Kooperation mit Öl-Multis Nestlé, Coca-Cola und Pepsi häufen neue Plastik-Berge an

SDA/uri

14.9.2021 - 06:00

Plastikmüll bei einem Schweizer Recyclingunternehmen. (Symbolbild)
Plastikmüll bei einem Schweizer Recyclingunternehmen. (Symbolbild)
Bild: Keystone

Die grossen Lebensmittelgiganten heizen mit ihren Verpackungen die Plastikkrise an, berichtet Greenpeace. Dabei würden die Konzerne systematisch mit grossen Petrochemie-Unternehmen zusammenarbeiten.

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Greenpeace hat die direkten und indirekten geschäftlichen Beziehungen von neun Konsumgüter-Produzenten wie Nestlé, Coca-Cola und PepsiCo mit Erdölunternehmen aufgedeckt. Die Konzerne seien demnach systemisch miteinander verbandelt.

So unterhalten alle der neun untersuchten Firmen mindestens eine Beziehung zu einem Erdöl- oder Petrochemie-Konzern, wie aus dem Bericht der «Klimakrise unverpackt: Wie Konsumgüter-Konzerne die Plastikexpansion der Erdölkonzerne anheizen» hervorgeht.



Beispielsweise habe Nestlé in Zusammenarbeit mit dem Verpackungshersteller Amcor recycelbare Beutel für Haustierfutter und Verpackungen für Süssigkeiten entwickelt. Rund fünf Prozent des Umsatzes erziele Amcor mit dem Schweizer Konzern. Nestlé zähle auch zu den Kunden des Verpackungsherstellers Berry und der in Thailand ansässigen Firma Indorama, einer Herstellerin von petrochemischen Produkten und Kunststoffgranulaten. Diese Hersteller würden unter anderem von ExxonMobil, Shell, Dow und Total beliefert.

Widerspruch zum 1,5-Grad-Ziel

«Die immer gleichen Lebensmittelgiganten, die die Plastikkrise anheizen, tragen auch zur Klimakrise bei», liess sich Matthias Wüthrich, Schweizer Greenpeace-Fachexperte für Zero-Waste, in einer Mitteilung vom Dienstag zitieren. «Trotz ihrer Bemühungen, klimafreundlich zu erscheinen, arbeiten multinationale Unternehmen wie Nestlé mit Erdölkonzernen zusammen, um die Plastikproduktion auszuweiten.» Diese Expansion stehe im Widerspruch zum Ziel, die globale Erderwärmung unter 1,5 Grad zu halten.

Plastik in einem Abfallkübel: Einwegverpackungen machen rund 40 Prozent der weltweiten Endverwendung von Neuplastik aus, wie es in einem Greenpeace-Bericht heisst. (Archivbild)
Plastik in einem Abfallkübel: Einwegverpackungen machen rund 40 Prozent der weltweiten Endverwendung von Neuplastik aus, wie es in einem Greenpeace-Bericht heisst. (Archivbild)
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Demnach verantwortet Nestlé mit 1'524'000 Tonnen hinter Coca-Cola und PepsiCo den drittgrössten Kunststoffverbrauch der Welt. Dies entspricht gemäss Greenpeace einem Äquivalent von 7'620’000 Tonnen CO2-Emissionen. Über 99 Prozent des Plastiks weltweit wird aus Erdöl und Erdgas hergestellt.

«Greenwashing der Erdölfirmen»

Des Weiteren arbeiteten die Lebensmittelkonzerne seit Jahrzehnten mit der Erdölindustrie zusammen, «um den Mythos Plastikrecycling zu fördern», so Greenpeace.

Als Beispiel nennt die Umweltorganisation die direkte Zusammenarbeit von Nestlé und Mars mit dem Erdölfirmen Total und Recycling Technologies. Gemeinsam möchten sie Technologien fördern, mit denen Abfallplastik in erdölähnliche Stoffe zurückverwandelt werden. Als «Greenwashing der Erdölfirmen» bezeichnet Wüthrich dieses Vorhaben gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Denn es handle sich dabei nicht um Recycling, sondern um eine «Plastik-zu-Erdöl»-Technologie, die zudem schlecht funktioniere, energieintensiv sei und neben klimaschädlichen Emissionen auch giftige Chemikalien freisetze.

Lobbyarbeit gegen Mehrweg-Verpackungen

Auch sei Nestlé Mitglied der Recycling-Partnerschaft. Die Allianz fordere in den USA Investitionen für Recycling, zeige jedoch kein Interesse an der Einführung von Flaschenpfand. Ebenso engagierte sich Nestlé, Coca-Cola, Danone und L’Oréal zusammen mit einer Anzahl von Plastik- und Verpackungsunternehmen in einer österreichischen Organisation namens «Verpackung mit Zukunft». Diese setze sich für die Verbreitung von Plastikverpackungen ein und bekämpfe Mehrwegquoten für Verpackungen im Einzelhandel.

Die Wiederverwendung von Verpackungen wäre laut Greenpeace jedoch weit weniger Kohlenstoff-intensiv als Einweg-Verpackungen. So fordert die Umweltorganisation, dass die Unternehmen in Mehrweg- und Unverpackt-Systeme investieren, Einweg-Plastik eliminieren, ihre Verbindungen mit der Erdölindustrie kappen und ihren Plastik-Fussabdruck transparenter gestalten sollten.