Archäologie Polnische Forscher entdecken Fötus im Bauch einer ägyptischen Mumie

SDA

30.4.2021 - 06:46

Warschauer Forscher haben beim Röntgen einer 2000 Jahre alten Mumie einen Foetus im Körper der einbalsamierten Ägypterin gefunden. Das ist bisher weltweit noch nie vorgekommen (Bild: Warsawmummyproject)
Warschauer Forscher haben beim Röntgen einer 2000 Jahre alten Mumie einen Foetus im Körper der einbalsamierten Ägypterin gefunden. Das ist bisher weltweit noch nie vorgekommen (Bild: Warsawmummyproject)
Keystone

Polnische Wissenschaftler haben einen Fötus in einer rund 2000 Jahre alten ägyptischen Mumie entdeckt. Dies sei der weltweit erste bekannte Fall einer «schwangeren einbalsamierten Leiche», schreiben die Forscher im «Journal of Archaeological Science».

Entdeckt wurde der Fötus bei Untersuchungen einer Mumie, die seit 1917 im Nationalmuseum Warschau ausgestellt wird. Ihr Ehemann und sie hätten auf Röntgenbildern «einen für Eltern von drei Kindern vertrauten Anblick» gesehen – «einen kleinen Fuss», erklärte Marzena Ozarek-Szilke, Anthropologin und Archäologin an der Universität Warschau, am Donnerstag. Bei weiteren Scans sei auch der Rest der Fötus ausgemacht worden.

Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Frau zwischen 20 und 30 Jahre alt und in der 26. bis 30. Schwangerschaftswoche war. «Wir wissen nicht, warum der Fötus während der Mumifizierung nicht aus dem Bauch der Verstorbenen genommen wurde», sagte der an dem Projekt beteiligte Wojciech Ejsmond von der Polnischen Akademie der Wissenschaften.

Ozarek-Szilke Laut könnten die Einbalsamierer versucht haben, die Schwangerschaft zu verheimlichen. Denkbar sei auch ein «Zusammenhang mit dem Glauben und der Wiedergeburt im Jenseits».

Bislang sind nach Angaben der Wissenschaftler keine weiteren Fälle «schwangerer einbalsamierter Leichen» bekannt. Der Fund eröffne «neue Möglichkeiten der Erforschung der Schwangerschaft im Altertum und der Praktiken im Zusammenhang mit Mutterschaft», schreiben die Forscher in ihrem Fachartikel. Die ägyptische Mumie gelangte bereits im 19. Jahrhundert nach Polen.

*Fachartikellink https://doi.org/10.1016/j.jas.2021.105371