Klimaforschung Unser Klima kippt noch schneller als gedacht

afp/uri

28.11.2019

Eisberg vor Neufundland: Forscher sehen Hinweise, dass Klimakipppunkte früher als angenommen überschritten werden. Sie fordern energische Gegenmassnahmen. (Archiv)
Eisberg vor Neufundland: Forscher sehen Hinweise, dass Klimakipppunkte früher als angenommen überschritten werden. Sie fordern energische Gegenmassnahmen. (Archiv)
Bild: Keystone

Werden sogenannte Kipppunkte des Erdsystems erreicht, kommt es nach Auffassung von Forschern zu teils unumkehrbaren Entwicklungen. Sie befürchten, dass erste Elemente womöglich bereits überschritten wurden. 

Führende Klimaforscher haben davor gewarnt, dass sogenannte Kipppunkte im Erdsystem noch schneller erreicht werden und die globale Erwärmung dadurch noch drastischer ausfallen könnten. Das Risiko solcher unumkehrbaren Veränderungen sei bislang womöglich unterschätzt worden, hiess es in einem Kommentar, den internationale Experten am Mittwoch gemeinsam im Fachblatt «Nature» veröffentlichten. Darunter waren auch Hans Joachim Schellnhuber und Johan Rockström vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.

Die Autoren verweisen in dem Artikel unter anderem auf neuere Erkenntnisse zur Destabilisierung der Eisschilde rund um Nord- und Südpol sowie des Amazonas-Regenwalds. Sie warnen zudem vor bisher möglicherweise unterschätzten Kettenreaktionen und Rückkopplungen zwischen Ökosystemen.

«Starker Beleg für planetaren Notfallzustand»

Dafür gibt es nach ihrer Ansicht erste Hinweise – etwa in der Form, dass der Eisverlust der Arktis die Erwärmung der Region verstärkt, was wieder den Eisverlust fördert. Das schnellere Abschmelzen der Gletscher auf Grönland könne wiederum wichtige Atlantik-Meeresströmungen stören, was Folgen für den Monsun in Westafrika und die Feuchtigkeit des Amazonas-Beckens mit seinen Regenwäldern haben könne.

«Wissenschaftlich gesehen ist dies ein starker Beleg für einen planetaren Notfallzustand», erklärte Rockström anlässlich der Veröffentlichung. Schellnhuber warnte vor einem «unheilvollen Weg in die Erwärmung», der mit Kipppunkten «gepflastert» sei. Einige seien womöglich schon überschritten, ergänzte er.

Die Gruppe internationaler Wissenschaftler forderte in ihrem Kommentar energische Gegenmassnahmen. Die Stabilität des gesamten Erdsystems sei in Gefahr, erklärten die Experten.

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