SUV im Test Provokant und pompös – der BMW X6 erfüllt alle Klischees

dap/tafu

10.11.2019

Brave und praktische Geländewagen gibt es viele – auch bei BMW. Deshalb schlagen die Bayern beim X6 über die Stränge: Nicht nur innen herrscht übermässiger Luxus, auch von aussen trägt das SUV Coupé richtig dick auf.

Während sich alle Welt ums Klima sorgt, bringt BMW jetzt die dritte Generation des X6 an den Start: Grösser, stärker und schneller als bisher – so soll das gut 83'000 Franken teure SUV vom November an gegen den Porsche Cayenne und das Mercedes GLE Coupé antreten. Und selbst dem Lamborghini Urus könnte es mit seinem pompösen Auftritt den Rang ablaufen.

Ein Erscheinungsbild, das provoziert

Dass Extravaganz beim X6 Programm ist, daran lässt allein die Frontpartie keinen Zweifel aufkommen. Nicht umsonst hat der X6 eine riesige Niere, die man erstmals auch mit LED-Leisten beleuchten kann. Stechende Scheinwerfer und die schiere Breite tun ihr Übriges.

Dazu gibt es stark konturierte Flanken, eine sichtlich flachere Dachlinie als beim Vorgänger, die die Bubble-Optik etwa des Achter Coupés aufnimmt, und ein ausladendes Heck, das auf den Hintermann wie ein Affront wirken muss. Keine falsche Bescheidenheit, lautet die selbstbewusste Botschaft des X6, die BMW mit grossem Aufwand transportiert. Nicht umsonst gibt es ausser der Motorhaube und den Scheinwerfern kein Übernahmeteil vom eng verwandten BMW X5, der bei identischem Antrieb und Ausstattung rund 3'850 Franken weniger kostet.



Die Motoren rechtfertigen das Muskelspiel

So protzig und provozierend der X6 auch auftritt, ein Blender ist er nicht. Angesichts seiner starken Motoren lässt er zu Recht die Muskeln spielen. So gibt es das Luxus-SUV zunächst mit einem Sechs- und später mit einem Achtzylinder der M GmbH, mit dem die Leistung auf 460 kW/625 PS steigt, und eine Höchstgeschwindigkeit von 290 km/h möglich ist. Den Anfang macht der X6 30d mit einem drei Liter grossen Diesel.

Darüber rangiert der X6 40i, der von einem ebenfalls drei Liter grossen Sechszylinder-Benziner mit 250 kW/340 PS angetrieben wird. Und an der Spitze stehen der M50d, in dem der gleiche Diesel auf 294 kW/400 PS kommt, sowie der M50i mit einem 4,4-Liter-Benziner und 390 kW/530 PS.

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Weil es beim X6 um alles andere als Sparsamkeit geht, kann man auch gleich zum stärksten Motor greifen. Denn mit einem Drehmoment von 750 Nm und dem kräftigen und grollenden Sound passt der V8 vorzüglich zu dem Coupé, wuchtet den Wagen binnen 4,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h und lässt sich nur widerwillig auf 250 Sachen limitieren.

Allerdings hat das Vergnügen gleich einen doppelten Preis: Der Händler kassiert mindestens 108'000 Franken, und an der Tankstelle ist man Dauergast, denn schon in der Theorie liegt der Verbrauch bei 10,4 Litern (CO2-Ausstoss 237 g/km). Und die Verlockung ist gross, mehr Gas zu geben als es der Anstand gebietet. Zumal sich der X6 trotz seiner 2,2 Tonnen und 4,94 Meter halbwegs handlich bewegen lässt, und eine Luftfederung im Zusammenspiel mit der Wankstabilisierung für Ruhe beim Rasen sorgt.

Inneres steht Äusserem in nichts nach

Auch im Inneren zeigt sich der X6 mehr als grosszügig. Zumindest werden die Insassen auf vier von fünf Plätzen ordentlich verwöhnt. Ebenso gibt es im Fond ausreichend Knie- und Kopffreiheit, das Ladevolumen umfasst 580 bis 1'530 Liter. Wo man auch hinschaut, überall prunken edle Materialien. Zudem sorgt die SkyLounge mit ihren vielen tausend LED-Sternen im Glasdach für eine magische Atmosphäre.



Das Ganze garniert BMW mit einem modernen Infotainment-System samt Touchscreen, Sprachbedienung, Gestensteuerung, animierten Anzeigen und permanentem Online-Zugang. Darüber hinaus befinden sich ein digitaler Beifahrer sowie zahlreiche Assistenzsysteme an Bord. Daher kann man beinahe die Hände in den Schoss legen und der Elektronik die meiste Arbeit überlassen – auch wenn einem dann im X6 der Genuss am Selber-Fahren entgeht.

Fazit: Der Punk unter den Premium-Geländewagen

Nicht nur Grösse und Optik, sondern auch sein Antrieb dürfte für Klimabesorgte die pure Provokation sein. Ein solches Anti-Statement kann man nicht deutlicher zum Ausdruck bringen als mit dem X6. Und genau das kommt bei der Zielgruppe an. So, wie man früher mit einem wild getunten Opel Manta gegen das Establishment rebelliert hat, gibt heute der X6 den Punk in der Premium-Klasse. Nur dass man sich dieses Bekenntnis mittlerweile deutlich mehr kosten lassen muss.

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