Strom selber erzeugen Lohnt sich ein Mini-Kraftwerk auf dem Balkon?

Von Gabriela Beck

6.10.2022

Mit Fotovoltaikanlagen im Kleinformat lassen sich Stromkosten deutlich senken. Sie eignen sich zum Einsatz auf dem Balkon, auf Terrassen oder im Garten – und auch in Mietshäusern.
Mit Fotovoltaikanlagen im Kleinformat lassen sich Stromkosten deutlich senken. Sie eignen sich zum Einsatz auf dem Balkon, auf Terrassen oder im Garten – und auch in Mietshäusern.
Sven Hoppe/Keystone

Mit Stecker-Solargeräten können auch Mieter*innen oder Wohnungseigentümer*innen eigenen Strom erzeugen. Geld lässt sich damit aber nicht verdienen. Kosten sparen schon.

Von Gabriela Beck

6.10.2022

Fotovoltaik lässt sich inzwischen nicht mehr nur auf dem Dach installieren, sondern auch in Form von handlichen Solarpanelen, die sich am Balkongeländer befestigen lassen. Mit diesen können nun nicht mehr nur Eigenheimbesitzer, sondern auch Mieter und Wohnungseigentümer Solarstrom für den Eigenbedarf erzeugen. Die Nachfrage steigt mit den Strompreisen. «Balkonsolar», «Steckersolar» oder «Plug-in-FV» wird das Konzept genannt. blue News erklärt, wie die Technik funktioniert und worauf man beim Einbau achten muss:

Wie funktioniert eine Balkon-Solaranlage?

Stecker-Solargeräte bestehen aus ein oder zwei Standard-Fotovoltaik-Modulen mit einer Grösse von meist 100 x 170 Zentimetern und einem integrierten Wechselrichter für die Umwandlung des durch die Sonneneinstrahlung erzeugten Gleichstroms in Wechselstrom, wie er für das Stromnetz benötigt wird. Dazu ein Kabel mit einem Stecker, damit der hausgemachte Strom über die Balkonsteckdose – oder eine andere normale Haushaltssteckdose – in den Stromkreislauf des Haushalts gespeist werden kann. Oft ist in dem Paket auch eine Halterung für die Befestigung der Module enthalten.

Gemäss dem Eidgenössischen Starkstrom Inspektorat (ESTI) müssen Plug-and-Play-Solaranlagen in der Schweiz mit einem Fehlerstrom-Schutzschalter ausgestattet sein. Dieser kann entweder in die Steckdose integriert oder in Form eines FI-Anschlusskabels ausgelegt sein. Ein Elektriker ist für die Installation ist nicht nötig.

Gibt es staatliche Förderung für Plug-&-Play-Anlagen?

Zwar werden Solaranlagen in der Regel gefördert, in der Schweizer Energieförderungsverordnung ist jedoch festgelegt, dass Anlagen mit weniger als 2 kW Leistung – und dazu gehören Balkon-Solaranlagen – nicht gefördert werden.

Brauche ich eine Erlaubnis für den Betrieb?

Eine Genehmigung ist nicht nötig. Allerdings muss die Anlage vor Inbetriebnahme dem zuständigen Netzbetreiber schriftlich gemeldet werden.

Wie viel Strom kann ich mit einem Balkon-Kraftwerk produzieren?

In der Schweiz ist man gemäss dem Eidgenössischen Starkstrom Inspektorat (ESTI) dazu berechtigt, bei sich zu Hause eine sogenannte Plug-and-Play-Fotovoltaikanlage mit einer Einspeiseleistung von maximal 600 Watt zu betreiben – also etwa zwei Standard-Paneelen mit je 300 Watt. Es gibt aber auch kleinere Modelle mit 50 bis 150 Watt Leistung. Zwei bis vier davon können an einen Modulwechselrichter angeschlossen werden.

