Umweltverschmutzung Kann eine Plastik-fressende Raupe unsere Probleme lösen?

tafu

5.3.2020

Als Federica Bertocchini entdeckte, was diese Plastik-fressenden Raupen für eine Fähigkeit in sich tragen, war ihr Forschergeist geweckt. 
Als Federica Bertocchini entdeckte, was diese Plastik-fressenden Raupen für eine Fähigkeit in sich tragen, war ihr Forschergeist geweckt. 
Bild: Keystone

Eine Raupe, die Plastik einfach auffrisst – es wäre zu schön. Doch die Wachswurmmade kann in ihrem Darmtrakt tatsächlich mit Hilfe von Mikroben Kunststoff zerkleinern. Gelöst ist das Problem des Plastikmülls damit aber noch lange nicht.

Als im Jahr 2017 eine kleine Wachsmottenraupe weltweit Bekanntheit erlangte, da sie offenbar Plastik frisst, jubelte man – schien doch eine Lösung für die Umweltverschmutzung durch Plastik in greifbarer Nähe.

Nach weiteren Forschungen stellte sich allerdings heraus, dass der kleine Wurm das Plastik nicht frisst, sondern nur zerkleinert. Doch das bekommt er schneller hin, als es durch viele andere Methoden möglich ist. Sogar das schwer zu zersetzende Polyethylen sei kein Problem für ihn.

Wie CNN berichtet, haben sich Wissenschaftler in den vergangenen Jahren mit der Frage beschäftigt, wie diese Made genau arbeitet. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forscher am Dienstag im Journal «Proceedings of the Royal Society B».

Noch viele Rätsel offen

«Wir haben herausgefunden, dass die Wachswurmraupen mit Mikroben im Darm ausgestattet sind, welche für die biologische Zersetzung von Plastik essentiell sind», erklärt Christophe LeMoine von der Brandon Universitiy in Kanada. «Dieser Prozess scheint auf einer Synergie zwischen den Raupen und ihren Darmbakterien zu beruhen, um den Abbau von Polyethylen zu beschleunigen.»

Allerdings sei diese Erkenntnis mit Vorsicht zu geniessen, die Wachswürmer seien keine sofortige Lösung für das Plastikproblem auf unserem Planeten. Man müsse noch einiges an Arbeit leisten, um zu verstehen, wir die Raupen und die Mikroben im Verdauungstrakt zusammenarbeiten, bevor man die Vorgehensweise adaptieren und in grossem Stile kopieren könne.



Ein Problem dabei sei zum Beispiel, was mit der toxischen Substanz passiere, welche die Raupen nach dem Verzehr von Plastik wieder ausscheiden. Ausserdem fand man heraus, dass die Darmbakterien wesentlich länger brauchten, Plastik abzubauen, wenn sie direkt auf  Kunststoff aufgetragen werden, als wenn die Larven es frassen. Die Raupen selbst sind also massgeblich an dem Prozess beteiligt.

Bakterielle Zusammenarbeit

«Mikrobiom und Wirt arbeiten also synergetisch zusammen», erklärt LeMoine weiter.  Es sei sehr wahrscheinlich, dass statt einer einzelnen Bakterienart mehrere Arten zusammenarbeiteten, um den Prozess zu erleichtern. 

Auch wenn es gute Fortschritte gebe, das Geheimnis der Wachswurmraupe zu ergründen, gebe es noch immer viele Puzzleteile, die es zu lösen gelte, bevor damit wirklich eine Lösung für unser Plastikproblem gefunden ist, so der Forscher. «Daher ist es wohl am besten, wenn weiterhin Plastikmüll reduziert wird.»



Entdeckt wurde die Fähigkeit der Wachsmottenmade übrigens zufällig: Die Amateur-Imkerin Federica Bertocchini hatte in ihrem Bienenstock Maden gefunden, die sich durch das Wachs des Stocks frassen. Bertocchini sammelt die Tierchen ein und verstaute sie in einer Plastiktüte. Als diese in sehr kurzer Zeit Löcher in die Tüte frassen, war die Aufmerksamkeit der Imkerin geweckt. Denn sie war nicht nur Bienenbesitzerin, Bertocchini ist auch Biologin an der Universidad de Cantabria in Spanien. 

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