Kulturgut Himmel und Erde auf dem St. Galler Globus sind digital zu entdecken

fa, sda

24.11.2022 - 11:17

Der St. Galler Globus hat eine wechselvolle Geschichte. Heute steht das Original in Zürich und eine Replik in St. Gallen. Zudem ist das bedeutende kulturhistorische Objekt aus der frühen Neuzeit nun digital zu entdecken. (Archivbild)
Der St. Galler Globus hat eine wechselvolle Geschichte. Heute steht das Original in Zürich und eine Replik in St. Gallen. Zudem ist das bedeutende kulturhistorische Objekt aus der frühen Neuzeit nun digital zu entdecken. (Archivbild)
Keystone

Der St. Galler Globus gilt als eines der bedeutendsten kulturhistorischen Objekte in der Schweiz. Jetzt können Interessierte den Globus aus dem 16. Jahrhundert mit seinen Funktionen online entdecken.

fa, sda

Der St. Galler Globus ist 2,3 Meter hoch; er vereinigt Himmel und Erde auf ein und derselben Kugeloberfläche. Das Original steht im Landesmuseum in Zürich, eine originalgetreue Replik in der Stiftsbibliothek St. Gallen. Jetzt gibt es ihn zudem online, wie das Landesmuseum, die Stiftsbibliothek und die Zentralbibliothek Zürich am Donnerstag mitteilten.

Interessierte können nun den Erdglobus innerhalb des Himmelsgewölbes auskundschaften, so, wie man sich das Gefüge im 16. Jahrhundert vorgestellt hat. Es lässt sich beispielsweise ein beliebiges Datum eingeben und die Sonne wird auf ihrer scheinbaren Umlaufbahn um die Erde an die entsprechende Stelle ziehen. Dabei lässt sich erfahren, wie im 16. Jahrhundert die Jahreszeiten erklärt wurden.

Zudem lassen sich fremde, vergessene oder legendäre Länder erkunden; oder beim Heranzoomen Seemonster, exotische Tiere oder Kannibalen entdecken.

Streit zwischen Zürich und St. Gallen

Der St. Galler Globus hat eine wechselvolle Geschichte und war in den 1990er Jahren Objekt eines Kulturgüterstreites zwischen St. Gallen und Zürich. Der Bund hat vermittelt, sodass der Streit 2006 beigelegt wurde, mit dem Ergebnis, dass das Original in Zürich blieb und St. Gallen 2009 die Replik bekam.

Bei der Übergabe einigten sich das Schweizerische Nationalmuseum, die Stiftsbibliothek St. Gallen und die Zentralbibliothek Zürich darauf, gemeinsam ein Online-Modell aufzubauen. Das wurde nun in die Tat umgesetzt.

Ursprünglich stammt der Globus aus Norddeutschland. Konzipiert wurde er vom Kosmographen und Bibliothekar Tilemann Stella. Gebaut wurde er in zwei Jahren, wahrscheinlich in Schwerin, und 1576 fertig gestellt. Über den Konstanzer Apotheker Lucas Stöckli gelangte er 1595 in den Besitz des St. Galler Fürstabts Bernhard Müller. 1712 wurde der Globus im Toggenburger Krieg von Zürcher Truppen geraubt und nicht mehr zurückgegeben.

Der St. Galler Globus Online wurde zusammen mit der Forschungsgruppe Knowledge Visualization der Zürcher Hochschule der Künste erstellt. Das Angebot, den Globus digital zu entdecken, ist gratis.

https://3dglobus.ch