Watt ist die Masseinheit für den Stromfluss, also die Geschwindigkeit. Manche Haushaltgeräte benötigen mehr Watt wie etwa der 600-Watt-Staubsauger, andere, etwa LED-Lampen, benötigen viel weniger. Für ihre Arbeit benötigen Haushaltgeräte aber Energie in Form von Strom. Also eine Menge über einen gewissen Zeitraum – gerechnet in Kilowattstunden. Anlagen mit 600 Watt Leistung liefern zwischen 450 und 600 Kilowattstunden Strom im Jahr. Wie viel genau, hängt von der Dauer und Intensität der Einstrahlung ab, von Aufstellungsort, Neigungswinkel, Verschattung und Wetter.

Was passiert, wenn der Strom aus dem Stecker-Solargerät nicht ausreicht?

Reicht der Strom vom Balkon nicht für den Betrieb aller Haushaltgeräte aus, fliesst einfach Strom vom Energieversorger aus dem Netz dazu. Auf alle Fälle senkt sich aber mit dem Betrieb eines Stecker-Solargeräts die Menge an Strom, den man vom Versorger beziehen muss und der ungleich teurer ist.

Kann ich mit selbst produziertem Strom aus der Kleinanlage Geld verdienen?

An sonnigen Tagen ist es gut möglich, dass ein Haushalt nur einen Teil des selbst erzeugten Stroms benötigt. Der Überschuss fliesst dann in das öffentliche Stromnetz ab. Über die Einspeisevergütung lässt sich damit aber eher kein Geld verdienen, denn der Aufwand würde nicht im Verhältnis zu den mit Kleinanlagen erzielbaren Erlösen stehen. So müsste ein Installateur zuerst ein Technisches Anschlussgesuch stellen, weiter wäre ein Einspeisevertrag mit einem Netzbetreiber nötig und die Zählertechnik müsste von einem Handwerker ausgetauscht werden. Die nötigen Netto- und Überschuss-Zähler gibt es vom Netzbetreiber zur Miete. Die Gebühren dafür variieren je nach Energieversorger stark und können laut dem Verband unabhängiger Energieerzeuger VESE bis zu 25 Franken pro Monat betragen.

Ist es sinnvoll, überschüssigen Strom zu speichern?

Eine Batterie zu installieren, lohnt sich ebenfalls nicht, da die überschüssigen Strommengen aus Kleinanlagen in der Regel sehr gering sind.

Darf ich in einer Mietwohnung ein Balkon-Kraftwerk installieren?

Plug-and-Play-Solaranlagen sind wegen des geringen Platzbedarfs und des einfachen Anschlusses gerade in Mietwohnungen sehr populär. Da es sich dabei eher um stromerzeugende Haushaltgeräte handelt als um ganze Anlagen, die noch dazu auch jederzeit ohne Beschädigung der Mietsache wieder zurückgebaut werden können, sollte der Einbau kein Problem darstellen. Es empfiehlt sich aber dennoch, den Vermieter vorab zu informieren.

Dürfen in einem Wohnhaus mehrere Plug-and-Play-Anlagen installiert werden?

Ja, sofern die maximale Leistung von 600 Watt pro Zählerkreis nicht überschritten wird. Einfamilienhäuser haben meist nur einen Zähler, in Mehrfamilienhäusern gelten die 600 Watt pro Wohnung, sofern die Zählerkreise der Wohnungen getrennt sind – also ein Zähler pro Wohnung existiert.

Kann ich die Module bei einem Umzug mitnehmen?

Stecker-Solargeräte sind so konstruiert, dass sie mit wenigen Handriffen an- und abmontiert und an anderer Stelle wieder aufgebaut werden können.

Wie viel kostet eine Balkon-Solaranlage?

Die meisten Anlagen werden mit einer Leistung von 300 Watt angeboten. Je nach Ausführung belaufen sich die Kosten auf 800 bis 1'200 Franken, hauptsächlich abhängig vom entsprechenden Befestigungssystem. Aufgrund der grossen Nachfrage und immer noch gestörter Lieferketten der meist in China produzierten Anlagen beträgt die Wartezeit aktuell einige Wochen bis Monate.

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