Neue Forschungsresultate Magersucht liegt auch in den Genen

SDA/tjb

16.7.2019

Immer dünner und dünner: Magersucht kann auch physische Ursachen haben, zeigt eine neue Studie.
Immer dünner und dünner: Magersucht kann auch physische Ursachen haben, zeigt eine neue Studie.
 Bild: DPA/Monique Wüstenhagen

Magersucht hat offenbar nicht nur psychische Ursachen. Auch Stoffwechselgene spielen dabei eine Rolle, wie eine gross angelegte Studie mit Schweizer Beteiligung zeigt.

Ein verzerrtes Selbstbild, der zwanghafte Wunsch abzunehmen und extreme Angst vor Gewichtzunahme führen zu gefährlich geringem Körpergewicht: Gerade unter dem Druck sozialer Medien geraten Jugendliche leicht in den Sog einer Magersucht, Mädchen weitaus häufiger als Knaben. Die Sterberate liegt höher als bei anderen psychischen Störungen.

Stoffwechsel spielt eine Rolle

Möglicherweise sind die Ursachen für die Essstörung jedoch nicht rein psychischer Natur. Acht Genvarianten scheinen mit Magersucht in Zusammenhang zu stehen und weisen auf eine Rolle des Stoffwechsels bei der Entstehung der Krankheit hin.

Zu diesem Schluss kommt ein internationales Forschungsteam um Cynthia Bulik von der University of North Carolina (USA). Sie verglichen das Erbgut von fast 17'000 Magersucht-Patientinnen und -Patienten aus 17 Ländern mit dem Genom von rund 55'500 anderen Personen. Die Studie, an der auch Forschende aus Genf, Lausanne und Basel beteiligt waren, erscheint im Fachblatt «Nature Genetics».

Verbindung zu anderen psychischen Störungen

Die genetischen Variationen, die in der Gruppe der Magersucht-Betroffenen häufiger vorkamen als in der Kontrollgruppe, betreffen unter anderem die Körperabmessungen, den Kohlenhydrat- und Fettstoffwechsel.

Zudem stellten die Forschenden fest, dass die betroffenen Genen mit bekannten Risikogenen für andere psychiatrische Störungen überlappen, wie Zwangs- oder Angststörungen, Depressionen sowie Schizophrenie.

Es bestehe eine gewisse Unsicherheit bei der Einordnung von «Anorexia nervosa», so der Fachbegriff für die Essstörung, wie Janet Treasure vom King's College London gemäss einer Mitteilung desselben erklärte. Diese Unsicherheit beruhe auf der Mischung aus physischen und psychischen Aspekten der Erkrankung. Die nun vorgelegte Studie bestätige diese Dualität.

Die Forschenden ziehen daher den Schluss, dass Magersucht sowohl als psychiatrische als auch als stoffwechselbedingte Störung betrachtet werden müsse, um effektivere Therapien zu entwickeln.

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