Überraschung in Ägypten Forscher entdecken geheime Kammer in Cheops-Pyramide

SDA/uri

2.3.2023 - 11:33

Blick in die unbekannte Kammer in der Cheops-Pyramide.
Blick in die unbekannte Kammer in der Cheops-Pyramide.
ScanPyramids / TU München

Die Cheops-Pyramide ist eines der am besten untersuchten Bauwerke der Welt – und liefert immer noch Überraschungen: Nun konnte die Existenz einer recht grossen Kammer nachgewiesen werden.

Keystone-SDA, SDA/uri

Ein internationales Forschungsteam hat in der Cheops-Pyramide von Gizeh eine bisher unbekannte Kammer nachgewiesen. Bereits seit Jahren hatten Messungen auf einen verborgenen Hohlraum hingewiesen.

Durch ein Endoskop, das durch einen schmalen Spalt zwischen Steinen geführt wurde, sei nun die Existenz einer erstaunlich grossen Kammer bestätigt worden, teilte am Donnerstag die Technische Universität München (TUM) mit, die mit einem Team an den Arbeiten beteiligt war.

Die Cheops-Pyramide zählt zu einem der Sieben Weltwunder der Antike. Der Fund sei nicht zuletzt besonders bedeutsam, weil die Pyramide als eines der am besten untersuchten Bauwerke der Welt gelte, erläuterten die TUM-Wissenschaftler am Donnerstag. Im Inneren der Kammer seien keine Fussspuren oder ähnliche Hinweise auf menschliche Aktivitäten zu sehen. Daher nimmt die Forschungsgruppe laut TUM an, dass diesen Raum seit rund 4500 Jahren kein Mensch mehr zu Gesicht bekommen hat.

Die Cheops-Pyramide ist die älteste und grösste der drei Pyramiden von Gizeh. (Archivbild)
Die Cheops-Pyramide ist die älteste und grösste der drei Pyramiden von Gizeh. (Archivbild)
Keystone

Die Kammer befindet sich oberhalb des eigentlichen Zugangs an der Nordseite der Pyramide. Der zwischen 17 und 23 Meter über Bodenniveau liegende Korridor überschreite nach ersten Schätzungen sogar die ursprünglich vermutete Grösse von mindestens fünf Meter Länge.

Aussergewöhnlicher Fund

Ägyptologen werten den Fund als aussergewöhnlich. «Es ist spektakulär, denn die Kammer ist wirklich gross», sagte der Ägyptologe Alexander Schütze von der Ludwig-Maximilians-Universität, der nicht an den Forschungen beteiligt war. Allerdings ist die Bedeutung der Kammer womöglich nur eine technische. «Es sieht für mich sehr danach aus, dass es sich um eine weitere Entlastungskammer handelt, die den immensen Druck der Steine von der Eingangskonstruktion nehmen sollte», sagte Schütze. «Der Fund wird auch das Verständnis der Bauweise vorantreiben.»

Nicht zuletzt über der Königskammer gibt es Räume, auf denen giebelartig angeordnete Steinen ruhen und die nach bisherigen Erkenntnissen zur Entlastung dienen. Die Steine über den Gängen und Kammern wiegen Millionen Tonnen.

Offene Fragen zu Statik

«Entlastungskammern sind grundsätzlich bekannt», sagt auch der Bauforscher am Deutschen Archäologischen Institut Kairo, Martin Sählhof. Es erscheine ihm plausibel, wenn am früheren Eingang derartige Hohlräume konstruiert worden seien. Viele Fragen zu Statik und Bauprozess seien aber noch offen.

Bis heute gibt es Rätsel auf, wie die alten Ägypter vor rund 4500 Jahren die immensen Pyramiden mit den viele Tonnen schweren Blöcken bauten. Die Messungen des ScanPyramids-Teams sollen auch dazu beitragen, die Baugeschichte der Cheops-Pyramide und den inneren Aufbau besser zu verstehen.

Untersuchung mit Ultraschall

Zur näheren Untersuchung setzte das TUM-Team unter Leitung von Christian Grosse solche Methoden wie Radar und Ultraschall ein. «Die Pyramiden gehören zum Weltkulturerbe. Deshalb müssen wir bei der Untersuchung besonders vorsichtig vorgehen, damit keine Beschädigungen entstehen», sagte Grosse. Radar- und Ultraschallmessgeräte könnten nicht nur zerstörungsfrei, sondern teilweise sogar kontaktfrei angewendet werden.

Die Myonentomografie hatte zunächst Dichteunterschiede im Bauwerk gezeigt, denen die Forscher weiter nachgingen. Sie hatten dann vermutet, dass es sogar zwei unterschiedlich grosse Hohlräume an verschiedenen Stellen in der Pyramide gibt. Der eine konnte nun bestätigt werden. Der andere Hohlraum im Zentrum der Pyramide könnte – falls er sich bestätigt – deutlich grösser sein. Noch immer birgt die Pyramide Rätsel.

In der Antike «geplündert»

Weitere Forschungsarbeit sei nötig, hiess es bei der TUM. Die genaue Funktion des Kammer- und Schachtsystems im Innern der monumentalen Pyramide, die rund 140 Meter aufragt, ist nicht vollständig geklärt.

Spekuliert wurde sogar, ob in einer der Kammern die Mumie des Pharao Cheops liegen könnte. Der Sarkophag in der Königskammer war leer vorgefunden worden. Doch Forscher gehen eher davon aus, dass die Mumie nicht in der Pyramide ist. «Es gibt meines Erachtens keinen Grund, eine Art Versteck zu vermuten, wo man die Überreste beigesetzt hat», sagte Schütze. Die Pyramide war geplündert worden, wahrscheinlich bereits in der Antike.