Projekt in Wien Krone des Heiligen Römischen Reichs unter der Lupe

SDA/phi

3.2.2023 - 19:43

172 Edelsteine und 224 Perlen: Die Krone des Herrschers über das Heilige Römische Reichs.
172 Edelsteine und 224 Perlen: Die Krone des Herrschers über das Heilige Römische Reichs.
Kunsthistorisches Museum Wien

Sie ist mindestens 1000 Jahre alt, doch erst jetzt untersucht sie die Forschung genau: Mit modernen Methoden sollen der Reichskrone die letzten Geheimnisse entlockt werden.

3.2.2023 - 19:43

Die rund 1000 Jahre alte Krone der deutschen Kaiser wird so gründlich wie noch nie wissenschaftlich untersucht. Das auf drei Jahre angelegte Projekt «Crown» am Kunsthistorischen Museum (KHM) Wien nimmt die achteckige, dreieinhalb Kilogramm schwere und mit 172 Edelsteinen sowie 224 grossen Perlen besetzte Reichskrone unter die Lupe.

Das KHM werde damit einer der zentralen Aufgaben von Museen gerecht, nicht nur zu bewahren, sondern auch zu forschen, sagte Direktorin Sabine Haag am Montag. Die Experten erhoffen sich unter anderem Hinweise zum genauen Entstehungsdatum – diskutiert werden das 10. oder 12. Jahrhundert – und zu den verwendeten Technologien.

Detailansicht des mindestens 100 Jahre alten Stückes.
Detailansicht des mindestens 100 Jahre alten Stückes.
Projekt Reichskrone

Eine erste Erkenntnis sei, dass ein roter Spinell, er ähnelt einem Rubin, möglicherweise zur Verbesserung seiner Leuchtkraft einer Temperatur von rund 1000 Grad ausgesetzt wurde. «Was wir hier machen ist Grundlagenforschung im besten Sinn des Wortes und es ist ein Baustein in dem komplexen Thema, was die Geschichte der Reichskrone betrifft», sagte Projektleiter Franz Kirchweger.

So sind im ersten Projektjahr den Angaben zufolge rund 60'000 Fotos in bis zu 2500-facher Vergrösserung entstanden. Die auffallend grosse und schwere Krone, Teil der vollständig erhaltenen Reichskleinodien, sei im Lauf der Jahrhunderte durch ihren Gebrauch immer wieder auch beschädigt worden. Bei einem Sturz auf den Boden seien Steine herausgebrochen, die ersetzt worden seien, so Kirchweger.

Die Reichskrone wird penibel abfotografiert.
Die Reichskrone wird penibel abfotografiert.
Kunsthistorisches Museum/dpa

Die Krone war jahrhundertelang in Nürnberg deponiert, bevor sie aus Sorge vor dem vorrückenden Napoleon 1796 nach Wien gebracht wurde. Heute ist sie eines der spektakulärsten Objekte in der Schatzkammer des KHM. Kooperationspartner des bis Ende 2024 laufenden Projekts sind unter anderem der Louvre und das Bayerische Nationalmuseum. D

ie Finanzierung beträgt 1,3 Millionen Euro, die unter anderem von Sponsoren wie der Ernst-von-Siemens-Kunststiftung und der Rudolf-August-Oetker-Stiftung aufgebracht werden. Mit Blick auf das Herrschaftsgebiet der Kaiser des Heiligen Römisches Reiches deutscher Nation begründete der Generalsekretär der Siemens-Kunststiftung, Martin Hoernes, das Engagement: «Die Krone ist ein Stück Europa.»

SDA/phi