Studie Wir können uns immer schlechter fokussieren

tsha

17.4.2019

Das Internet ist schuld: Die Menschen können sich immer schlechter auf eine Sache konzentrieren (Symbolbild).
Das Internet ist schuld: Die Menschen können sich immer schlechter auf eine Sache konzentrieren (Symbolbild).
Bild: Keystone

Die Aufmerksamkeitsspanne der Menschen sinkt immer weiter. Eine neue Studie bestätigt nun diese Vermutung – und liefert eine Erklärung für das Phänomen.

Kleiner Test: Schaffen Sie es, diesen Text bis zum Schluss zu lesen? Rund 320 Wörter liegen vor Ihnen, etwa anderthalb Minuten Ihrer Zeit wird dieser Artikel beanspruchen. Zu viel? Dann sind Sie nicht allein. Denn eine Studie der Technischen Universität Dänemarks hat nun herausgefunden, dass die Aufmerksamkeitsspanne der Menschen immer weiter sinkt.

«Die negativen Auswirkungen von Sozialen Medien und einer schnelllebigen Nachrichtenwelt auf unsere Aufmerksamkeitsspanne werden seit Jahren diskutiert», so die Autoren. Bislang habe es dazu allerdings keine emprischen Studien gegeben. Die im Magazin «Nature Communications» veröffentlichte Arbeit zeige nun, dass die Aufmerksamkeitsspanne tatsächlich immer weiter sinke – nicht nur in den Sozialen Medien.

«Es hat den Anschein, als könnten wir uns nur auf eine bestimmte Menge von Dingen konzentrieren und dass immer mehr Dinge um diese Aufmerksamkeit konkurrieren», erklärt Professor Sune Lehmann von der Technischen Universität Dänemarks. «Dies unterstützt die Behauptung, dass es beispielsweise immer schwieriger ist, der schnelllebigen Nachrichtenwelt zu folgen.»

«Harter Wettbewerb um Neuigkeiten»

So fand die Studie etwa heraus, dass Trends immer kurzlebiger sind. Blieb ein Twitter-Hashtag im Jahr 2013 noch 17,5 Stunden in den Top 50, sank die Dauer drei Jahre später auf 11,9 Stunden – weil neue Trends den Nutzern offenbar wichtiger erschienen. Auch auf die Nutzung von anderen Medien, etwa Büchern oder Filmen, liesse sich diese Erkenntnis übertragen.

«Wenn immer mehr Inhalte in weniger Zeit produziert werden, nimmt die Aufmerksamkeit der Menschen immer schneller ab. Die Öffentlichkeit interessiert sich kürzer für ein Thema, das direkt von einem neuen Thema abgelöst wird, weil es einen harten Wettbewerb um Neuigkeiten gibt», so die Autoren der Studie.

Weil die Welt heute besser miteinander verbunden sei, gebe es auch mehr Informationen, die der Mensch verarbeiten müsse. «Deswegen schalten wir schneller von einem Thema zum anderen», sagt Philipp Lorenz-Spreen, einer der Ko-Autoren der Studie. Welche Auswirkungen das auf das Individuum hat, dies gelte es nun herauszufinden. 

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