Wetterextreme Nun läuft das Klima in den Industriestaaten aus dem Ruder

SDA/afp/uri

4.12.2019

Extremwetter sind im letzten Jahr häufiger geworden. Besonders hart trifft es dabei Deutschland – die Schweiz dagegen kann sich noch einigermassen sicher wähnen.

Durch die Hitzewelle im Jahr 2018 mit extremer Dürre kamen im Jahr 2018 mehr als 1'200 Menschen in Deutschland ums Leben, wie aus dem am Mittwoch in Madrid vorgestellten Klima-Risiko-Index der Organisation Germanwatch hervorgeht. Im gleichen Jahr entstanden in Deutschland aufgrund von Trockenheit Schäden in Höhe von rund 1,2 Milliarden Euro – hauptsächlich durch Ernteeinbussen bei den Landwirten.

Noch schlimmer erwischte es Japan, dass im Ranking für das Jahr 2018 auf dem ersten Platz rangiert. Hier sorgten besonders heftige Regenfälle für grosse Schäden, auf die dann eine extreme Hitzewelle folgte. Zudem wurde das Land vom stärksten Taifun seit 25 Jahren heimgesucht. Die Schweiz landet im Ranking für das Jahr 2018 auf dem 77. Platz und machte zum Vorjahr sogar 22 Plätze gut. 

«Der Klima-Risiko-Index zeigt, dass massive Klimawandelfolgen weltweit zunehmen – sie treffen immer öfter auch Industrienationen wie Deutschland oder Japan», erklärte Maik Winges von Germanwatch. Die Organisation wies allerdings darauf hin, dass aufgrund fehlender Daten die Hitzefolgen etwa in afrikanischen Ländern für 2018 unterrepräsentiert sein können. 

Vor allem ärmere Länder betroffen

Längerfristig sind dem Klima-Risiko-Index zufolge vor allem ärmere Länder von Wetterextremen wie Dürre, Stürme oder Überschwemmungen betroffen. Puerto Rico, Myanmar und Haiti waren demnach im Zeitraum 1999 bis 2018 die am stärksten betroffenen Länder.

Insgesamt kamen demnach in dem Zeitraum weltweit mehr als 495'000 Menschen als direkte Konsequenz von über 12'000 Extremwetterereignissen ums Leben. Die wirtschaftlichen Schäden beliefen sich demnach auf 3,54 Billionen US-Dollar.

Da ärmere Länder angesichts von oft wiederkehrenden Extremwetterlagen wie Stürmen kaum eine Chance hätten, sich von Katastrophen zu erholen, forderte Germanwatch mehr «Unterstützung von den Hauptverursachern des Klimawandels». Der Klimagipfel in Madrid müsse sich mit der fehlenden zusätzlichen Finanzierung befassen, um den ärmsten Ländern zu helfen, Schäden und Verluste zu bewältigen, hiess es.

Im Januar 2018 kam es zu einer schweren Überschwemmung in Saint-Ursanne JU. Schweizweit gingen die extremen Wetterereignisse in diesem Jahr aber zurück.
Im Januar 2018 kam es zu einer schweren Überschwemmung in Saint-Ursanne JU. Schweizweit gingen die extremen Wetterereignisse in diesem Jahr aber zurück.
Bild: Keystone

Im Langfrist-Index liegt die Schweiz auf Rang 34

Im Langfrist-Index von Germanwatch für den Zeitraum von 1999 bis 2018 lag die Schweiz auf Rang 34. Deutschland rückte im weltweiten Vergleich auf den 17. Platz und damit in die Top 20 der am stärksten betroffenen Länder auf. In weiten Teilen Europas sei die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Hitzewellen heute bis zu 100-mal grösser als noch Anfang des 20. Jahrhunderts, teilte die Organisation weiter mit.

So trifft der Klimawandel die Schweizer Städte

Der Klima-Risiko-Index erfasst durch Wetterextreme verursachte Schäden und Todesfälle. Diese werden ausserdem in Beziehung zu wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit und Einwohnerzahl gesetzt, um eine Rangliste der Betroffenheit zu erstellen. Als Basis nutzt Germanwatch Daten des Rückversicherers Munich Re und des Internationalen Währungsfonds (IWF).

Die Verfasser des Berichts betonen, dass die Daten keine «einfache Aussage» darüber erlauben, welcher Anteil der Wetterextreme direkt auf den Klimawandel zurückzuführen ist. Es sei dadurch aber möglich, «ein Bild der Betroffenheit der Staaten» gegenüber diesen Entwicklungen zu zeichnen.

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