«Ocean Cleanup» Müllschlucker für die Weltmeere funktioniert «prächtig»

SDA

26.11.2018

Ein Abfallsammelgerät aus dem Projekt «Ocean Cleanup» auf seinem Weg zum Einsatzort im Pazifischen Ozean. 
Ein Abfallsammelgerät aus dem Projekt «Ocean Cleanup» auf seinem Weg zum Einsatzort im Pazifischen Ozean. 
Keystone

Seit vier Wochen sammelt «Ocean Cleanup» Müll im Pazifik. Jetzt gibt es eine erste Erfolgsbilanz des Projekts.

Anfang September verliess die erste Hochsee-Abfallsammeleinrichtung des «Ocean Cleanup»-Projekts den Hafen von San Francisco. Nach einer Testphase ist die rund 600 Meter lange schwimmende Barriere an ihrem Bestimmungsort angekommen.

Laut Meeresbiologen Gerhard Herndl von der Uni Wien funktioniert das System trotz Anfangsproblemen «recht prächtig». Das «System 001» wurde zuerst in Küstennähe eingehend überprüft, «denn wie sich die gesamte 600 Meter lange Röhre verhält, wurde noch nie getestet. Die Vorversuche wurden nämlich durchwegs mit kleineren Barrieren durchgeführt», sagte Herndl, der Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Vorhabens ist.

Seit etwas mehr als vier Wochen ist das System im nördlichen Pazifik zwischen Kalifornien und Hawaii rund 500 Kilometer von San Francisco entfernt im «Great Pacific Garbage Patch» im Einsatz. Nicht nur in diesem ozeanischen Kreiselstromgebiet zirkulieren mittlerweile Unmengen an Plastik.

Bis zu 60 Anlagen geplant

Das «Ocean Cleanup»-Team um den medienwirksam agierenden jungen Niederländer Boyan Slat möchte zukünftig mit bis zu 60 solcher Anlagen die Meere von Kunststoffabfall befreien, der auf und knapp unter der Oberfläche schwimmt. Die Forscher beobachten nun mittels Drohnen, die von Begleitschiffen aus starten, sowie über eingebaute Kameras, wie der erste U-förmig, gegen den Strom ausgerichtete, passiv treibende Prototyp den Müll einsammelt.

Das Konzept gehe bisher auch auf, «das Plastik sammelt sich wirklich an und die Lebewesen werden auch nicht geschädigt», sagte Herndl. Lediglich Exemplare der an der Wasseroberfläche treibende Segelqualle (Velella velella) sammeln sich wie erwartet in grösserer Zahl an der Barriere. Diese Art könne diese Ausfälle allerdings leicht kompensieren, so der Biologe.

Der erste Prototyp des «Ocean Cleanup» wurde 2016 an der niederländischen Küste vor Scheveningen installiert.
Der erste Prototyp des «Ocean Cleanup» wurde 2016 an der niederländischen Küste vor Scheveningen installiert.
Bild: Keystone/Remko De Waal

Eine Frage der Geschwindigkeit

Erst vor wenigen Tagen zeigte sich jedoch, dass bei stärkerem Wind und somit erhöhter Strömung ein Teil des bereits gesammelten Kunststoffes wieder abhandenkam. Ist nämlich der Geschwindigkeitsunterschied zwischen Barriere und Strömung und damit der Staudruck zu gross, könne sich der etwa drei Meter tief reichende «Teppich» fallweise nach hinten biegen und das Plastik wieder freigeben.

Die Experten steuern jetzt gegen, indem das U an den Enden etwas zusammengezogen wird. Damit wird «System 001» selbst etwas schneller «und der Unterschied zwischen der Geschwindigkeit des Wassers und der Barriere ist nicht so gross», erklärte Herndl. In den nächsten Wochen werde dann auch erstmals das gesammelte Plastik abgeschöpft und wieder an Land gebracht. Der gesamte Vorgang wird wissenschaftlich begleitet und evaluiert.

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