahrscheinlich Temperaturen und Windstärken auf der gesamten Erde beeinflussen, sich sogar auf die Regenfälle in den Tropen auswirken.

Dieses Satellitenbild von 2011 zeigt rechts eine Polynja nahe der antarktischen Ross-Insel.
Dieses Satellitenbild von 2011 zeigt rechts eine Polynja nahe der antarktischen Ross-Insel.
Bild: Nasa

Die gewaltigen eisfreien Flächen könnten nach Berechnungen sogar für globale Erwärmung sorgen und den Regengürtel am Äquator Richtung Süden verschieben. Betroffen von diesem Einfluss wären die Wasserreserven Südamerikas, Indonesiens und des subsaharischen Afrikas. Ob Polynjas allerdings in direktem Zusammenhang mit dem Klimawandel stehen, ist noch nicht beantwortet.

Antarktis-Sonnenuntergang und Eisstrudel: Sentinel-3B liefert Bilder

Vor wenigen Jahren noch gaben Wissenschaftler die Prognose ab, dass die Zahl der Eislöcher abnehmen würde. In früheren Zeiten seien sie auf der Südhalbkugel vermutlich öfter aufgetreten. Welche globalen Effekte die grossflächige Polynja im Weddell-Meer mit sich bringen könnte, wird sich erst mit einigen Jahren Verzögerungen abzeichnen – falls die Forschung Mittel findet, dieses Phänomen besser zu verstehen.

So detailliert hat man die Erde noch nicht gesehen
Bilder des Tages
Zurück zur Startseite