Archäologie Mysteriöse Wikinger-Gräber stellen Forscher vor Rätsel

dpa/uri

25.11.2019

Die Wikinger bestatteten wichtige Persönlichkeiten in Booten. In Norwegen wurde nun eine sehr spezielle Grabstätte entdeckt – mit einem Boot im Boot. An anderer Stelle gab es einen weiteren spektakulären Fund.

Bei Ausgrabungen in Vinjeøra rund 500 Kilometer nordwestlich von Oslo waren die Wissenschaftler auf die Gräber eines Mannes aus dem 8. und einer Frau aus dem 9. Jahrhundert gestossen, wie der Archäologe Raymond Sauvage vom Museum der Technisch-Naturwissenschaftlichen Universität Norwegens (NTNU) der Deutschen Presse-Agentur sagte. Das Kuriose: Das Boot mit der Frau war in das etwas grössere Bootsgrab des etwa 100 Jahre zuvor bestatteten Mannes eingelassen.

Bootsgräber aus der Wikingerzeit wurden bereits häufiger im hohen Norden gefunden. Dieses sei jedoch speziell, sagte Sauvage. «Es ist besonders, weil wir zum ersten Mal wirklich klar sehen können, dass sie ein altes Grab wiederverwendet haben.» Generationen nach dem Tod des Mannes sei sein Grab dafür vorsichtig ausgehoben worden, um die Frau in ihrer besten Kleidung und mit Schmuck behangen in dem neuen Boot zu begraben. Der Mann sei unter anderem neben seinem Schild und Schwert beigesetzt worden, die Frau später unter anderem neben dem Kopf einer Kuh.

Womöglich Grossvater und Enkeltochter

Die Wissenschaftler wollen nun herausfinden, warum die Wikinger so vorgegangen sind. «Das ist eine sehr schwierige Frage, auf die es mehrere Antworten geben kann», sagte Sauvage. Womöglich seien die beiden verwandt gewesen. Dass es sich um Vater und Tochter handle, sei wegen des Zeitunterschieds nicht möglich. Wahrscheinlicher sei, dass es sich vielleicht um Grossvater und Enkeltochter handle.

Erst kürzlich hatten norwegische Archäologen auf der Insel Edøya westlich von Trondheim die Überreste eines Schiffs ausfindig gemacht, das vermutlich aus der Wikingerzeit stammt. In einer Mitteilung des Bezirks Møre und Romsdal hiess es am Freitag, es sei zu früh, das Schiff genau zu datieren, aber es sei sicher mehr als 1'000 Jahre alt. «Dies ist eine Entdeckung von nationaler und internationaler Bedeutung», sagte Ola Elvestuen, Minister für Klima und Umwelt.

Edøya liegt an der Schifffahrtsstrasse nach Trondheim, wo König Harald Hårfagre in der Nähe der Insel Solskjel zwei Seeschlachten austrug, um Ende des 8. Jahrhunderts die königliche Macht in Norwegen zu erringen.

Edøya-Schiff auf Acker entdeckt

Die NIKU-Archäologen hatten das Schiff bereits im September mithilfe eines Georadars entdeckt, das wie ein Echolot Signale in den Boden sendet und reflektierte registriert. Vor einem Jahr wurde mit dieser Methode in der Nähe von Halden im Süden Norwegens ein ähnlich altes Schiff gefunden.

«Die Überreste des Edøya-Schiffs wurden auf einem Acker entdeckt, der einst ein Grabhügel war», erklärte Knut Paasche vom NIKU. In der Mitte des Hügels könne man deutlich einen 13 Meter langen Kiel erkennen. Insgesamt könne das Schiff 16 bis 17 Meter lang sein. «Das Schiff ist wichtig für unsere gemeinsame Geschichte», sagte Umweltminister Elvestuen. «Jetzt müssen wir herausfinden, wie wir es richtig behandeln.»

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